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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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riskieren, dass Sonia ihn warnt.«
    »Ganz Ihrer Meinung. Wie war Sonia so?«
    »Jung, hübsch, hatte einen starken Akzent«, sagte Polito. »Das Blond kam aus der Flasche, aber sie war nett.« Er formte üppige imaginäre Brüste.
    Monique, die Kellnerin, beobachtete seine Pantomime und runzelte die Stirn.
    Polito winkte sie zu uns. »Der Lachs war köstlich. Er übernimmt die Rechnung.«
    Sie warf mir einen Blick zu und ging.
    »Wenn ich Sie wäre, Doc«, sagte Polito, »würde ich Monique ein großzügiges Trinkgeld geben. Ich komme von Zeit zu Zeit hierher.«

22
    Als Polito um Viertel vor drei ging, hatte sich das Restaurant geleert.
    Monique trank Kaffee an der Theke. Ich bezahlte die Rechnung und gab ihr ein Trinkgeld von dreißig Prozent. Sie dankte mir mit weit aufgerissenen Augen und hübschen Zähnen.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich noch ein paar Minuten sitzen bleibe?«
    »Ich bringe Ihnen noch etwas Wein.«
    Ich hatte mehr als drei Stunden vor mir, bis Roland Korvutz seine Serviette im La Bella entfaltete. Schlug etwas davon tot, indem ich einen besseren Bordeaux trank als beim Mittagessen und über mein Gespräch mit dem alten Detective nachdachte.
    Polito war durch die Möglichkeit beunruhigt, dass er seinen Hauptverdächtigen vielleicht direkt vor sich gehabt und etwas Entscheidendes übersehen hatte. Aber dass Dale unter dem Radar durchgeschlüpft war, sprach nicht gegen Politos Fähigkeiten. Falls Bright ein gut funktionierender Psychopath war, hätte er einen vollkommen normalen Eindruck gemacht.
    Gestaltwandler.
    Falls Brights Leiche nicht im Fundament eines Hochhauses in Manhattan steckte, lebte er vermutlich unter neuem Namen in L.A. und spielte mit den Grenzen der Geschlechtsidentität und geilte sich an der Kunst der Täuschung und Schlimmerem auf.
    Ich erkundigte mich nach meinen Nachrichten, hatte drei: Robin, Milo und ein Rechtsanwalt, der es mit der Bezahlung seiner Rechnungen nicht so genau nahm und fälschlich der Ansicht war, dass ich gern mit ihm reden würde.
    Robin sagte: »Ich vermisse dich, aber Blanche hat richtige Trennungsängste. Kein einziges Lächeln, und sie schnüffelt dauernd in deinem Arbeitszimmer herum. Dann besteht sie darauf, runter zum Fischteich zu gehen und muss genau an der Stelle auf der Bank sitzen, wo du immer sitzt. Wenn das nicht funktioniert, hüpft sie runter und starrt die Fische an, bis ich sie füttere. Falls ich nicht genug hineinwerfe, lässt sie dieses mädchenhafte leise Bellen hören. Ich sage ihr dauernd, dass ihr Daddy bald wiederkommt, aber so, wie sie mich anschaut, kauft sie es mir nicht ab.«
    »Sag ihr, dass ich ihr ein Andenken mitbringe.«
    »Sie ist nicht an weltlichen Dingen interessiert, aber klar, mach ich. Wie läuft’s?«
    »Bis jetzt ist nicht viel dabei rausgekommen.«
    »Ich habe mir das Wetter online angesehen. Klingt nett.«
    »Es ist herrlich«, sagte ich. »Eines Tages sollten wir hierherkommen.«
    »Auf jeden Fall. Hast du ein nettes Hotel?«
    Ich beschrieb das Midtown Executive.
    »Ein Vorteil wäre«, sagte sie, »dass wir dauernd kollidieren würden.«
    »Ich bin morgen zurück, da gibt’s viele Kollisionsmöglichkeiten. Wie sieht’s mit der Arbeit aus?«
    »Ich hab ein paar neue Jobs angenommen - leichte Reparaturen.« Kurze Pause. »Er hat heute Morgen angerufen, wollte sicherstellen, dass ich in der Stadt bin, wenn er herkommt. Er klang anders.«
    »Inwiefern?«
    »Zurückhaltend - nicht überschäumend vor Begeisterung wie normalerweise. Er behauptet, er sei wirklich an dem Projekt interessiert, aber der Tonfall passte nicht zu den Worten.«
    »Die Reue des Käufers?«, fragte ich.
    »Vielleicht hat er begriffen, dass es schrecklich viel Geld ist, wenn man keinen Ton spielen kann.«
    »Wenn alle Stricke reißen, verkaufst du sie jemand anderem.«
    »Ich frage mich nur, ob er gemerkt hat, dass etwaige amouröse Absichten nicht erwidert werden.«
    »Falls er Hintergedanken hatte und aussteigt, kannst du von Glück reden.«
    »Ganz bestimmt«, sagte sie.
    Ihr Tonfall passte nicht zu ihren Worten.
    »Du hast eine Menge Arbeit hineingesteckt«, sagte ich, »und jetzt wird es kompliziert.«
    »Vielleicht nur in meiner Einbildung.«
    »Du hast gute Instinkte, Rob.«
    »Nicht immer … Ich sorge wohl besser mal dafür, dass ich einen klaren Kopf bekomme, bevor ich die Bandsäge anstelle. Bis morgen, Liebster.«
    *
    Ich erzählte Milo von meinem Treffen mit Polito.
    Er sagte: »Der Schwager des Deputy Commissioner, soso.

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