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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Not geratenen Menschen lösen wollte, schon gar nicht, weshalb dort Hilfe und
Kredite für jene versprochen wurden, denen Unterstützung bei jedem
herkömmlichen Kreditinstitut versagt werden. Gegen Bekanntgabe der eigenen
Adresse wurden unverbindliche und kostenlose weitere Informationen zugesagt.
Mit einem Finger über der Tastatur kreisend tippte Große Jäger seinen Namen
ein, dazu seine Anschrift: Husum, Herzog-Adolf-Straße. Nachdem er den Button
zur Datenfreigabe angeklinkt hatte, kehrte der Bildschirm in seine
Ausgangsposition zurück.
    »Nun bin ich gespannt, welchem Unbekannten ich meine
Daten anvertraut habe«, überlegte der Oberkommissar. Es würde ein Leichtes
sein, zu verfolgen, wie seine persönlichen Angaben durch den Datenäther kreisen
würden. Er hatte sich mit »Erich Jäger« eingetragen.
    Dann griff er zum Telefon, rief die Polizeiinspektion
Heide an und verlangte die Kollegin Neubert zu sprechen. Doch die charmante
Kommissarin von der Schutzpolizei hatte dienstfrei. Große Jäger ließ sich mit
der Kripo verbinden.
    »Raschke.«
    Er kannte den Hauptkommissar von der benachbarten
Dienststelle. Ein unscheinbarer Enddreißiger, der nicht nur wie ein braver
Familienvater wirkte, sondern auch begeisterter Familienmensch war. Raschke
galt als besonnener und erfahrener Polizist. Sie wechselten ein paar belanglose
Worte, bis Große Jäger fragte: »Habt ihr schon Ergebnisse hinsichtlich der
Fingerabdrücke aus dem Imbisswagen von Dugovic?«
    »Ja, die liegen vor. Ich wollte mich auch in Kürze bei
euch melden. Auf der Publikumsseite finden sich eine Unmenge von Abdrücken, die
wir aus praktischen Gründen nicht einzeln aufgenommen und verfolgt haben. Wir
hätten sonst eine Kopie des Einwohnermelderegisters von Heide. Im Wagen selbst
gab es verschiedene Abdrücke. Wir konnten aber nur die von Dugovic zuordnen.«
    »Also keine Übereinstimmung mit Abdrücken von unserem
Mordfall in Husum oder mit denen aus Leck?«
    »Nein, sorry. Nichts. Die haben wir genauso verglichen
wie jene von den Banküberfällen, die ihr ins Netz gestellt habt.«
    »Dumm. Das wäre zu schön gewesen, wenn es
Übereinstimmungen gegeben hätte.«
    »Ich fürchte, ihr müsst noch ein wenig weitersuchen.
Viel Erfolg.«
    »Glaube ich auch. Na, jedenfalls wart ihr in Heide
diesmal schneller als bei der letzten Landtagswahl.«
    »Wieso?«
    »Als ganz Deutschland auf den Ausgang des spannenden
Kopf-an-Kopf-Rennens wartete und alle Hochrechnungen versagten – es ging
schließlich nur um eine Hand voll Stimmen – habt ihr die Medien bis kurz vor
Mitternacht beschäftigt, weil Dithmarschen als Letztes mit der Auszählung
eintrudelte.«
    »Man kann nicht immer der Erste sein«, antwortete
Raschke. »Es reicht doch hin, wenn die Polizei in Dithmarschen immer vornweg
ist.«
    Große Jäger legte den Hörer auf die Gabel zurück.
Jetzt hätte er gern einen Kaffee getrunken. Aber bevor er sich der Mühe
unterzog, ihn selbst zuzubereiten, wollte er versuchen, eine Tasse in einem der
benachbarten Büros zu schnorren, wenn auch nicht gerade bei Hilke Hauck. Mit
einem Seufzer schwang er sich auf und verließ mit seinem Trinkbecher in der
Hand das Büro.
    *
    Der leichte Wind kräuselte die Schlei. Die
Oktobersonne wurde von der Wasseroberfläche reflektiert und hatte noch so viel
Kraft, dass es angenehm warm war. An den Stegen waren zahlreiche Boote vertäut,
deren Taue beim Schlagen gegen das Aluminium der Masten sich zu jenem Klangbild
vereinigten, das typisch für Sportboothäfen ist.
    Die »Sabine II« lag fast am Ende des Stegs. Sie war
größer als viele Nachbarboote und maß über zwölf Meter. Der Alubaum ragte hoch
in den Himmel empor. Baumniederholer, Fock, Genua, Großsegel,
Rollfockeinrichtung und Selbstwendefock. Der Eigner ließ sich sein Hobby etwas
kosten. Das Cockpit war mit einer festen Windschutzscheibe ausgestattet. Es war
ebenso wie Gangborden, Vorschiff und Badeplattform mit Teak ausgelegt. Sogar
eine Seereling war vorhanden.
    Vom Steg aus sahen die beiden Beamten, dass die Luke
zum Salon geöffnet war.
    »Hallo?«, rief Mommsen. Nach einer Weile tauchte der
Kopf eines Mannes auf und sah sie fragend an.
    »Herr Schöppe?«
    Der Mann kam jetzt ganz zum Vorschein. Er war groß
gewachsen und hatte eine schlanke, sportliche Figur. Eine helle Jeans und das
Poloshirt eines Edelschneiders verdeckten seinen Waschbrettbauch, dessen
Abbildung mit Sicherheit gut in ein Lifestyle-Magazin gepasst hätte. Die
raspelkurzen blonden Haare

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