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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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abbiegen
wollte. Danach hatte er die Straße wieder für sich. Er folgte den Anweisungen
der Stimme seines GPS -Systems.
Rechts. Rechts. Geradeaus. Links. Das Straßenschild zeigte ihm, dass er am Ziel
war. Langsam ließ er seinen Wagen die ruhige Wohnstraße entlangrollen, bis
rechts ein Haus auftauchte, das sich allein durch seine Größe von den anderen
unterschied. Vor dem Gebäude aus weißem Kalksandstein lag ein großer
gepflasterter Parkplatz, der zugleich als Zufahrt zur seitlich versetzt
angebauten Doppelgarage diente. Obwohl ausreichend Abstellmöglichkeiten für
mehrere Fahrzeuge vorhanden waren, stand nur ein einzelner schwarzer Jaguar XJR dort. Die Klappe des Kofferraums war
geöffnet, und ein untersetzt wirkender Mann stellte einen Koffer sowie eine
Aktenmappe hinein. An seiner Schulter baumelte ein Notebook.
    Er unterbrach seine Aktivität und sah auf, als
Christoph vor dem Haus hielt und ausstieg. Der Mann verharrte in der halb
gebückten Haltung und beobachtete aufmerksam den fremden Besucher.
    »Guten Tag. Sind Sie Herr Smitkov?«
    Der Mann richtete sich auf, nahm das Notebook von der
Schulter und verstaute es ebenfalls im Kofferraum. Als er sah, dass Christoph sich
näherte und einen Blick in den Kofferraum warf, schlug er den Deckel mit der
flachen Hand zu. Die Frage nach seiner Identität ließ er unbeantwortet.
Stattdessen musterte er den Besucher.
    »Herr Smitkov?«, fragte Christoph erneut.
    »Wer möchte das wissen?«, antwortete der Mann mit
einer Gegenfrage.
    »Mein Name ist Johannes. Kripo Husum«, stellte sich
Christoph vor.
    »Husum?« Die Stimme war dunkel, hatte einen ruhigen,
angenehmen Klang. Die Aussprache war allerdings hart, wie es oft bei
Osteuropäern anzutreffen ist. »Wo ist Husum?«
    Christoph hatte nicht die Absicht, eine Lektion in
Sachen Geographie zu erteilen. »Dort befindet sich meine Dienststelle.«
    »Können Sie sich ausweisen?«
    Christoph hielt ihm seinen Dienstausweis hin. Der Mann
begnügte sich nicht mit einem kurzen Blick, sondern nahm das Dokument in die
Hände und musterte es kritisch. Dann gab er es zurück.
    »Ich heiße Smitkov«, erklärte er.
    Während der Prozedur hatte Christoph sein Gegenüber
aufmerksam studiert. Smitkov war tadellos gekleidet. Die dunkelgraue Hose hatte
eine akkurate Bügelfalte, das makellose blütenweiße Hemd stammte sicher auch
von einem Edelschneider. Die dezent gestreifte Krawatte passte hervorragend zum
Anzug. Das Gesicht mit den buschigen Augenbrauen war von gesundem Braun,
vielleicht eine Spur zu dunkel. Strahlend weiße Zähne und ein glatt rasiertes
Kinn, das Energie und Durchsetzungsvermögen verriet. Der gesamte Eindruck wurde
durch dunkles, leicht welliges Haar gekrönt, das in genau dem richtigen Maß mit
silbernen Fäden durchsetzt war, um nicht nur interessant zu wirken, sondern dem
ganzen Mann den Anstrich von Seriosität zu verleihen.
    »Was führt Sie aus Husum zu mir?«
    »Können wir das vielleicht im Haus besprechen?«
    Smitkov schüttelte energisch den Kopf. »Sorry, aber
wie Sie sehen, bin ich im Begriff aufzubrechen. Ich habe Termine einzuhalten.«
    Er streckte seinen Arm aus und warf einen Blick auf
eine elegante Armbanduhr, der aber die Protzigkeit einer Rolex fehlte.
    »Das mag sein, Herr Smitkov. Trotzdem muss ich Ihnen
ein paar Fragen stellen.«
    »Ist das so bedeutsam, dass ich dafür meine Termine
verpassen muss?«
    Der Mann war hartnäckig. Doch das konnte Christoph
auch sein.
    »Nachdem ich mich ausgewiesen habe, würde ich
auch gern Ihren Pass sehen.«
    »Muss das sein? Sie sehen doch, dass ich hier wohne.
Sie kennen schließlich meine Adresse.«
    Christoph streckte Smitkov fordernd die Hand entgegen.
    Der Mann ging zur linken Hintertür seines Wagens,
öffnete den Schlag und holte einen eleganten Hermès-Aktenkoffer vom Rücksitz.
Diesem entnahm er eine lederne Brieftasche, in der er seine Papiere
aufbewahrte. Christoph sah in der in der Tasche einen Umschlag der Lufthansa,
in dem üblicherweise Tickets aufbewahrt werden.
    »Sie wollen verreisen?«
    Smitkov reichte Christoph den Ausweis. »Darf ich das
nicht?«
    »Wohin soll es denn gehen?«
    »Ich glaube nicht, dass es für Sie von Interesse ist.«
    Das Legitimationspapier war ein Bundespersonalausweis,
vor zwei Jahren von der örtlichen Stadtverwaltung ausgestellt. Georghe Smitkovwar dreiundvierzig Jahre alt und hatte seinen Wohnsitz in dem Haus, vor dem
sie jetzt standen. Er besaß die deutsche Staatsangehörigkeit.
    »Darf ich auch einmal

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