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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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davon?«
    »Ich habe Ihre Schwester getroffen, als ich hier ankam. Sie hatte gerade einen Kojoten freigelassen, den sie auf dem Grundstück einer Neunundachtzigjährigen gefangen hatte.«
    »Wo hat Ricki das verflixte Tier freigelassen?«
    »Zwei Meilen vor der Stadt.«
    »Was bedeutet, dass er direkt wieder zurückkommt.« Er zuckte die Achseln. »Ich an ihrer Stelle würde ihn erschießen, aber Ricki ist eine dieser Tierschützerinnen. Ja, das ist Mrs. Wembley. Die Tiere mögen sie, weil sie immer Nahrungsmittel offen rumliegen hat.«
    »Ist sie eine von denen, mit denen Sie heute Morgen geredet haben?«
    »Nein, sie machte ein Nickerchen auf ihrer Veranda, als ich vorbeikam, um die Falle abzuholen, und diese Frau hat einen gesunden Schlaf. Wir können zu ihrem Haus gehen, wenn Sie wollen. Sie hat zu allem und jedem eine eigene Meinung.«
    »Genau mein Typ.«
    »Meine Exfrau war auch so«, sagte er. »Zuerst hält man es für reizvoll. Dann ist man es leid, gereizt zu werden.«
    Ich lachte.
    Er sagte: »Ricki und ich sind in einem Abstand von drei Monaten geschieden worden. Unsere Eltern haben sich getrennt, als wir neun waren, und jetzt macht unser jüngerer Bruder Geräusche, als hätte er auch bald die Nase voll. Heiraten ist wohl nicht unsere Begabung … Falls es hier nichts mehr zu tun gibt, schließe ich jetzt ab, Doktor.«
    *
    Wir stiegen in seinen Bronco; er wendete und nahm die Straße, auf der seine Schwester durch den Ort gefahren war. Wir kamen zu vereinzelten Wohngebäuden, die meisten Fertighäuser und Wohnmobile, die auf Blöcken standen.
    Es war niemand zu sehen, aber Cardenas fuhr langsam und schaute in alle Richtungen, wie Cops das so machen.
    »Und?«, sagte er. »Irgendwelche Ideen nach dem Lokaltermin?«
    »Nur wie leicht es gewesen sein muss, besonders nach Einbruch der Dunkelheit.«
    »Wieso?«
    »Der Mörder hätte durch jede der beiden Türen hereinkommen und hinten wieder rausgehen können. Hat jemand eine Theorie entwickelt, wer die eigentliche Zielperson war?«
    »Sie meinen, Bright oder Tranh? Nicht dass ich wüsste. Ich habe angenommen, es sei Bright gewesen, weil der Fremde weiß war, kein Asiat, und die meisten Irren morden innerhalb ihrer eigenen Ethnie. Aber vielleicht ist das zu eng gedacht.«
    »Wissen Sie, warum Vicki hierhergekommen ist?«
    Er lächelte. »Sie meinen, wie ist sie unter allen gottverlassenen Orten ausgerechnet auf Ojo Negro verfallen? Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir bekommen von Zeit zu Zeit tatsächlich Einwanderer, die meisten aus dem Süden. Bei den vielen Viehfarmen und Weinbergen in der Umgebung ist es hier ideal für jemanden, der hart arbeiten will und nicht besonders genau überprüft werden möchte.«
    »Von wem?«
    »Von der Einwanderungsbehörde zum Beispiel. Nehmen Sie das Ehepaar Ramirez. Als sie hier ankamen, sprachen sie kaum Englisch, aber sieht sich hier jemand ihre Visa aus El Salvador an oder woher sie kommen? Sie schneiden einem die Haare wirklich gut, und alle sind glücklich, dass sie hier sind.« Er fuhr sich mit der Hand über glatte bronzefarbene Kopfhaut. »Nicht dass ich in der Beziehung Experte wäre.«
    Er drehte das Lenkrad leicht herum, fuhr eine Zufahrt aus festgestampfter Erde hoch und zeigte auf ein extrabreites Wohnmobil, das durch hundert mit Unkraut bewachsene Meter von der Straße getrennt war. »Das hier ist Mrs. Wembleys Bleibe - und da sitzt sie auch und sieht putzmunter aus.«

14
    Vor dem Wohnmobil lag dank einem Aluminiumvordach ein Schattenstreifen. Während wir vorwärtsrollten, schaute eine rundliche, rosafarbene Gestalt in einem Lehnstuhl hoch. In vier Metern Entfernung öffnete sich ein Mund in einem Gesicht wie ein Erdbeerpudding, und eine Zeitschrift wurde geschwenkt.
    »Legen Sie ein bisschen Tempo zu, George. Sie sind das Gesetz, niemand wird Sie verwarnen.«
    »Ich wollte Ihren Staub nicht aufwirbeln, Mrs. Wembley«, erwiderte Cardenas.
    »Wirbeln Sie ruhig«, sagte sie. »Vielleicht wächst dann ja was.«
    Wir parkten und gingen durch totes Gestrüpp. Mrs. Wembley blieb sitzen. Ein rosafarbenes Sweatshirt mit der Aufschrift Las Vegas: Fun Fun Fun!!! passte zu ihrem Teint. Eine graue Trainingshose bemühte sich, ihre Oberschenkel zu umschließen. Ihre Füße baumelten drei Zentimeter über den Verandabrettern. Der Rest ihres Körpers trat über die Grenzen des Lehnstuhls.
    Als Cardenas mit der Vorstellung begann, unterbrach sie ihn mit einem Grinsen, das ihr Gebiss aufblitzen ließ. »Ich heiße Mavis,

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