Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord

Mord

Titel: Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ludwig Kröber
Vom Netzwerk:
Laden irgendwie lief, auch wenn der Chef zunehmend häufig ausfiel.
    Elisabeth bewunderte die resolute Frau. Sie begann, ihr immer mehr zu erzählen, von ihrem Kummer, ihrem Ärger mit Reinhold. Um sie von den Vorteilen sexueller Freiheit zu überzeugen, hatte Tanner sie jetzt schon dreimal in einen Swinger Club mitgenommen, Cäsars Palace in Sprockhövel. «Das ist da irgendwo im Ruhrgebiet», sagte sie, aber Rita wusste das schon. Reinhold hatte gesagt, da würde man zu nichts gezwungen, jeder konnte da machen, was er wollte, und auch nein sagen. Na ja, von dieser Regel hatte sie dann Gebrauch gemacht und den ganzen Abend in Bademantel und Badelatschen an der Bar gesessen, Altbier getrunken und sich mit einer anderen Frau unterhalten.
    Die meisten waren etwa in ihrem Alter, aber nur wenige der Frauen konnten im Aussehen mit ihr konkurrieren. Man sollte natürlich eigentlich was Aufreizendes anziehen. Überall lagen Schalen und Körbchen mit Kondomen herum wie anderswo Bonbons oder Erdnüsse. Unterm Frottémantel war Elisabeth nackt, und höflichkeitshalber hatte sie ihn vorn offen gelassen, damit man sie nicht für prüde hielt. Reinhold wollte unbedingt, dass sie ihm wenigstens zuschaute, wie er eine andere Frau vögelt. Das sollte sie wohl anmachen, aber sie fand das echt unästhetisch. Sauber und ordentlich war es in dem Club, da gab es nichts zu meckern, aber sie fuhr da nicht mehr hin. Wieso auch, wenn ihr das nicht lag, mit einem fremden Mann Sex zu haben. Für sie hatte das immer noch was mit Liebe zu tun.
    «Weißt du, was dein Kerl braucht», meinte Rita, «der braucht mal ’ne richtige Abreibung, einen Warnschuss braucht der. Ihr seid jetzt zehn Jahre zusammen, der ist ja nun auch über vierzig, da wird es allmählich Zeit für die Monogamie, so nennt man das nämlich, und dann soll der Kerl dich auch mal endlich heiraten, du musst ja auch abgesichert sein.» – «Ja, ja», sagte Elisabeth, «du hast gut reden.» – «Nein, wirklich», meinte Rita, «das wird gemacht.» Aber es passierte natürlich nichts.
     
    Rita und Elisabeth wurden Freundinnen. Rita kam mit in den Karnevalsverein, aber sie gingen auch zusammen shoppen und ins Fitness-Studio. Rita lobte die echt klasse Figur von Elisabeth, Elisabeth aber jammerte, Reinhold mache immer häufiger abfällige Bemerkungen. Sie wäre wabbelig geworden, was doch gar nicht stimmte. Und dass er mit einer so alten Frau schlafen musste, 50  Jahre, das hätte er sich im Leben nicht träumen lassen. Und am nächsten Tag kam er dann wieder an und war ganz heiß und wollte unbedingt mit ihr ins Bett. «Macht’s dir denn noch Spaß?», hatte sie ihn mal gefragt, unvorsichtig. «Eigentlich nicht», hatte er gesagt. «Der hat ein Gemüt wie ein Fleischerhund», sagte Rita da.
    Es gab natürlich auch viel Gutes, sie wollte ja nicht ungerecht sein. Sie fuhren zu Rennen, machten Städtereisen, spielten Tennis, gingen ab und zu tanzen, besuchten Messen; dort arbeitete sie auch öfters mit. Und dann verband sie das ganz große gemeinsame Hobby Karneval, damit waren sie von November bis Aschermittwoch ständig beschäftigt, viel zusammen weg, auch die anderen Vereine besuchen. Sie hatte bisher nie das Gefühl, dass er sich von ihr trennen wollte. Er sagte immer: «Ich hab doch alles, was ich will, ’ne Junge, ’ne Ältere und ’ne ganz Alte.» Mit der ganz Alten war sie gemeint.
    Mit einigen vom Karnevalsverein fuhren sie dann zum Kegelwochenende ins Sauerland. Rita kannte das Hotel schon. Sonst fuhren dort immer Kegelvereine hin, die vorher bereits austüftelten, wer mit wem das Zimmer teilte, damit es mal etwas Abwechslung gab, nicht nur Kegeln und Trinken, sondern Dreikampf. Die kleine Gruppe vom Karnevalsverein hatte dagegen ganz solide Absichten. Und Rita hatte rechtzeitig die Chance dieses Ausflugs erkannt.
    Denn im Sauerland lebte der Apache, ein Mann für Spezialaufträge. Um ihn zu treffen, waren die beiden Frauen in Ritas Kadett schon vor dem geplanten Ausflug ins Sauerland gefahren. Eigentlich hieß der Apache Gerd Hülsmann, aber er sah ein bisschen wie Winnetou aus mit seinen langen Haaren, der Lederkluft mit den Fransen und seinen muskulösen, nackten Armen. Er wollte 500  Mark für den Auftrag, und sie erklärten ihm, wann sie kamen.
    Freitagmittag trafen sie im Hotel ein, wo Tanner seinen 5 er BMW auf dem kiesbestreuten Parkplatz abstellte, der durch einige Buschreihen vom Hotel abgeschirmt war. Sie checkten ein und erkundeten ein wenig die

Weitere Kostenlose Bücher