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Mordkommission

Titel: Mordkommission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gerade.
     Obwohl natürlich |148| bis dato nicht das geringste Verdachtsmoment gegen ihn bestand, würde er mit größtmöglicher Akribie befragt werden. Das aber
     würde sich hinziehen. Bei uns gibt es im Hinblick auf Vernehmungen einen Spruch, der die Wirklichkeit natürlich völlig überzogen
     darstellt, aber dennoch ein Körnchen Wahrheit enthält: Wenn du gar nichts weißt, niemanden kennst, der in irgendeiner Weise
     mit der Tat zu tun hat oder nachweislich am Tatort war, hast du Glück. Dann dauert die Vernehmung normalerweise nicht viel
     länger als fünf Stunden und umfasst höchstens einmal fünfzig Seiten DIN-A4   …
    Das war der Stand, als ich mich gegen 22   Uhr von meinen beiden Kollegen verabschiedete, die mit der Vernehmung noch fortfuhren. Da wir Bereitschaft hatten und jederzeit
     ein neuer Einsatz auf uns zukommen konnte, hatten meine Kollegen – vermutlich auch aus Rücksicht darauf, dass ich schon ein
     paar Jahre älter bin als sie – beschlossen, dass wenigstens ich versuchen sollte, ein paar Stunden zu schlafen. Sicher ist
     sicher. Das ist im Übrigen ein bewährtes Verfahren, damit im Falle eines weiteren Einsatzes wenigstens einer von uns fit ist.
     Ich willigte ein, zumal ich bemerkt hatte, wie sehr sich die Kollegen in diese Spur verbissen hatten. Da nichts Unaufschiebbares
     mehr anlag, verabschiedete ich mich.
     
    Um kurz nach sieben Uhr am nächsten Morgen verließ ich den Aufzug und betrat den Flur zu meinem Büro. Dort kamen mir meine
     Kollegen entgegen. Keiner von beiden war in der Zwischenzeit zu Hause gewesen, das sah man sofort. Sie trugen dieselben Klamotten
     wie am Vortag, waren unrasiert und hatten leichte Schatten unter den Augen. Und trotzdem grinsten sie wie kleine Jungen, als
     wir uns gegenüberstanden. Ich blickte sie fragend an: »Und?« Gleichzeitig hoben beide die Hände und hielten den ausgestreckten
     Daumen nach oben. »Der Freund?« »Nein!« »Verdammt, macht es doch nicht so spannend – erzählt!« Da berichteten sie nicht ohne
     Stolz, dass sie bei der Überprüfung der Bekannten von Alfred M. sowie ihres Lebensgefährten auf |149| ihren zweiundzwanzigjährigen Untermieter, Thomas R., gestoßen waren. Dieser war der Polizei aufgrund seiner Drogensucht nicht
     ganz unbekannt. Noch in der Nacht begannen sie mit seiner Vernehmung. Dabei verwickelte der Mann sich rasch in Widersprüche
     und gestand schließlich, den alten Mann getötet zu haben.
    Es hatte gerade einmal vierzehn Stunden gedauert, um diesen Mord zu klären. Ich muss gestehen, ich war von dieser schnellen
     Wende der Ereignisse überrascht und war gespannt auf den weiteren Bericht meiner Kollegen. Als Thomas R. während des Verhörs
     mit den Einzelheiten der Tat herausrückte, stockte selbst unseren erfahrenen Ermittlern der Atem. Thomas R. hatte sein späteres
     Opfer kennengelernt, als der Rentner einmal seine Bekannte besuchte. Dabei kam Thomas R. mit dem alten Mann ins Gespräch.
     Während dieser Unterhaltung bot ihm Alfred M. eine alte Munitionskiste aus Holz an, die er in seinem Kellerabteil verwahrte.
     Die Kiste wollte Thomas R. zur Aufbewahrung persönlicher Dinge verwenden. Man vereinbarte einen Termin, an dem er die Kiste
     abholen sollte.
    Thomas R. plante dabei jedoch von Anfang an eiskalt, den hilfsbereiten alten Mann zu ermorden und zu berauben. Das Geld wollte
     er für den Kauf von Rauschgift verwenden, da er keinen Cent mehr besaß. Der Täter ging bei der Planung des Raubmordes davon
     aus, dass der Rentner Bargeld in der Wohnung hatte. Zum genannten Termin klingelte Thomas R. bei seinem Opfer. Der Rentner
     hatte ihn zuvor noch gebeten, in einem bestimmten Rhythmus zu läuten, um sicher zu sein, dass kein Verbrecher vor seiner Tür
     stehe. Alfred M. öffnete sofort, er hatte bereits auf den jungen Mann gewartet. Er ging voran in den Keller und betrat sein
     Kellerabteil. Während er mit dem Rücken zu Thomas R. stand und mit beiden Händen nach der schweren Holzkiste in dem Regal
     vor ihm griff, traf ihn von hinten der erste Schlag mit einem Hammer am Kopf. Von dem unerwarteten Angriff schwer getroffen,
     drehte sich der Rentner voller Entsetzen zu seinem Mörder um und hielt schützend die Arme vor seinen Kopf. Als Thomas R. bemerkte,
     dass die weiteren Hammerschläge |150| dadurch keine tödliche Wirkung mehr entfalten konnten, ließ er den Hammer fallen und nahm aus einer Plastiktüte, in der er
     sein Mordwerkzeug mitgebracht hatte, ein großes Messer. Er

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