Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
sie rasch weg. »Ich fragte: ›Was für ernste Schwierigkeiten?‹ Sie sagte: ›Ich weiß es nicht, das ist es, was mir Angst macht, man weiß nicht, wozu er fähig ist.‹ Ich sagte ihr, sie solle die Polizei anrufen, wenn sie Angst hätte. Sie meinte, die würden sie auslachen, weil sie keine Beweise hätte, nur Gefühle. Ich sagte: ›Dann reden Sie wenigstens mit einem Anwalt. Sie geben ihm einen Vorschuss, dann wird er schon nicht lachen.‹ Aber es war so, als würde sie mich nicht hören, sie redete immer weiter davon, dass dieser Halbbruder ihr Schwierigkeiten machen würde, niemand wisse, was er in Wirklichkeit für ein Typ sei. Schließlich habe ich gesagt: ›Wenn Sie ihn schon beschuldigen, dann sagen Sie mir wenigstens, was Sie meinen.‹ Darauf sie: ›Das wollen Sie nicht wissen, Mavis.‹ Ich hab gesagt, wenn das so wäre, hätte ich nicht gefragt.«
    Sie gab Cardenas die zweite Limonadendose. »Jetzt bin ich voll. Sie können das ausgießen, George, oder es selber trinken.« Heiterkeit blitzte in ihren Augen. »Keine Sorge, ich hab keine Läuse.«
    »Ich gehe nicht schon wieder, Mavis«, sagte Cardenas. »Diese Geschichte ist zu gut.«
    »Das ist keine Geschichte, George. Es ist ein Tatsachenbericht.«
    »Umso besser.«
    »Es wird noch viel besser, sobald ich Ihnen erzähle, was sie gesagt hat. Sie sagte, er habe sich selber beigebracht, Schlösser zu knacken, sie wusste einfach, dass er irgendwo einbrechen wollte. Außerdem hat er Tiere gequält und getötet. Zuerst Käfer, dann kleine Tiere, dann wer weiß was noch. Diese Scheußlichkeiten habe er schon als kleiner Junge begangen. Leonora liebte Tiere. Hatte zwei kleine Bichon Frisé, oder wie man sie nennt, und hätte alles für ihre Hunde getan. Nachdem sie umgebracht worden war, sind sie verschwunden . Was hat das wohl zu bedeuten?«
    »Hat sie die Hunde mit in den Salon genommen?«, fragte ich.
    »Manchmal hat sie sie mitgebracht, manchmal hat sie sie zu Hause gelassen. Aber das Entscheidende ist, dass niemand sie wiedergesehen hat. Ich hab das Wendell gegenüber erwähnt, als klar war, dass er mich nicht ernst nahm. Das meine ich mit faul. Eine Frau wird abgeschlachtet, und sie hat Hunde, und sie sind nicht in dem Haus - würde Sie das nicht neugierig machen, George?«
    »Absolut.«
    »Wendell besaß nicht das kleinste Fitzelchen Neugierde. Das kann eine Depression mit sich bringen, nicht wahr, Doktor?«
    Ich nickte.
    Sie sagte: »Wendell war es jedenfalls einfach egal, und diesem Detective aus Santa Barbara, den sie uns geschickt haben, war es auch egal.«
    »Donald Bragen«, sagte ich.
    »Genau der«, erwiderte sie. »Durch und durch Macho, wie Broderick Crawford in Streifenwagen 2150 - vor eurer beider Zeit. ›Ja, Ma’am, vielen Dank, Ma’am‹, schrieb immer alles in ein kleines Notizbuch. Aber Broderick hörte zu. Bragen war ein Idiot, hatte für niemanden Zeit. Hören Sie mal: ein Hauptverdächtiger mit einem Geldmotiv, der Tiere quält, und zwei Hunde verschwinden. Was würden Sie davon halten?«
    »Ja, was wohl?«, sagte ich.
    Mavis Wembley legte mir eine Hand aufs Knie. »Mir gefällt Ihr Stil.«
    *
    Cardenas und ich blieben noch eine halbe Stunde bei ihr, und ich redete die meiste Zeit, versuchte zusätzliche Details über Leonora Brights gefürchteten Halbbruder herauszufinden.
    Was ich erhielt, war dünn: entweder älter oder jünger als Leonora und wahrscheinlich aus San Francisco, »weil Leonora daher stammte und sie nicht gesagt hat, dass es bei ihm nicht so war«.
    Ich dankte ihr und stand auf, um zu gehen.
    Sie sagte: »War nett, Sie kennen zu lernen«, und erwischte Cardenas am Ärmel. »George, gestern Nacht habe ich Waschbären hinten in der Nähe der Mülltonne gehört. Stellen wir auch für die ein paar Fallen auf, ja?«
    *
    »Sie ist schon eine Nummer, oder?«, sagte Cardenas, während er aus der nicht gepflasterten Zufahrt zurücksetzte. »Karten mischen ist ihre Vorstellung von Aerobic, aber sie ist nie krank. Behauptet, ihre Mutter wäre hundertvier geworden.«
    »Gute Gene«, erwiderte ich. »Der Rest von uns joggt und tut als ob.«
    »Das können Sie laut sagen. Glauben Sie, dem Tipp mit dem Bruder lohnt sich nachzugehen?«
    »Es ist alles, was wir haben.«
    »Was sie über Wendell sagte, stimmt mit dem überein, was andere Leute mir erzählt haben. Ich wollte von mir aus nicht davon anfangen, aus Rücksicht auf die Toten.«
    »Dazu besteht kein Grund. Um ihn geht es hier nicht.«
    »Wohin werden Sie jetzt

Weitere Kostenlose Bücher