Mordlicht
zu,
beugte sich zu ihm herab und polterte los: »Mensch, was machst du denn für ‘n
Scheiß? Dich darf man nicht für fünf Schritte allein lassen.«
Die tabakgeschwängerte Atemwolke, die Christoph aus
dem Mund des Oberkommissars erreichte, war zur Belebung wirkungsvoller als
jedes Medikament. Noch bedeutsamer aber war der Ausdruck in Große Jägers Augen.
Es war eine Mischung aus Sorge und Erleichterung. Wie um dies zu unterstreichen,
ließ der Oberkommissar seine Pranke auf Christophs Schulter fallen. »Mensch,
bin ich froh, dass es so glimpflich abgegangen ist.«
Mommsen, der Große Jäger wie selbstverständlich
begleitet hatte, tauchte jetzt aus dem Hintergrund auf. Er reichte Christoph
die Hand. Der junge Kommissar brauchte keine Worte, um seine Erleichterung
auszudrücken.
Große Jäger zündete sich eine Zigarette an. Dann
wandte er sich an Schröder. »Hübsch hässlich habt ihr’s hier in Quickborn.«
Ihn traf ein missbilligender Blick des
Stationsleiters.
»Diesen Spruch hat Heinz Rühmann vor sechzig Jahren
erfunden.«
»So? Der kannte Quickborn auch schon?«
»Wir sind die junge Stadt im Grünen«, antwortete
Schröder, doch bevor er weiter erklären konnte, fiel ihm der Oberkommissar ins
Wort.
»Schade um diesen Ort. Immer dann, wenn die Bürger
etwas angelegt haben, sieht es blitzsauber und gepflegt aus. Aber das
Stadtzentrum? Da steht ein Loch neben dem nächsten. Warum habt ihr so viel
Brachland hier? Rund um den Bahnhof sieht es trostlos aus. Und wo ist das
eigentliche Zentrum? Ich habe es nicht entdecken können.«
»Das ist schon richtig. Unsere Stadt hat kein Flair.
Auf den ersten Blick sieht es trostlos aus. Unser Bahnhof war ein richtiges
Schmuckstück. In den letzten Jahren, was sage ich, Jahrzehnten, gab es immer
Investoren, die aber durch aberwitzige Vorstellungen der Stadt wieder vergrault
wurden. So gibt es bis heute viele unbebaute Grundstücke. Das beginnt gleich am
Entree zum Zentrum. Die Kreuzung, über die ihr gekommen seid, ist seit über
zwanzig Jahren unbebaut. Und der frühere Bahnhofsplatz ist eine riesige Brache.
Dafür hat man sogar die zentrale Bushaltestelle ins Abseits verlegt.«
»Und woran liegt das?«
Schröder wiegte den Kopf. »Es ist schwierig für mich,
dazu Stellung zu nehmen.« Dabei zupfte er ein wenig an seiner Uniform. »Manche
unserer Bürger sagen, wir haben in der Stadt ein Bauverhinderungsamt. Hinter
der Fassade, die nicht gerade einladend ist, lebt es sich hier aber
hervorragend. Die Einwohner dieser Stadt sind offenbar alle ein wenig
erfolgreicher als der Durchschnitt in anderen Gemeinden. Das ist auch an den
Häusern mit den großen Grundstücken unschwer erkennbar. Und diese positive
Sozialstruktur macht sich für uns als Polizei bemerkbar. Wenn es hier Probleme
gibt, dann sind die durchweg aus Hamburg importiert. Von den Einheimischen,
überproportional mit Prominenz durchsetzt, hört und sieht man nichts. Nicht
einmal die örtliche Kaufmannschaft bekommt sie zu Gesicht, die ebenso wie das
Stadtbild unter der mangelnden Förderung der Verwaltung massiv leidet.«
Große Jäger gab eine Art Grunzlaut von sich.
»Ihr solltet mal in den Norden kommen, dann zeigen wir
euch, wie man Urbanität und Lebensqualität verbindet.«
Mommsen warf ihm einen fast spöttischen Blick zu. »Du
Zugereister« hätte man darin lesen können.
»Trotz des hehren Plädoyers für diesen Ort … Hier gibt
es Spitzbuben mit weißem Kragen und dickem Konto.«
»Die finden sich überall«, antwortete Schröder.
Große Jäger schüttelte energisch den Kopf und vergaß
dabei, dass er eine Zigarette in den Mundwinkeln hielt. Die Asche verteilte
sich durch diese hektische Bewegung um ihn herum.
»Nein«, beharrte er starrköpfig. »Bei uns gibt es
solche Ganoven nicht. Da werden keine Polizisten überfallen.«
»Gibt es polizeiliche Erkenntnisse über Georghe
Smitkov?«, mischte sich jetzt Christoph ein.
Hauptkommissar Schröder wiederholte den Namen. »Der
sagt uns nichts. Wohnt der hier?«
»Ja.« Christoph nannte die Anschrift.
»Nein, sorry. Der ist uns noch nie begegnet.«
Sie verabschiedeten sich von den örtlichen Polizisten.
Große Jäger fuhr mit dem Dienst-Kombi zurück, während
Christoph sich in seinem Volvo von Mommsen heimbringen ließ.
»Ich habe übrigens herausgefunden, mit wem Smitkov
telefonierte, nachdem er sich von dir verabschiedet hatte.«
»Und?«
»Das war nicht einfach, weil Smitkov offenbar über ein
Dutzend Handys verfügt. Unter
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