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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Durchschnitt bis gar nichts. Die meiste Zeit fühle ich mich wie gar nichts. Ich esse nicht, schlafe nicht, und jetzt haben Sie meine Karriere vermasselt.« Schrilles Lachen. »Zum Teufel, vielleicht schneide ich mir die Pulsadern auf.« Er rieb sich die Arme. »Und das wäre Ihre Schuld.«
    Milo sagte nichts.
    Rory Cline sagte: »Ich weiß, ich weiß, ich muss mich ein bisschen ausruhen, Yoga machen, meine Vitamine nehmen. Tut mir leid, das ist wie bei dieser Reklame für das Fitness Center. ›Ich ruhe mich aus, wenn ich tot bin.‹«
    »Dann ruht Kat sich jetzt wohl aus«, sagte Milo.
    Cline machte den Mund zu. Versuchte, still zu stehen, und gab sich damit zufrieden, auf den Fersen zu schaukeln. »Unglaublich.«
    Milo fragte, wo er gewesen sei, als Kat Shonsky die Disco verlassen hatte.
    »Hier«, sagte Cline.
    »In L.A.?«
    »Hier«, wiederholte Cline. »Arbeiten. Unten in den Eingeweiden, Scheiße fressen.«
    »Arbeiten am Wochenende.«
    »Was ist schon ein Wochenende? Wenn Sie auf der Liste vom Sicherheitsdienst nachsehen wollen, kann ich Sie nicht daran hindern, aber tun Sie es bitte nicht, es reitet mich nur tiefer in die Scheiße.«
    »Machen Sie das häufiger?«, fragte Milo.
    »Was?«
    »Am Wochenende arbeiten.«
    »Scheiße, ja. Manchmal gehe ich tagelang nicht nach Hause. Ed LaMoca hat vor zwanzig Jahren den Rekord aufgestellt: zehn Tage ohne Dusche. Er hat die Schwachköpfe mit radioaktivem Ehrgeiz und kosmischem Körpergeruch dominiert. Die machen schnell einen Rückzieher, die Schwachköpfe, hauptsächlich verwöhnte Jungs von den Eliteunis, die glauben, sie würden von Harvard direkt zur Vertretung von Brad Pitt durchmarschieren. Ich bin zur Cal State Northridge gegangen. Der Hunger gibt mir den gewissen Vorsprung.«
    »Gibt es irgendetwas, was Sie uns über Kat Shonsky erzählen können?«, fragte Milo.
    »Sie war groß im Vortäuschen«, sagte Cline. »Nicht nur in der Hinsicht, bei allem. Als wollte sie das Leben von jemand anderem führen.«
    »Von wem?«
    »Von jemandem, der faul und reich war. Zur Hälfte hatte sie’s drauf.«
    »Sie konnten sie nicht leiden.«
    »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt.«
    Wir stellten ihm noch ein paar Fragen, wobei wir Stichworte über schicke Autos und bestimmte sexuelle Vorlieben einflochten, aber all das fiel bei Cline nicht auf fruchtbaren Boden, während er nur von sich redete.
    Als wir uns abwandten, um zu gehen, blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Sie können wieder an die Arbeit«, sagte Milo.
    Cline rührte sich nicht. »Hören Sie, falls sich herausstellt, dass es eine gute Geschichte ist, lassen Sie es mich wissen. Falls es etwas ist, was für Brad oder Will oder Russell brauchbar ist, sorge ich dafür, dass für Sie dabei ordentlich was abfällt.«
    »Oh, vielen Dank«, sagte Milo.
    »Hervorragend.« Cline stieß mit der Faust in die Luft und rannte in das Gebäude zurück.
    *
    Während Milo ins Valley fuhr, erreichte ich eine von Rory Clines verflossenen Freundinnen, eine Anwältin namens Lori Bonhardt. Sie beschrieb Cline als »Weichling und Waschlappen« und erklärte, nie eine gewalttätige Seite an ihm erlebt zu haben.
    »Was hat er angestellt?«
    »Er kennt jemanden, dem etwas angetan wurde.«
    »Kennt jemanden?« Sie lachte. »Wenn das alles ist, vergessen Sie’s. Aggression würde eine Anstrengung verlangen, und Rorys Hobbys sind Trinken und Schlafen. Ich habe ihm geraten, er solle Speed oder so etwas nehmen. Vielleicht bekommt er dann ein bisschen Ehrgeiz. Mein Lhasa Apso hat immer sein Bein besprungen, und das tut Chi bei keinem anderen. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Eine unterwürfige Persönlichkeit«, sagte ich.
    »Ein Betamännchen. Der klassische Vizepräsident.«
    *
    Michael Brownings Augen wurden feucht, als er von Kats Ableben erfuhr.
    Er war ein Hydrant mit einem gewölbten Brustkorb und rostfarbenem Bart, ein Meter siebenundsechzig in dick besohlten Schuhen, mit kräftigen, behaarten Handgelenken und Holzfällerhänden. Er trug ein gelb-blaues Hemd mit großen Karos, eine rote Krawatte aus glänzendem Seidenbrokat mit dickem Knoten und ledergeflochtene Hosenträger. Die Schuhe waren makellos gepflegte Budapester aus mokkafarbenem Wildleder.
    Die eleganten Klamotten eines gleichberechtigten Partners bei Kaufler, Mandelbaum und Schlesinger, aber Brownings Büro war ein Kabuff im Erdgeschoss, eines von zwei Dutzend in einem fluoreszierenden Kaninchenbau.
    Er sprach zunächst mit großer Offenheit. Kat hatte vor vier Monaten

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