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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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ungesetzlichen Maßnahmen finanziell entlasten
könnte?«
    Sie sah Christoph irritiert an. »Wie soll ich das
verstehen?«
    »Sollte er sich an Straftaten beteiligen? Diebstahl?
Raub? Überfälle?«
    Sie pustete energisch Luft durch die Nase. »Wie kommen
Sie darauf? Für so etwas hätte sich Frank auch in der größten Not nicht
hergegeben. Er war doch kein Krimineller. Nein! Er sollte das Geld beschaffen,
dass er ihnen schuldete. Wie, das sei seine Sache. Und wenn er ihren
Forderungen nicht nachkommen würde, so hatten sie gedroht, wäre möglicherweise
nicht nur seine finanzielle Existenz, sondern auch seine Gesundheit bedroht.«
    »Und wie hat Herr Reiche reagiert?«
    »Angst hatte er. Fürchterliche Angst. Er hat alles
versucht, das Geld zusammenzubekommen. Aber alle seriösen Quellen waren
erschöpft. Deshalb hatte er sich ja auch mit denen eingelassen.«
    »Sie sprechen immer von denen . Kennen Sie
Namen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kenne weder Namen
noch Anschrift. Ich habe auch nie einen Kreditvertrag zu Gesicht bekommen.«
    Merkwürdig, dachte Christoph. Sie hatten von der
Spurensicherung auch keinen entsprechenden Hinweis erhalten. Jürgensen Leute
arbeiteten zuverlässig. Es war kaum anzunehmen, dass ihnen solche Unterlagen
entgangen wären.
    »Und weshalb haben Sie Angst? Sind die Leute, die
Frank Reiche bedroht haben, danach bei Ihnen aufgetaucht?«
    Anneliese Schmidt sah Christoph lange an. Dann stand
sie auf, ging langsam zum Fenster und sah durch die geschlossenen Gardinen auf
die Straße. Sie wandte ihm den Rücken zu, als sie ein kaum wahrnehmbares »Ja«
hauchte.
    Eine Weile war Stille im Raum. Nur schwach drangen die
Geräusche der Stadt von außen herein.
    »Sind Sie erpresst worden? Wollte man, dass Sie Frank
Reiches Schulden zurückzahlen? Oder haben Sie sogar eine Bürgschaft
übernommen?«
    Sie sah stumm aus dem Fenster. Dann antwortete sie mit
dünner Stimme. »Ich habe keine Bürgschaft übernommen. Aber es stimmt, man
verlangt von mir, dass ich die Schulden übernehme.«
    »Verfügen Sie denn über das Geld?«
    »Natürlich nicht. Ich habe mein Einkommen. Das ist
nicht die Welt. Angespartes habe ich auch nicht.«
    »Also können Sie ebenso wenig wie Frank Reiche
zahlen?«
    »Richtig.«
    »Und deshalb haben Sie jetzt Angst. Hat man Sie auch
schon bedroht?«
    Erneut schwieg sie. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie
sich zu Christoph umdrehte. Tränen liefen ihr über das Gesicht.
    »Einer von denen war hier und hat gesagt, ich könne
das Geld verdienen.«
    Christoph ahnte Böses. Diese Leute schreckten vor
nichts zurück.
    »Sie meinen, man wollte Sie zur Prostitution nötigen?«
    Mit ihrer Zungenspitze versuchte sie die Tränen
aufzufangen. Als das nicht gelang, wischte sie sich mit dem Ärmel durch das
Gesicht.
    »Es gibt in Deutschland viele Unterkünfte mit
Gastarbeitern aus Osteuropa, hat mir einer von den Leuten erzählt. Die wären
fern von daheim. Das ändere aber nichts daran, dass sie Männer wären. Dorthin
wollte man mich fahren. Das könnten dann durchaus zehn bis zwölf Männer pro
Durchgang sein. Durchgang! So nannte es dieser Widerling.«
    Anneliese Schmid würgte. Es schien, als müsste sie
sich übergeben.
    Christoph stand auf. Er ging ihr entgegen und fasste
sie vorsichtig an den Unterarmen. Sie ließ es geschehen.
    »Sie sind sehr mutig, dass Sie sich mir anvertraut
haben. Ich versichere Ihnen, dass wir alles unternehmen werden, diese
Verbrecher der Gerechtigkeit zuzuführen. Ich werde auch meinen dänischen Kollegen
benachrichtigen und ihn bitten, für Ihren Schutz zu sorgen. Haben Sie die
Möglichkeit, vorübergehend irgendwo anders zu wohnen? Bei der Familie? Einer
Freundin?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf.
    »Eine letzte Frage noch. Wann war der Mann bei Ihnen?
Vor oder nach Franks Tod?«
    »Davor«, flüsterte sie. »Am Tag, bevor Frank ermordet
wurde.«
    Er sprach der Frau noch einmal Mut zu und verließ dann
das Haus. Etwas seitlich versetzt stand der gelbe Mini auf der anderen
Straßenseite. Große Jäger lehnte sich gegen den Wagen und nahm noch einen
tiefen Zug aus seiner Zigarette. Dann grinste er Christoph über die ganze
Breite seines unrasierten Gesichts an.
    Christoph berichtete von den Neuigkeiten, die er eben
erfahren hatte.
    »Jetzt kennen wir endlich das Motiv. Wir haben es hier
mit professionellen Geldeintreibern der harten Sorte zu tun«, stellte Große
Jäger fest.
    »Damit schließt sich auch der Kreis. Fast alle
Beteiligten hatten

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