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Mordkommission

Titel: Mordkommission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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es eingeschaltet hatte, könnte man ihn darüber orten.
    Vorrangig galt es also, die Fahndung nach Michael H. in Gang zu setzen. All seine Kontaktadressen und möglichen Anlaufstellen
     wurden ermittelt und durch zivile Einsatzkräfte der jeweils zuständigen Polizeiinspektionen überwacht. Sämtliche polizeilich
     verfügbaren Daten über ihn wurden eingeholt.
    Dabei ergab sich, dass Sandra G. den Tatverdächtigen erst vor rund einer Woche mit Hilfe der Polizei aus der Wohnung gewiesen
     hatte. Das durch die Beamten damals ausgesprochene Kontakt- und Annäherungsverbot hatte sich wieder einmal auf tragische Weise
     als völlig untaugliches Mittel erwiesen, verfolgte Frauen wirksam zu schützen. Und wieder einmal fiel es mir beim Anblick
     des Opfers schwer zu verstehen, warum ein Rechtsstaat es zulassen kann, dass verfolgte und eingeschüchterte Frauen sich in
     die Anonymität |218| eines Frauenhauses flüchten und dabei in den meisten Fällen darauf verzichten müssen, ihren gewohnten Tätigkeiten nachzugehen,
     während ihre vor Eifersucht kranken, maßlos selbstsüchtigen und nicht einsichtsfähigen Bedränger und Peiniger in aller Ruhe
     ihr Leben weiterführen können, ohne jede Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität.
     
    Bald darauf trafen zwei Kolleginnen der Zielfahndung ein und durchsuchten zusammen mit einem Beamten meiner Kommission und
     einem Beamten des Erkennungsdienstes die Wohnung des Opfers. Ein Schwager von Sandra G. hatte berichtet, dass sich in der
     bis zum Rauswurf gemeinsam bewohnten Wohnung noch diverse persönliche Gegenstände und Unterlagen von Michael H. befanden.
     Vielleicht ergab sich aus diesen ein Fahndungsansatz. In der Garage hatten die Beamten Anzeichen dafür gefunden, dass Michael
     H. möglicherweise versucht hatte, sich nach der Tat selbst das Leben zu nehmen. Im Laufe des Nachmittags ergab sich ein Hinweis
     darauf, dass sich der Gesuchte in einem Waldgebiet im Süden Münchens befinden könnte. Daher forderte ich starke Polizeiverbände
     an, die eine Umstellung und Durchsuchung des Waldgebietes vorbereiteten, als ein anderer Hinweis den Bereich des Münchner
     Hauptbahnhofes ins Spiel brachte. Die Polizeieinheiten, die das Waldgebiet absuchen sollten, wurden daraufhin per Eilmarsch
     in Richtung Hauptbahnhof verlegt, während zugleich zahlreiche Zivilstreifen um den Hauptbahnhof zusammengezogen wurden.
    Da mittlerweile bekannt war, dass der Verdächtige sich gerne in Spielsalons am Hauptbahnhof aufhielt, wurden diese in die
     Überprüfung mit einbezogen. Tatsächlich entdeckte eine Zivilstreife der Einsatzhundertschaft gegen 23   Uhr Michael H., der auf einem Barhocker saß und in aller Ruhe an einem Geldspielautomaten spielte. Der völlig überraschte
     Tatverdächtige wurde widerstandslos überwältigt. Noch im Laufe der Nacht begannen wir seine Vernehmung. Er legte ein umfassendes
     Geständnis ab, wobei er manche Dinge der schrecklichen Tat beschönigte.
    |219| Wie sich nach und nach durch die Vernehmungen der Angehörigen ergab, hatte der Täter bereits vor der Trennung damit gedroht,
     Sandra G. und ihren Sohn umzubringen, sollte sie sich von ihm trennen. Im Haus der Frau fanden sich zahlreiche Spuren, die
     davon zeugten, dass sich Michael H. nach der Tat in der Wohnung seines Opfers und auch im Zimmer des Jungen aufgehalten hatte.
     Wir alle waren und sind überzeugt davon, dass er auch den Jungen getötet hätte, wäre dieser nicht zufällig mit seinem Vater,
     dem geschiedenen Mann von Sandra, im Osterurlaub gewesen. Die Vernehmung des Sohnes zwei Tage später, die einer unserer erfahrensten
     Beamten durchführte, offenbarte das große Leid des Jungen, der monatelang vom Freund seiner Mutter tyrannisiert worden war.
     Flehentlich hatte er sie immer wieder gebeten, sich von dem Mann zu trennen. Schließlich hatte Sandra G. selbst erkannt, dass
     Michael H. sie nur ausnutzte, und ihn hinausgeworfen – ihr Todesurteil und fast auch das Todesurteil für ihren Sohn. Mit rotgeweinten
     Augen saß der Junge im Zimmer unseres Kollegen und versprach seiner toten Mutti, in Zukunft ganz toll zu lernen und ein ganz
     guter Schüler zu werden – das hatte sie sich doch immer so sehr gewünscht   … An diesem Abend gingen wir mit dem Kollegen ein Bier trinken – manche Dinge lassen sich eben nicht allein bewältigen.
     
    Bei den weiteren Vernehmungen und aufgrund der Auswertung der Tatortspuren erfuhren wir nach und nach die schrecklichen Einzelheiten
     der Tat.

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