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Mordkommission

Titel: Mordkommission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sich mit bebenden Schultern bei den Händen hielten, die längst jede Kraft verloren hatten, sich gegen dieses grausame Schicksal
     aufzulehnen, brannte sich unauslöschlich in mein Gedächtnis. Mein Versuch, tröstende Worte zu finden, war angesichts ihres
     Leids von vornherein chancenlos. Kaum zu hören war der verzweifelte Seufzer der Mutter, als |153| sie ihren Herrgott anrief: »Oh Herr, was haben wir dir nur angetan?«
    Behutsam stellten wir unsere Fragen und erfuhren, dass Musa B. unmittelbar nach der Tat mit einem Rettungswagen in eine Klinik
     gebracht worden war, wo die Wunde genäht wurde. Ohne weitere Untersuchungen abzuwarten, verließ er das Krankenhaus anschließend
     gleich wieder und fuhr nach Hause. Da er in den folgenden Tagen immer wieder über starke Kopfschmerzen klagte, kam mehrmals
     der ärztliche Notdienst. Erst beim dritten Besuch empfahl ihm ein Arzt dringend, sich in einem Krankenhaus untersuchen zu
     lassen. Am Vortag schließlich hatte er erneut ein Krankenhaus aufgesucht, wo er angeblich fast sechs Stunden lang untersucht
     wurde, ohne dass ein beunruhigender Befund festgestellt worden wäre. Er ging früh schlafen und am Vormittag fand die Mutter
     ihren Sohn leblos im Bett.
    Sabine kannten die Eltern zwar vom Sehen her, nicht jedoch ihre Personalien. Doch gelang es, diese für uns wichtige Zeugin
     aufzuspüren, auf einem Lichtbild identifizierten die Eltern die junge Frau. Wir baten daraufhin Beamte der für den Wohnort
     von Sabine zuständigen Polizeiinspektion, sie für die Vernehmung in unserer Dienststelle vorzuladen.
     
    Einige Tage später suchten wir am frühen Nachmittag die Grünanlagen am Ostbahnhof auf, um Zeugen der Auseinandersetzung zu
     finden. Auch hofften wir, einen Hinweis auf den Aufenthalt von Sabine zu bekommen, die an der gemeldeten Adresse bislang nicht
     anzutreffen war. Wir hatten die Befragung bewusst auf den Nachmittag gelegt, da vorher kaum einer der Junkies unterwegs gewesen
     wäre. Bei unserem Eintreffen waren die meisten Parkbänke besetzt, rund dreißig bis vierzig stark alkoholisierte oder mit anderen
     Mitteln »zugedröhnte« Gestalten sprachen dem Alkohol zu oder waren in Streitgespräche oder kleinere Raufhändel verwickelt.
     Dem äußeren Anschein und dem Geruch nach hatten viele der getragenen Kleidungsstücke schon seit längerer Zeit keinen Kontakt
     mehr mit handelsüblichen |154| Reinigungsmitteln gehabt, was im Übrigen auch auf die meisten der überwiegend üppig tätowierten Körper zutraf. Wie in der
     »Szene« üblich, mussten wir gar nicht erst unsere Dienstmarken zücken, um als »Schnüffler« ausgemacht zu werden. Rasch bildete
     sich ein Kreis bemerkenswerter Gestalten um uns, aus dem heraus die von besonderer Erfahrung zeugende Bemerkung fiel: »Passt
     auf, das sind andere Bullen als sonst!«
    Schnell und problemlos kam es zu angeregten Gesprächen, wie sich bald erwies, hatten die meisten von »der Sache mit der Flasche«
     gehört. Niemand aber konnte angeblich die Namen der Beteiligten nennen, niemand wollte gar Augenzeuge der Auseinandersetzung
     gewesen sein. Eine spürbare Veränderung ging erst in dem Moment durch die Gruppe, als wir berichteten, dass der Getroffene
     an den Folgen der Verletzungen gestorben war. Ich glaubte förmlich zu spüren, dass der eine oder andere jetzt doch bereit
     gewesen wäre, uns Informationen über den Täter zu geben. Allerdings verbot sich dies natürlich aus Gründen der »Ganovenehre«
     angesichts der Vielzahl von Augen- und Ohrenzeugen.
    Freundlich erklärten wir daher unseren versammelten Zuhörern, dass es eine staatsbürgerliche Pflicht und überhaupt ganz prima
     wäre, wenn uns im Laufe der nächsten vierundzwanzig Stunden irgendein Vögelchen den Namen des Flaschenwerfers oder den Aufenthaltsort
     von Sabine mitteilen würde. Ich gab zu bedenken, wie außerordentlich personalaufwändig es doch wäre, künftig zu jeder Tages-
     und Nachtzeit mit starken uniformierten Polizeiverbänden die Personen, die sich hier in dieser idyllischen städtischen Grünanlage
     so überaus friedlich und harmonisch versammelten, immer wieder überprüfen zu müssen; und dies nur, um festzustellen, ob sich
     mittlerweile vielleicht doch jemand an den Namen des Unbekannten erinnern könne. Anscheinend war es unseren Zuhörern – zumindest
     einem von ihnen – tatsächlich eine Herzensangelegenheit, polizeiliche Ressourcen zu schonen, denn bereits wenige Stunden später
     klingelte bei einer

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