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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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einem kleinen Geschäftszentrum wieder.
»Klöngasse«, verkündete ein Namensschild. Am Ende der lebhaft frequentierten
Zone stieß er wieder auf die Bahnhofstraße, in der er das Eulencafé aufsuchte
und sich dabei erinnerte, dass Quickborn die »Eulenstadt« genannte wurde.
    Das Gespräch mit Smitkov war nicht ergiebig gewesen,
überlegte Christoph, während er auf seine Bestellung wartete. Er rief Mommsen
an.
    »Du weißt, wen ich eben besucht habe?«, umschrieb
Christoph den Zweck seines Aufenthaltes, weil er Smitkovs Namen nicht vor den
Ohren der anderen Cafébesucher nennen wollte.
    »Sicher«, gab Mommsen zurück.
    »Kannst du etwas über ihn in Erfahrung bringen?
Außerdem würde mich interessieren, wen er vor etwa einer halben Stunde von
seinem Handy aus angerufen hat.«
    Mommsen versprach, sich darum zu kümmern.
    Die Stärkung tat Christoph gut. Und während er zahlte
und einen kurzen Blick durch das Fenster auf die Straße warf, glaubte er, in
einem Passanten Ähnlichkeiten mit dem Schatten entdeckt zu haben, der ihm nur
einmal deutlich begegnet war. Das war vor dem Haus gewesen, in dem Fabian
Auhagen wohnte. Doch der nur schemenhaft hinter dem Glas auftauchende Mann war
schnurstracks am Café vorbeigegangen, ohne einen Seitenblick in das Innere zu
werfen.
    Ich sehe jetzt schon Gespenster, schalt sich Christoph
und trat auf die Straße.
    Hier in Quickborn schienen alle Menschen in Eile zu
sein. Es fehlte die Gelassenheit Nordfrieslands, an die er sich inzwischen so
gewöhnt hatte, dass er sie nur wahrnahm, wenn sie fehlte.
    Langsam schlenderte er durch die Gasse zurück. Die
Bewegung an der frischen Luft tat ihm gut, deshalb nahm er auch nicht sofort
den Weg zum Parkhaus, sondern umrundete noch ein kleines Karree. Er blieb vor
der Auslage einer Buchhandlung stehen und beobachtete im Schaufenster das
Treiben in seinem Rücken. Er konnte aber niemanden entdecken, der aussah, als
würde er ihm folgen.
    Entschlossen wandte er sich der offenen Treppe zur
Tiefgarage zu. Sie führte zu einem türlosen Durchlass in die Düsternis des
Untergeschosses. Wenn man aus dem Hellen kam, mussten sich die Augen erst an
das schummrige Licht anpassen. Im Dunkeln hinter einem Mauervorsprung ahnte er
einen Schatten mehr, als dass er ihn sah. Instinktiv versuchte er sich
umzudrehen. Er gewahrte die Silhouette eines Menschen, der ein wenig größer als
er selbst zu sein schien. Oder waren es nur die diffusen Lichtverhältnisse in
der Garage? Bevor er das Geschehen zuordnen konnte, spürte er einen heftigen
Schlag seitlich gegen den Hals, der ihm den Atem nahm. Vor seinen Augen tanzten
rote Sterne, die in sich selbst zu explodieren schienen und sich dabei
auflösten, um Raum für nachwachsende weitere Sterne zu machen. Während er nach
Luft rang und versuchte, die Orientierung zurückzugewinnen, erhielt er den
nächsten Schlag. Der traf ihn knapp oberhalb des Bauchnabels. Es war kein
Schmerz, den Christoph verspürte, aber er klappte wie ein Taschenmesser
zusammen. Obwohl sich das alles in Bruchteilen von Sekunden ereignete, hatte er
den Eindruck, es wäre eine Ewigkeit. Er fiel auf die Knie, bemühte sich immer
noch, wieder Luft in die Lungen zu bekommen. Der Angriff war so unvermittelt
und heftig, dass er weder zu einer Gegenwehr noch zu einer reflexartigen
Schutzbewegung fähig war.
    Luft! Du musst atmen, schoss es ihm durch den Kopf,
weil er weiterhin keinen Sauerstoff bekam. Der zweite Schlag in den Bauch
zeigte Wirkung. Eine Welle brennenden Schmerzes breitete sich über den ganzen
Leib aus. Bei seinen verzweifelten Bemühungen, nach Luft zu ringen, mussten
Teile des Mageninhalts in die Luftröhre gelangt sein.
    Es schien ihm, als würde eine Tüte über seinen Kopf
gestülpt. Atemnot und die Schmerzen der Schläge hatten ihm Tränen in die Augen
getrieben, sodass er nichts mehr erkennen konnte. Seine Hände hielten immer
noch den höllisch schmerzenden Leib umklammert, bis er merkte, dass jemand
etwas von seinem Kopf zog. Jetzt war zumindest das Milchige vor den Augen
verschwunden. Ein paar kräftige Hände umklammerten seine Arme und zogen sie
gewaltsam über seinen Kopf in die Höhe.
    »Atmen! Atmen!«, hörte er eine Stimme aus dem Nichts.
»Los! Nun hol doch Luft!«
    Endlich! Inmitten seines Würgens und Hustens glaubte
er, dass eine Prise Luft seine Lungen erreichte. Er hustete und würgte weiter.
Langsam, ganz langsam strömte es wieder zu den Bronchien.
    Er beugte sich vor und hustete Schleim ab. Jemand
beugte sich

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