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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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zwar auch keinen direkten Zusammenhang, aber wer weiß schon, was die Presse daraus macht. Wir haben hier schon Anfragen dazu bekommen.« Engbers schloss das Fenster in seinem Büro. Ólafur Davídsson erkannte es an dem Geräusch, das das Fenster dabei von sich gab.
    »Und welchen Zusammenhang sieht die Presse?«
    »Es ist eigentlich schon aberwitzig. Einer hat gefragt, ob der Mörder damit die Schließung des Flughafens Tempelhof erreichen wollte. Es gibt die unmöglichsten Verschwörungstheorien.«
    Wieder ein Geräusch im Hintergrund. Dieses Mal war es der Bürostuhl von Engbers.
    »Das ist ja wirklich absurd.«
    »Aber einen Zusammenhang können wir auch nicht mit absoluter Sicherheit ausschließen. Darauf hat uns heute Morgen der Polizeipräsident höchstpersönlich aufmerksam gemacht.«
    »Aha.« Davídsson kannte diese Art der Einmischung von seinem Vorgesetzten nicht, aber er wusste, dass Wittkampf manchmal ›gut gemeinte‹ Ratschläge von oben bekam.
    »Wir werden unsere Ermittlungen erst einmal in diese Richtung fortsetzen müssen, bis sich der Staub wieder etwas gelegt hat.«
    »Und was heißt das für deine Arbeit?«
    »Präsenz zeigen in Tempelhof und dort Leute befragen.«
    »Dann kümmere ich mich um die Ceciliengärten und Evelyn Schrauder.«
    »Dabei musst du aber verdammt vorsichtig sein. Die verfügt anscheinend über ausgezeichnete Kontakte zur Presse. Mir wäre es jedenfalls nicht gelungen, so eine Geschichte an den Mann zu bringen.«
     
    Der Opel Astra G wurde ihm eine Stunde später gebracht. Davídsson hatte nicht damit gerechnet, dass es ein besonders neues Auto sein würde, aber immerhin war er grün-weiß lackiert und hatte ein Blaulicht mit Martinshorn. Der Innenraum roch nach kaltem Rauch und auf der Rückbank gab es alte Flecken. Sogar am Himmel gab es Spuren der langen Einsatzzeit: Brandflecken und Nikotinflecken wechselten sich wie ein Tarnanstrich bei einem Panzer ab.
    Er hatte die ganze Zeit über vergeblich versucht, Wittkampf zu erreichen. Vielleicht war er wegen der Presse in irgendwelchen Besprechungen. Davídsson hatte ihm eine Mail geschrieben und war dann zum Oskar-Ziethen-Krankenhaus gefahren.
    Der Junge lag noch auf der Intensivstation, aber sein Zustand verbesserte sich von Stunde zu Stunde. Die Ärzte von der Nachtschicht waren geblieben und hatten Ólafur Davídsson zum Glück wiedererkannt.
    Er kannte nicht einmal den Namen des Jungen.
    Für einen Moment war er neben dem Krankenhausbett stehen geblieben und hatte den Geräuschen gelauscht, die für das Überleben dieses Jungen sorgten: Ein einschläferndes Pumpen, ein sanftes Piepen und das Surren der Geräte. Irgendwie konnten selbst das kalte Krankenhauslicht und der Geruch nach scharfem Desinfektionsmittel den Frieden nicht zerstören, der hier herrschte, auch wenn es nur eine merkwürdige Form von Frieden war.
    Der Junge bewegte seine Augen unter den geschlossenen Lidern. Die Ärzte hatten Davídsson versichert, dass die Eltern informiert worden waren, aber er konnte keine Besucher sehen. Die Stühle in dem Zimmer waren leer und auf dem kleinen viereckigen Tisch standen auch keine Blumen.
    Womöglich sind Blumen hier nicht erlaubt, überlegte er, oder sie sind das falsche Geschenk für einen achtzehnjährigen Jungen im Krankenhaus.
    Er nahm die Akte aus dem Fach und las einen Namen: Fabian Schubert. Er prägte sich das Geburtsdatum ein, das daneben stand. So konnte er seine Adresse ausfindig machen und vielleicht auch etwas über ihn erfahren. Vielleicht.
     

8
     
    U lf Mansson begrüßte sie beide. Erst Ólafur Davídsson, dann Engbers. Er hatte mit ungläubiger Miene gesehen, wie Davídsson aus einem Polizeiwagen gestiegen war. Auch Davídsson musste sich noch daran gewöhnen. Er hatte ein paar Sekunden lang gebraucht, um zu realisieren, dass es sein Wagen war, als er aus dem Krankenhaus gekommen war.
    Er hatte Engbers angerufen und ihn zum ›Alten Schweden‹ dirigiert. Engbers war noch nie hier gewesen. Er hatte das Restaurant nicht einmal gekannt, bevor er ihm davon erzählt hatte. Es war der beste Ort, um sich ungestört über den Fall unterhalten zu können. Davídsson wusste, dass er sich auf Ulf Mansson verlassen konnte, und zu dieser Zeit gab es sonst nur wenige Besucher in dem Lokal.
    »Nett hier.« Engbers spielte mit ein paar bunten Glassteinen, die er zuvor vom Tisch genommen hatte. »Was isst man hier so?«
    »Wie wär’s mit Janssons frestelse? Das ist ein Kartoffelauflauf mit Zwiebeln und

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