Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
Vom Netzwerk:
einmal wieder?«
    »Ich hoffe es. Ich muss erst warten, was die Gutachter sagen und was die Versicherung sagt.«
    »Das kann dauern, aber du kannst die alte Klapperkiste gerne auch länger behalten. Die vermisst bestimmt keiner.«
    »Das kann ich kaum glauben«, feixte Ólafur Davídsson.
     
    Er kam eine Viertelstunde zu spät. Davídsson war überrascht gewesen, dass er überhaupt zur Verabschiedung von Heinzelmann eingeladen worden war, aber als er in dem bayerischen Restaurant am Hackeschen Markt ankam, wurde ihm klar, warum. Es gab nur wenige Gäste. Engbers war da und seine beiden Kollegen und einige andere, deren Namen er ebenfalls nicht kannte.
    Heinzelmanns Chef hielt eine kurze Rede. Er sah so aus, als wäre er der Nächste, der in den Ruhestand verabschiedet werden würde.
    »… Uns verlässt damit einer der ehrenwerten Kollegen, die bereits zum Urgestein der Pathologie geworden sind und die man getrost auch als ›alte Haudegen‹ in diesem Geschäft bezeichnen darf …«
    Was für eine Scheißrede, dachte Ólafur Davídsson. Er kannte Heinzelmann nicht besonders gut, aber er wusste, dass er tatsächlich schon seit Jahrzehnten in seinem Beruf arbeitete. Aber rechtfertigte das diese markigen Worte?
    Heinzelmann wirkte ein wenig überfordert mit der Situation, aber Davídsson wusste nicht, ob das an der Rede lag oder daran, dass Heinzelmann selbst nicht gerne im Mittelpunkt stand.
    Endlich war die Ansprache vorbei und Heinzelmanns Chef klopfte ihm väterlich auf die Schulter, bevor er mit einem Glas Weißbier abzog, um sich zu einer wesentlich jüngeren Kollegin zu stellen.
    Davídsson gesellte sich zu Heinzelmann, der jetzt etwas verloren wirkte.
    »Sie kennen den alten Haudegen noch nicht lange genug, um zu wissen, dass ich das wirklich einmal war.«
    »Mit der Zeit werden wir alle ruhiger.« Davídsson dachte an sich, wie er mit glühendem Eifer direkt nach seiner Ausbildung bei der FBI Academy in Quantico nach Island zurückgekehrt und bereit gewesen war, die Welt aus den Angeln zu heben. Es war ein langer Weg zum BKA und er war froh, ihn nicht noch einmal beschreiten zu müssen.
    »Was machen Sie jetzt?«
    Heinzelmann lächelte. »Nichts.«
    »Mhm. Das ist nicht viel.«
    »Vielleicht schreibe ich ein Buch. Berliner Leichen oder so was.« Er grinste. »Nein, Spaß beiseite. Ich bin noch ein paar Tage im Institut und dann fahre ich für zwei Wochen in Urlaub und dann geht es wieder Richtung Heimat.«
    »Und die ist wo?« Er nahm sich eine warme Brezel aus einem Bastkorb und bestrich sie mit Obazdem. Er liebte die bayerische Küche.
    »Fürth. Ich bin ein Fürther Urgestein, ein Franke.«
    »Deshalb also der Abschied hier.«
    »Sie würden dann wohl zum ›Alten Schweden‹ gehen, oder?«
    »Oh, Sie kennen ihn?«
    »Leider erst seit Kurzem. Ich mag die Atmosphäre.« Er nahm einen Schluck von dem dunklen Hefeweizen. »Und alles ist frisch, im Gegensatz zu hier.«
    »Ich war gerade heute Mittag dort …« Das Klingeln seines Handys unterbrach ihn. Er erkannte die Berliner Nummer. Er hatte sie sich ins Telefonbuch gespeichert, um sie von den Presseanrufen unterscheiden zu können. Er wandte sich von Heinzelmann mit einer entschuldigenden Handbewegung ab und nahm das Gespräch an.
    »Herr Davídsson?« Die Stimme klang rau. Sie passte nicht zu einer Krankenschwester.
    »Am Apparat. Gibt es was Neues von dem Jungen?«
    »Jaa …«
    »Schießen Sie los.« Er ging nach draußen auf den Platz, der jetzt für diese Zeit angemessen belebt war. Er hörte Jugendliche, die herumgrölten. Es waren Engländer, die Fußballlieder sangen, aber er konnte nicht erkennen, für welchen Verein sie sich begeisterten und es war ihm jetzt auch egal.
    »Wir mussten ihn noch einmal operieren. Es war eine Notoperation.«
    Ein Straßenmusiker spielte mit seinem Akkordeon Karussellmusik. Und genau so fühlte er sich jetzt – als würde er sich nur noch im Kreise drehen. Er bemerkte, wie ihm schwindelig wurde. Das war kein Kreislaufproblem, sondern das Karussell, das er nicht mehr stoppen konnte, obwohl er nicht wusste, warum ihn das Schicksal des Jungen so stark mitnahm. Er kannte ihn nur von dem Unfall und dennoch gab es da eine Verbindung zwischen ihnen.
    »Er hat es einigermaßen gut überstanden, aber die nächsten Stunden werden für ihn ziemlich wichtig sein. Ich kann leider seine Eltern nicht erreichen. Deshalb rufe ich Sie an …«
    »Ich komme.« Er drückte auf Aus, ohne sich zu verabschieden.
    Zum Glück fuhr er einen

Weitere Kostenlose Bücher