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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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waren?«
    »Nicht die geringste.«
    »Wenden wir uns kurz einer anderen Frage zu«, sagte Milo. »Hatte Ella keine Freunde?«
    »Ich habe nie welche gesehen«, antwortete Hochswelder. »Sie und Tony senior waren nicht sehr gesellig. Wir haben Ella jedes Jahr zu Weihnachten eingeladen und ihr gesagt, sie solle Tony junior mitbringen. Jedes Jahr tauchte sie mit einem schönen Obstkorb auf. Er kam nie mit. Offen gestanden haben wir uns gefragt, ob sie es ihm überhaupt gesagt hat.«
    »Warum sollte sie das tun?«
    »Sie wusste, dass er unsozial war. Und nach dieser Szene an Thanksgiving vor vier Jahren war es ihr vielleicht peinlich.«
    »Als er vor dem Dessert gegangen ist.«
    Hochswelder drehte an einer Glühbirne herum. »Glauben Sie mir, Lieutenant, unsere Desserts sind es wert, dass man noch ein bisschen dableibt. Meine Frau backt, und die Frau meines Bruders auch. In dem Jahr hatten wir sechs verschiedene Pasteten und einen Brotpudding und Kompott. Gemessen daran, wie Tony betrachtete, was die Frauen auftrugen, hätte man annehmen können, wir würden ihm Abfälle vorsetzen.«

8
    Wir verließen das Lampengeschäft und traten in einen milden Abend hinaus.
    »Der Laden ist Dantes Inferno«, sagte Milo. »Reizender Bursche, nicht?«
    »Nicht dass er über Tony herziehen möchte.«
    Wir stiegen in den zivilen Einsatzwagen, und er fuhr los. »Eine eng zusammengewachsene Familie, außer wenn sie es nicht sind. Hast du seinen Äußerungen irgendwas entnehmen können?«
    »Seine Beschreibung von den Mancusis ist nicht uninteressant. Ein asozialer Vater, der leicht die Beherrschung verliert, eine isolierte Familie. Wer sein Kind missbraucht, ist groß darin, die Herde im Korral zu halten, also hat Tony vielleicht eine harte Kindheit gehabt.«
    »Könnte das deiner Ansicht nach ein Grund dafür sein, dass Junior Mom tief genug hasste, um sie abstechen zu lassen?«
    »Missbrauchte Kinder können es dem Elternteil übelnehmen, der sie nicht vor Misshandlungen bewahrt hat. Moskow erzählte, wenn Tony zu Besuch gewesen sei, habe Ella ihn nie bis vor die Tür begleitet, also gab es wohl Probleme.«
    »Er war es nicht wert, dass sie von ihrem Sessel aufstand, aber die Morgenzeitung schon.«
    »Und bei der Gelegenheit hat es sie erwischt«, sagte ich. »Interessant.«
    »Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt?«
    »Vielleicht nicht. Wenn man symbolisch wird, kann das zu allen möglichen dunklen Orten führen.«
    »Der gute Tony hat mit einer ganzen Menge tiefsitzender Wut zu kämpfen, und chronische Schmerzen verbessern seine Stimmung auch nicht?«
    »Solange seine Mutter ihn finanziell unterstützte«, sagte ich, »war er in der Lage, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Falls sie den Hahn zudrehte, fühlte er sich wohl ein weiteres Mal im Stich gelassen. Er kommt sie besuchen, bringt seine Argumente vor, sie sagt nein. Er widerspricht. Sie wird ärgerlich. Falls sie wirklich die Fassung verloren und gedroht hat, ihr Testament zu ändern, alles der Heilsarmee zu überlassen, könnte das der entscheidende Tropfen gewesen sein.«
    »Sie hat Barone gesagt, sie wolle zu Hause keine Ausfertigung des Testaments haben. Vielleicht damit Tony es nicht zu sehen bekommt.«
    »Eins Komma drei Millionen für das Haus«, sagte ich. »Mehr als verlockend. Falls er ein Glücksspielproblem hat, könnte er schlimme Finger kennen, die den Job übernehmen würden.«
    Eine Zeitlang fuhr er schweigend weiter. »Es ist nicht weniger logisch als irgendein anderes Szenario, aber Hochswelder hat Tony auf der Grundlage eines einzigen Berichts aus zweiter Hand als gewohnheitsmäßigen Spieler bezeichnet. Und da er Tony nicht leiden kann, ist alles, was er sagt, mit Vorsicht zu genießen.«
    Einen Block später: »Ein verlotterter fetter Typ, der weder Inneneinrichter noch Florist, noch Choreograf ist, soll schwul sein? Unmöglich.«
    Ich lachte. »Hältst du seine sexuelle Orientierung für relevant?«
    »Du nicht?«
    »Wie meinst du das?«
    »Noch etwas, das Mama missbilligen könnte«, sagte er. »Eltern können in der Beziehung pingelig sein.«
    *
    Zurück auf dem Revier, setzte er sich mit dem Officer in Zivil, der Tony Mancusi observierte, in Verbindung. Das Subjekt hatte sein Apartment einmal verlassen, um sich einen Burrito und eine Limonade an einem Imbissstand auf dem Sunset in der Nähe der Hillhurst zu besorgen. Bequem zu Fuß zu erreichen, aber Mancusi hatte seinen Wagen genommen, den er als Esszimmer benutzte, während er auf dem

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