Mordkommission
Ermittlungen. Als es schließlich
gelungen war, das geraubte Bargeld bei seinem Gläubiger sicherzustellen, holten ihn die Kollegen zur Vernehmung. Dabei verwickelte
er sich zunehmend in Widersprüche und räumte schließlich den Streit mit Britta |143| G. ein. Trotz seiner Versuche, diese Auseinandersetzung herunterzuspielen, und seines Leugnens, etwas mit dem Raub des Geldes
oder gar mit dem Tod der jungen Frau zu tun zu haben, erließ der Ermittlungsrichter auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen
Haftbefehl. Zehn Monate später stand der Mann als Angeklagter wegen des Mordes an Britta G. vor dem Schwurgericht.
Bereits zum Prozessauftakt räumte der Angeklagte ein, dass er aus dem – angeblich offen stehenden – Tresor des Marktes Geld
entwendet hatte. Den Mord aber bestritt er weiterhin. Am vierten Verhandlungstag legte er jedoch überraschend über seinen
Anwalt ein umfangreiches und schonungsloses Geständnis ab. Er ließ einleitend erklären, dass die Angehörigen von Britta G.
ein Anrecht darauf hätten, die Wahrheit zu erfahren. Die Eltern, die Schwester und eine Freundin von Britta hielten sich fest
umschlungen und brachen immer wieder in Tränen aus, während der Anwalt das Geständnis seines Mandanten vortrug. Demnach wurde
die junge Frau getötet, als sie mit ihm im Lagerraum zusammentraf. Sie sei schlecht gelaunt gewesen und habe ihn an diesem
Tag – ganz anders als sonst – fortwährend angeraunzt. Außerdem habe sie ihn angeschrien und ihm vorgeworfen, ständig zu trödeln
und nichts zu arbeiten. Als sie dann noch im Weggehen herablassend gesagt habe, dass sie für seine Entlassung sorgen würde,
habe er plötzlich »Ohrensausen und so einen Tunnelblick bekommen«. Dann sei er »ausgetickt«. Er könne sich erinnern, aus einem
Karton eine Sektflasche genommen und Britta G. damit verfolgt zu haben. Er habe von hinten immer wieder auf ihren Kopf eingeschlagen.
Als die »Schwärze« vor seinen Augen endlich verschwunden sei, habe Britta G. zuckend und blutend vor ihm auf dem Boden gelegen.
Ohne sich weiter um die tödlich verletzte Frau zu kümmern, habe er ihren Schlüsselbund an sich genommen und danach die Sektflasche,
die trotz seiner wuchtigen Schläge nicht zersplittert war, abgewaschen und in den Karton zurückgestellt. Dann habe er auch
sein Gesicht und seine Hände vom Blut gereinigt und schließlich |144| zwei Rollcontainer vor die Sterbende geschoben, um eine schnelle Auffindung zu verhindern. Mit dem erbeuteten Schlüsselbund
habe er den Tresor im Kellerbüro seines Opfers geöffnet, das Geld entnommen und dann den Supermarkt durch den Lieferanteneingang
verlassen. Von dem Geld habe er Schulden bei einem Freund beglichen und den Rest des Geldes an einem Automaten verspielt,
»um zu vergessen«.
|145| Sein letztes Geschenk
Im Keller eines Mehrfamilienhauses im Münchner Süden war die Leiche eines achtundsiebzigjährigen Rentners aufgefunden worden.
Er lag in einem von außen versperrten Kellerabteil, dem ersten Anschein nach war ihm die Kehle durchgeschnitten worden. Beamte
der örtlichen Schutzpolizeidirektion sicherten bereits den Tatort.
Da keinerlei Hinweise auf den Täter vorlagen, begleitete uns eine zweite Mordkommission mit an den Tatort, wo bereits vier
Gruppen einer Einsatzhundertschaft und ein Diensthundeführer mit seinem Diensthund eingetroffen waren. Der Außendienstleiter,
der die Absperrmaßnahmen leitete, informierte uns in knappen Worten über den bisher bekannten Sachverhalt.
Der getötete Rentner, Alfred M., wohnte hier seit mehr als vierzig Jahren im Erdgeschoss. Der stets freundliche und hilfsbereite
Mann lebte recht zurückgezogen mit seinen beiden Katzen. Er galt als vorsichtig im Umgang mit Fremden und öffnete seine Tür
nur auf bestimmte Klingelsignale hin. Gegen Mittag hatte eine Nachbarin bemerkt, dass seine Zeitung noch im Flur lag, und
sich gewundert – seine Zeitung holte er sich doch sonst schon frühmorgens. Da die Nachbarin die Gewohnheiten ihres Nachbarn
kannte und immer Bescheid wusste, wenn er mal für längere Zeit die Wohnung verlassen wollte, wurde sie misstrauisch. Nachdem
auf ihr Klingeln und Klopfen nicht geöffnet wurde, rief sie den Sohn von Alfred M. an.
Den beunruhigte ihre Beobachtung gleichfalls, und so fuhr er umgehend zur Wohnung seines Vaters, für die er einen Schlüssel
hatte. Sofort bemerkte er, dass die ganze Wohnung durchwühlt worden war. Schranktüren waren
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