Mord
Personen und 615 Euro pro Monat. Er musste Schulden machen, 500 Euro bei der Sparkasse leihen, konnte trotzdem die Miete nicht mehr bezahlen. Schließlich wurde er aus der Wohnung geklagt, aber er war schon vorher raus.
Im Mai gab es erneut Ärger. Siegfried war im Wedding, wo er gleich hätte hinziehen sollen, vertrautes Umfeld. Es war Vormittag, er saß in einer Kneipe, die rund um die Uhr geöffnet hatte und auf den passenden Namen «Trinkteufel» getauft war. Siegfried spielte am Geldautomaten, er hatte zwei Euro eingeworfen. «Da kommt so ein Punk», berichtete er mir später, «und hat einfach auf die Knöpfe gedrückt.» Er habe zu dem gesagt: «Das ist mein Geld, das ich eingeworfen habe, und dann spiele ich und nicht du. Wenn du das Teil noch mal anfasst, gibt es was.» Prompt habe der wieder Knöpfe gedrückt – «da gab es dann einen Elfmeter, mit dem Kopf». Nach Siegfrieds Kopfstoß seien zwei andere Punks gekommen und hätten ihn von rechts und links angegriffen. Am Ende war auch die Polizei da, Blutprobe, er hatte etwas mehr als 2 Promille.
Der Wirt berichtete der Polizei, der Mann habe morgens mit einer Flasche Whisky auf der Straße gesessen, sei dann reingekommen. Als er auch im Lokal von seinem Whisky trinken wollte, habe er ihm das verboten. Daraufhin sei der Mann zum Tischfußball gegangen, wollte den Spielern einen ausgeben, er habe selbst eine Kneipe, zusammen mit einem Türken. Der Mann sei immer aggressiver geworden, habe mit den Fäusten auf die Tische geschlagen. Plötzlich habe der ein paarmal mit voller Wucht seinen Kopf gegen die Wand gestoßen, so stark, dass er zu bluten anfing. Ein anderer Mann aus dem Lokal konnte ihn beruhigen und vor die Tür schieben. Da habe er noch mal mit seinem Kopf gegen die Wand geschlagen, sich wortlos zu dem Mann umgedreht und ihm einen Kopfstoß gegen die Nase versetzt.
Die Bedienung des Lokals hatte die Polizei gerufen. Die Beamten nahmen Siegfried fest, der sich diesmal nicht wehrte, sie legten ihm die Acht an und setzten ihn in den Streifenwagen. Nach Ausnüchterung wurde er freigelassen; wenn man alle betrunkenen Randalierer in Untersuchungshaft nehmen wollte, müsste man anbauen.
Nach dieser Episode ging Siegfried zu seinem Bewährungshelfer: Er wolle doch lieber Betreutes Wohnen machen. Der Bewährungshelfer sagte, in Ordnung, da gäbe es ein Bürgerschaftsheim, das sei Betreutes Wohnen, für Alkoholiker und andere. Siegfried ging dahin, sprach eine Stunde mit denen, das klang ganz positiv. Eine Woche später kam der Bescheid, man habe sich mehrheitlich entschieden, seine Aufnahme abzulehnen. Sie hätten schon zu viele Alkoholfälle.
Der Bewährungshelfer vermittelte ihm weitere Vorstellungsgespräche, dreimal machte er das mit. Alle lehnten ab, immer mit der gleichen Begründung. Zu diesem Zeitpunkt war er schon in starken Finanznöten. Er hatte nicht das Geld für die wöchentlichen Fahrten nach Prenzlauer Berg zum Bewährungshelfer. Er musste schwarzfahren, um seine Bewährungsauflagen zu erfüllen. Dann überwies auch noch das Arbeitsamt einen Monat lang kein Geld, weil sie es statt auf die Kontonummer auf die Kartennummer überwiesen hatten, und er musste mit denen wegen Überbrückung streiten. So was musste er alles allein machen, ohne Helfer.
Der Bewährungshelfer meinte, er solle zu ALBA gehen, der privaten Müllabfuhr, da könne er Arbeit bekommen. Klar ging er da hin, um 11 Uhr 15 war er da. Da sagten die, er müsse spätestens bis 11 Uhr da sein, er solle am nächsten Tag wiederkommen. Siegfried sagte, dass er am nächsten Tag Geburtstag habe, da ginge es nicht, er komme den Tag danach. Am Tag nach seinem Geburtstag ging er pünktlich hin, und da sagten sie, dass man ihn nicht nehmen könne. Er fragte, warum, und es hieß, weil er 46 Jahre alt sei. Sie würden für den Job nur Leute von 18 bis 45 Jahre einstellen. Er sagte, es gehe doch nur um einen Tag, er sei gerade erst gestern 46 geworden. Aber die haben sich stur gestellt. So ist das gewesen.
Im August berichtete der Bewährungshelfer, offensichtlich trinke Siegfried wieder, angeblich nur in geselliger Runde bei besonderen Anlässen. Einmal sei er mit blauem Auge zum Termin erschienen. Zuletzt habe er aber wieder «trockener» gewirkt.
Im September beging Siegfried einen Ladendiebstahl in einem Penny-Markt. Als ihn der Ladendetektiv festhalten wollte, sprühte er ihm Tränengas ins Gesicht und versuchte sich loszureißen. Als er von einem weiteren
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