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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Familie ihres Vaters? Nie und nimmer. Norm Shonsky gehörte nicht zu ihrem Leben, und sein Clan auch nicht.«
    Sie winkte nonchalant. Zeigte keine Neugier, warum jemand mit Milos Dienstgrad ihr wegen einer Vermissten einen Hausbesuch abstattete.
    Bei ihrem Einkommensniveau war sie vermutlich an guten Service gewohnt.
    »Außerdem«, sagte sie, » besucht Katrina niemanden. Sie folgt einem plötzlichen Impuls und zieht los.«
    »Und wo zieht es sie hin, Ma’am?«
    Sie winkte erneut. »Überallhin. Nach Mexiko, nach Europa. Einmal hat sie es sogar bis nach Tahiti geschafft. Das ist es, was ich mit dumm meinte. Sie findet einen billigen Flug im Internet, plant kein bisschen und fliegt in fröhlicher Selbstvergessenheit einfach los.«
    »Allein?«
    Schweigen.
    »Mrs. Hedges?«
    »Es gibt Männer, nehme ich an«, sagte sie. »Falls sie nicht mit ihnen reist, ist sie zweifellos in der Lage, sie unterwegs zu finden. Sie legt Wert darauf, mir davon zu erzählen, wenn sie zurückkommt.«
    »Ihnen was zu erzählen?«
    »Dass sie sich auf eine Weise benommen hat, die ich nicht gutheißen würde. Sie tut das allein aus dem Grund, um mich zu ärgern. Zu Ausnahmen kommt es nur, wenn sie vergisst, genug Geld einzustecken, und mich vor lauter Verzweiflung anruft. Wenn es dazu kommt, hört sie sich an wie jemand aus dem Reise-Kanal. Dann plaudert sie über die Sehenswürdigkeiten, Museen, malerische alte Kirchen.« Sie zog gierig an ihrer Zigarette. »Ich liebe meine Tochter, Lieutenant, aber sie kann anstrengend sein.«
    »Wie lange ist es her, dass Sie sie zuletzt gesehen haben?«
    Sie zögerte. »Ungefähr einen Monat. Wir haben uns nicht gestritten, nichts in der Art. Aber Katrina hatte die Überzeugung gewonnen, sie müsse unabhängig sein. Mit anderen Worten: kein Kontakt mit Mutter, bis die Finanzen einen anderen Kurs nahelegen. Ich hätte nicht erfahren, dass sie verschwunden ist, wenn ihre Freundin mich nicht angerufen und gefragt hätte, ob Katrina sich bei mir aufhielte.«
    »Welche Freundin?«
    »Eine junge Frau namens Beth Holloway. Hab sie nie kennen gelernt. Sie war mit Katrina in dieser Disco, sie haben sich getrennt, und seitdem hat sie von Katrina nichts mehr gehört.«
    Er las die Adresse in Van Nuys vor, die in Katrina Shonskys Führerschein stand. »Ist die noch korrekt, Ma’am?«, fragte er dann.
    »Ist sie.«
    »Wohnt Katrina allein?«
    »Ja. In einem Loch.«
    »Gibt es derzeit irgendwelche Männer in ihrem Leben?«
    »Nicht dass ich wüsste«, erwiderte Monica Hedges. Am Ende des Satzes war sie leiser als am Anfang, als ob sie der Richtigkeit ihrer Aussage nicht traute. »Katrina neigt dazu, ihr Privatleben abzuschirmen.«
    »Wie lange wohnt sie denn schon dort?«
    »Seit fünfzehn Monaten.« Sie drückte ihre Zigarette aus, beobachtete die dünner werdende Rauchfahne.
    »Was das Abschirmen betrifft -«
    »Sie lässt mich nicht an ihrem Privatleben teilnehmen.«
    »Seien Sie nicht gekränkt, Ma’am, aber glauben Sie, dass sie etwas vor Ihnen verbarg?«
    »Könnte sein, Lieutenant. Falls sie mit einem Mann von Format zusammen gewesen wäre, bin ich davon überzeugt, dass sie ihn mir vorgeführt hätte, nur um mir zu beweisen, dass ich unrecht hatte.«
    »Unrecht womit?«
    »Sie ist eine fantastisch aussehende junge Frau, ich sage ihr dauernd, dass sie etwas für sich tun muss, in anderen Kreisen verkehren muss. Royal und ich sind Mitglieder im Riviera Country Club. Es gibt dauernd gesellige Abende. Wenn ich Katrina anrufe und sie von einer Veranstaltung unterrichte, lacht sie, und dann wird sie ausfallend.«
    »Sie zieht es vor, ihrer eigenen Wege zu gehen.«
    Ihr Blick ging zur Wohnungstür. »Ich weiß einfach, dass ihr das Geld ausgehen und sie jeden Moment angetanzt kommen wird.«
    »Haben Sie ein Foto aus jüngster Zeit, das wir behalten können?«
    Sie griff sich eine neue Zigarette, marschierte durch das Wohnzimmer und ging um eine Ecke. Gedämpfte Stimmen waren zu hören. Der Tonfall ließ auf Spannungen schließen.
    Sie kam allein zurück, die kalte Zigarette in der einen Hand, ein Hochglanzbild in der anderen.
    »Das hier ist etwa vier Jahre alt, aber Katrina ist nicht merklich älter geworden.« Sie berührte sich an der Wange. »Gute Gene. Es ist auf der Hochzeit einer Cousine gemacht worden. Katrina hat als Brautjungfer fungiert. Nachdem sie sich lang und breit über das Kleid beklagt hatte.«
    Eine hübsche junge Frau mit einem herzförmigen Gesicht, die ein mit voluminösen Schulterpolstern

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