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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Ihren Reisepass sehen?«
    Smitkov sah Christoph mit seinen dunklen Augen prüfend
an. »Den habe ich nicht dabei.«
    »Den benötigen Sie aber für die Reise.«
    Der Mann war nicht aus der Ruhe zu bringen. »Es gibt
viele Reiseziele, für die mein Personalausweis ausreichend ist«, antwortete er
gelassen. Er stützte sich auf dem Dach seines Wagens ab. »Was wollen Sie
eigentlich von mir?«
    »Ich ermittle in mehreren Mordfällen.«
    Kein Muskel zuckte im Gesicht des Mannes. »Mordfälle?
Und dann kommen Sie zu mir? Ich darf annehmen, dass es sich um einen Irrtum
handelt.«
    Statt einer Antwort fixierte Christoph die Augen
seines Gegenübers. Sie sahen sich eine ganze Weile starr an. Keiner wollte
nachgeben. Es kostete Christoph eine gewaltige Anstrengung, dem Blick
standzuhalten.
    In diesem Moment donnerte eine Düsenmaschine im
Landeanflug auf Hamburg-Fuhlsbüttel über ihre Köpfe.
    Smitkov warf einen Blick auf seine Uhr. »War’s das?
Ich versäume sonst meinen Termin.«
    Christoph zog das Bild Reiches hervor. »Kennen Sie
diesen Mann?«
    Sein Gegenüber, wenn er Reiche schon einmal gesehen
haben sollte, machte nicht den Fehler, es sofort zu verneinen. Er ließ sich
einen Moment Zeit, bevor er seinen Blick wieder Christoph zuwandte. »Nein! Das
Bild sagt mir nichts. Wer soll das sein?«
    »Der Mann heißt Frank Reiche.«
    »Nie gehört. Und den suchen Sie?«
    Smitkov beherrschte sich vollendet. Entweder kannte er
Reiche wirklich nicht, oder er überspielte es hervorragend. Aus seiner Reaktion
konnte Christoph keine verwertbaren Schlüsse ziehen.
    »Nein«, antwortete er. »Den haben wir gefunden. Doch
als wir ihm das erste Mal begegneten, war er tot.«
    »Schlimm, was für tragische Dinge selbst in unserem
zivilisierten Land geschehen.«
    »Sagen Ihnen die Namen Schöppe, Auhagen, Dugovic oder
Mitrolitis etwas?«
    »Nie gehört. Auhagen, sagten Sie? Ist das nicht ein
Badeort an der Küste?«
    Christoph bemerkte, dass ihn Smitkov jetzt vorführen
wollte. Der Mann war mit Sicherheit nicht so ungebildet, wie er mit solchen
Bemerkungen vortäuschen wollte.
    »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Ermittlungen.
Doch jetzt muss ich wirklich fahren.«
    Smitkov stieg, ohne Christophs Antwort abzuwarten, in
seinen Jaguar. Doch statt den Motor sofort zu starten, sah Christoph, wie er
die Zündung betätigte, aber nicht den Anlasser.
    Christoph kehrte zu seinem Wagen zurück, den er am
Straßenrand geparkt hatte. Als er abfuhr, saß Smitkov immer noch in seinem
Wagen und bewegte den Mund. Offenbar telefonierte er. Überhaupt sah es aus, als
würde der im Zwiegespräch so souverän wirkende Mann während des Telefonats
explodieren. Seine Gestik verriet, dass er sich dem Dialog mit einer besonderen
Lebhaftigkeit widmete.
    Christoph vermied es, das Grundstück Smitkovs zum
Wenden zu nutzen. Er fuhr bis zur nächsten Querstraße, drehte dort und rollte langsam am Haus des Mannes vorbei. Der saß immer noch stark gestikulierend in
seinem Auto, obwohl er doch vorgegeben hatte, unter Zeitdruck zu stehen.
    Langsam machte sich bei Christoph der Magen bemerkbar.
Er hatte außer einem schnellen und eher kargen Frühstück heute noch nichts
weiter zu sich genommen. Vielleicht gab es im Stadtzentrum die Möglichkeit,
eine Kleinigkeit zu essen. Er fuhr den bekannten Weg zurück, musste unterwegs
abrupt bremsen, als eine Gruppe halbwüchsiger Radfahrer aus einem Fußweg
herausgeschossen kam und, ohne nach links oder rechts zu blicken, quer über die
Straße fuhr. An der Bahnschranke musste er wieder warten. Nachdem sich der
rot-weiße Balken endlich in die Höhe begeben hatte, entstand erneut ein Pulk
von Fahrzeugen auf der Kreuzung hinter den Bahngleisen. Er folgte einer Reihe
von Fahrzeugen, die links zum Bahnhofsplatz abbogen. Die Reihe der früher das
Areal einschließenden Flachbauten mit lebhaften Geschäften war durch Baulücken
unterbrochen und wirkte wie das Gebiss eines Kindes beim Wechsel zu den zweiten
Zähnen.
    Er folgte der abknickenden Straße, bis ein Stück
weiter ein paar Geschäfte und lebhafterer Verkehr auf den Gehwegen andeuteten,
dass er im Zentrum war. Natürlich gab es hier keine Parkplätze, sodass er den
Block umrundete und in einer Seitenstraße die Zufahrt zu einer Tiefgarage fand,
deren Dach als Parkdeck diente. Er ließ seinen Wagen in das Untergeschoss
rollen und stellte ihn in einer der freien Lücken ab. Ein helles Viereck zeigte
ihm, dass dort eine Betontreppe ans Tageslicht führte.
    Er fand sich in

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