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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Betreuung für Ihr Geld wünschen, so übernehmen
wir es professionell. Durch eine besonders kluge und diversifizierte
Anlagestrategie erwirtschaften wir für Sie eine überdurchschnittlich hohe
Rendite.«
    »Die natürlich auch mit einem überproportional hohem
Verlustrisiko verbunden ist«, entgegnete Christoph.
    »Da taucht die Frage auf: Steht das Angebot noch oder
sitzt der Anbieter schon?«, kommentierte Große Jäger. Frau Richter strafte ihn
für diese Zwischenbemerkung mit einem bösen Blick, sah dann aber wieder
Christoph an.
    »Dazu kann ich nichts sagen. Wir hier im Büro sind nur
für die Herstellung der Kontakte zuständig. Alles andere, die Kontraktierung
und die Anlage der Gelder, erfolgt außerhalb.«
    »Und wer macht das?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Auch Herr Schöppe?«
    Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich weiß es
wirklich nicht«, stammelte sie.
    »Wissen Sie, wo wir Herrn Schöppe finden können?«
    Sie nannte die Adresse Wikingerturm.
    »Dort haben wir ihn nicht angetroffen.«
    »Dann kann ich Ihnen wirklich nicht weiterhelfen.«
    Frau Richter gab ihnen noch eine Handynummer. Dort
meldete sich immer nur die Mobilbox.
    »Ist der Laden eine Geldwaschanlage der russischen
Mafia?«, fragte Große Jäger auf der Rückfahrt. »Wenn Schöppe von denen genauso
zur Mittäterschaft erpresst wurde, wie wir es bei den anderen vermuten, könnte
er vielleicht nachgegeben haben und organisiert jetzt das Geschäft. Über
Erfahrung mit windigen Transaktionen scheint er ja zu verfügen.«
    »Das könnte möglich sein«, stimmte Christoph zu und
lauschte auf dem Rest der Rückfahrt den Kommentaren, die der Oberkommissar zum
Straßenverkehr abgab.
    *
    Vom Büro aus hatte Christoph Anna Bergmann angerufen.
Sie hatten sich für den Abend verabredet.
    »Du hast lange nichts von dir hören lassen«, hatte sie
ihm vorgeworfen. Er hatte sich eine Erklärung oder gar eine Rechtfertigung
erspart.
    Jetzt war er auf dem Weg in den südlichen Landesteil.
Er wollte dem letzten Namen auf der ominösen Telefonliste einen Besuch
abstatten. Quickborn war sein Ziel.
    Wie oft ich in diesem Fall schon durch Dithmarschen
gefahren bin, überlegte er unterwegs, als in der Ferne die Autobahnbrücke über
dem Kanal auftauchte. Ein gewaltiges Bauwerk, Herausforderung an die Ingenieure,
die mit der über vierzig Meter hohen Brücke und den langen Auffahrten eine
enorme Leistung vollbracht hatten. Gewaltige Erdmassen waren zu bewegen
gewesen. In diesem flachen Landstrich, der an einigen Stellen sogar unterhalb
des Meeresspiegels lag und auch Deutschlands tiefste Landstelle aufwies, war
das Brückenbauwerk die mit Abstand höchste Erhebung. Eine Weile später tauchte
die nächste Brücke auf, die Hochbrücke über die Störniederung bei Itzehoe. Hier
hatte man sich den Ausbau der Autobahn gespart, die vierspurige Straße auf drei
Fahrstreifen reduziert und in dieser Weise die schon früher errichtete Querung
genutzt. Christoph reduzierte seine Geschwindigkeit auf das vorgeschriebene
Maß, da er wusste, dass diese Stelle ein beliebter Standort für die mobilen
Blitzanlagen der zentralen Verkehrsüberwachung war.
    Der Weg führte weiter durch das flache Land. Rechts
lag die Elbmarsch mit ihrem weithin bekannten Obst- und Gemüseanbau bei
Glückstadt.
    Bei Pinneberg verließ er die Autobahn, fuhr durch das
in großen Teilen noch unberührte Himmelmoor und erreichte schließlich
Quickborn. Von früheren Besuchen wusste er, dass die Reize dieser Kleinstadt
eher hinter den Hecken der großen Anwesen lagen. Der Ort selbst zeigte sich dem
Besucher spröde. Es fehlte jeglicher Charme. Und wie um dieses Bild noch zu
verstärken, hatte man mitten im Ort eine riesige Brache angelegt, die früher
einmal Bahnhof und Vorplatz gewesen war.
    Sein Navigationssystem führte ihn an einem Areal
vorbei, das von Schulen und dem Freibad eingenommen wurde. Dann musste er an
einer Schranke warten. Aus einer kreuzenden Straße quälten sich in unorthodoxer
Fahrweise weitere Fahrzeuge hervor, die um ihn herum ein schier unentwirrbares
Knäuel bildeten. Nicht umsonst, überlegte er, waren die Einheimischen mit ihrem
Pinneberger Kennzeichen auf den Straßen der Region gefürchtet.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Kleinbahn vom nahen
Bahnsteig sich wieder in Bewegung setzte und das Gewusel vor der Schranke sich
wie von selbst auflöste. Gleich hinter dem Bahndamm entstand ein neuer Stau,
weil die Mehrheit der Autos auf den Parkplatz eines Supermarktes

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