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Mordkommission

Titel: Mordkommission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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stach mehrfach wuchtig auf den Oberkörper seines Opfers ein. Nachdem
     der tödlich verletzte alte Mann zu Boden gestürzt war, schnitt Thomas R. seinem wehrlosen Opfer mit einem Schnitt die Kehle
     durch. Und um sich zu vergewissern, dass sein Opfer auch tatsächlich tot war, fügte er ihm kurz danach einen weiteren Schnitt
     am Arm zu. Erst als er sah, dass aus dieser Wunde kein Blut mehr floss, ließ er von Alfred M. ab. Er nahm die Wohnungsschlüssel
     an sich und durchsuchte die Wohnung nach Bargeld und Stehlenswertem. Er fand rund zweihundert Euro und verließ ungesehen den
     Tatort.
    Bei seiner Vernehmung gab er an, dass er sich ursprünglich als Beute zwar fünfhundert Euro erhofft hatte, unter dem Strich
     aber auch mit zweihundert Euro durchaus zufrieden war.

|151| Eine schrecklich nette Familie   …
    Dieses Mal führte uns der Anruf des Leiters des Kommissariats für allgemeine Todesermittlungen in ein ruhiges Villenviertel
     nach Bogenhausen. Eine Mutter hatte ihren Sohn reglos im Bett aufgefunden und den Notarzt gerufen. Dieser konnte nur noch
     den Tod des jungen Mannes feststellen. Wie die daraufhin zunächst verständigten Kollegen des Kommissariats für Todesermittlungen
     herausgefunden hatten, war der Verstorbene bei einem zurückliegenden Streit in einer Grünanlage am Ostbahnhof verletzt worden.
     Als Treffpunkt von Obdachlosen, Junkies und Trinkern erregte diese Örtlichkeit seit Langem die Gemüter der Anwohner. Dem verstorbenen
     Musa B. hatte dort ein Unbekannter einige Tage vor seinem Tod eine volle Flasche Schnaps gegen den Kopf geworfen, was vermutlich
     ursächlich für den Tod des jungen Mannes war. Damit stand eine Körperverletzung mit Todesfolge im Raum, ein Delikt, für das
     die Mordkommission zuständig ist.
    Die Wohnung lag im Erdgeschoss einer Jugendstilvilla. Die Tür war nur angelehnt, wir klingelten und betraten den Vorraum.
     Dort stand einer der beiden Kollegen vom Kommissariat für Todesermittlungen. Mit gedämpfter Stimme gab er uns einen Überblick.
     Die Eltern des Toten und seine drei Brüder sowie ein Cousin warteten unterdessen im Wohnzimmer, betreut vom zweiten Kollegen.
     Die Ärztin des Instituts für Rechtsmedizin, die die Leichenschau durchgeführt hatte, gab uns eine erste vorläufige Einschätzung
     der Todesursache. Gestützt war dieser Bericht auf die Angaben der Angehörigen:
    Vor etwa einer Woche war Musa B. abends mit einer Kopfverletzung nach Hause gekommen. Auf entsprechende Fragen hatte er erzählt,
     dass er gegen 21   Uhr in einem Park nahe dem Ostbahnhof eine verbale Auseinandersetzung zwischen einem Mädchen namens Sabine und einem unbekannten
     Mann geschlichtet hatte. Anschließend |152| begleitete er Sabine über eine Rolltreppe zur U-Bahn hinunter. Sabines Kontrahent, ein Mann aus der Gruppe der Junkies beziehungsweise Obdachlosen, gab aber keine Ruhe. Er schrie
     hinter dem Mädchen her und beleidigte es auf ordinäre Weise, vor allem weil es »dem anderen«, also Musa B., der aufgrund einer
     Beinamputation an Krücken gehen musste, den Vorzug vor ihm gegeben hatte. Musa B. verhöhnte er wegen dieser körperlichen Behinderung
     als Krüppel. Sabine und Musa B. setzten trotz der üblen Beleidigungen und Verleumdungen ihren Weg fort, ohne den aggressiven
     Schreihals weiter zu beachten. Darüber zusätzlich erbost, schleuderte der Unbekannte von oben wutentbrannt eine volle Wodkaflasche
     nach unten, die Musa B. am Kopf traf. Durch die Wucht des Aufpralls stürzte er über die Rolltreppe zu Boden. Er erlitt eine
     stark blutende Platzwunde. Unklar blieb bei dieser Schilderung der Eltern, ob die Flasche tatsächlich ihren Sohn treffen sollte
     oder aber die zuvor schon so grob beleidigte Sabine.
    Dem ersten Anschein nach hatte Musa B. durch den Aufprall der Flasche eine Gehirnblutung erlitten, an deren Folgen er nun
     gestorben war. Der verständigte Staatsanwalt ordnete eine Obduktion an. Nachdem wir unser Beileid ausgesprochen hatten, baten
     wir die Familienangehörigen, uns die Ereignisse der letzten Tage nochmals zu schildern. Der Tod des Jungen war nicht der erste
     Schicksalsschlag, den die Familie erleiden musste. Mit leiser, zitternder Stimme schilderte uns der Vater, dass sein toter
     Sohn das vierte seiner sieben Kinder sei, an dessen Grab er nun stehen werde. Allen Kindern, auch den drei noch lebenden,
     sei Rauschgift zum Verhängnis geworden. Das Bild dieser rechtschaffenen Eltern, die da blass und gramgebeugt vor uns saßen,
    

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