Mordlicht
GmbH«, korrigierte Christoph.
Der Oberkommissar warf ihm einen Blick zu. »Ja, Papi.
Ist das nicht egal? Weißt du überhaupt, was die Abkürzung GmbH heißt?« Als
keiner antwortete, erklärte es Große Jäger: »Gesellschaft mit beschissener
Haftung.«
»Das sehen die Beteiligten aber anders«, antwortete
Christoph. »Bei denen steht die Abkürzung für: Gehste mit, biste hin.«
Auf der nur spärlich befahrenen Autobahn gab es
niemanden, der Schöppe bisher das Recht des Linksfahrens streitig gemacht
hatte. Sie waren inzwischen an der Rader Hochbrücke angekommen, die bei
Rendsburg über den Nord-Ostsee-Kanal führte. Der BMW hatte die Geschwindigkeit reduziert und fuhr mit etwa
zwanzig Stundenkilometern mehr als erlaubt über das Bauwerk.
»Ob er hinter Rendsburg nach Kiel abbiegt?«, überlegte
Große Jäger, um mit einem Seitenblick auf Christoph fortzufahren: »Da kommen
alle Spitzbuben her.«
Doch Schöppe blieb auf der Autobahn Richtung Süden.
Bei Bordesholm, wo der Kieler Zweig dazustieß, wurde es voller. Auch Neumünster
mit seinen drei Auffahrten führte dem Verkehrsweg weitere Fahrzeuge zu, sodass
es zunehmend schwieriger wurde, Anschluss zu halten.
»Was macht der denn jetzt?«, fragte der Oberkommissar,
als der BMW bremste, sich rechts
einordnete und an der Ausfahrt Großenaspe blinkte. »Der verlässt die Piste.«
Sie fuhren ebenfalls den Weg zur Bundesstraße hoch und
sahen den BMW , der in südlicher
Richtung abgebogen war. »Was will der in Bad Bramstedt?«, fragte Große Jäger.
»Das ist ein Kurort. Dort laufen viele reiche Frauen
herum. Irgendwie muss sich der gute Mann doch ernähren, jetzt, wo sein eigener
Laden pleite ist«, erklärte Christoph.
Tatsächlich steuerte Schöppe den Marktplatz des
beschaulichen Städtchens an und parkte seinen Wagen in der Nähe des Rolands.
Neben Wedel an der Elbe und Bremen, wo der bekannteste Vertreter stand, zierte
auch in Bad Bramstedt eine Roland-Skulptur das Stadtzentrum.
Große Jäger hatte Mühe, den Dienstwagen so zu
platzieren, dass er nicht auffiel. Doch Schöppe schien arglos zu sein. Er sah
sich um, blickte dann auf seine Uhr, ließ seinen Blick erneut suchend über den
Platz schweifen und wandte sich dann zum Rand des Zentrums hin, wo sich die
Straße teilte.
»Ich pirsch hinterher. Mich kennt er nicht«, brummte
der Oberkommissar und stieg aus. Wie ein Müßiggänger folgte er Schöppe.
Aus der Ferne sahen Christoph und Mommsen, wie Schöppe
unschlüssig umherwanderte, schließlich umkehrte und wieder in ihre Richtung
kam. Darauf verschwanden zuerst Schöppe und dann Große Jäger ins Gasthaus »Zum
Bramstedter Wappen«, das auf der anderen Seite des Platzes lag.
Nachdem sie eine Viertelstunde gewartet hatten,
erinnerte sich Christoph, dass sie von der Zentrale immer noch keine Antwort
zur Halteranfrage bekommen hatten.
»Warum dauert eine einfache Anfrage so lange?«, wollte
Christoph wissen.
»Das ist nicht so einfach«, antwortete der Kollege am
anderen Ende der Leitung. »Da gibt es ein kleines Problem.«
»Und? Das wäre?«
»Ist das Kennzeichen richtig, dass Sie mir genannt
haben?« Er wiederholte es.
»Ja«, bestätigte Christoph. »Das ist korrekt.«
»Das gibt es nicht«, kam zögerlich die Antwort aus dem
Äther. »Die Nummer ist nicht gespeichert.«
»Hmmh«, meinte Mommsen. »Da haben wir ja richtig
hineingegriffen.«
»So schlimm finde ich es gar nicht«, meinte Christoph
und erntete dafür einen verständnislosen Blick. »Das beweist uns doch, dass
unser Verfolger nicht sauber ist. Wir können uns sicher sein, dass wir unter
Beobachtung der Gegenseite stehen. Aber merkwürdig ist es schon. Wer hat ein so
reges Interesse daran, die Polizei zu verfolgen? Und warum? Was wissen wir,
oder besser: Was glaubt die Gegenseite, was wir wissen könnten, das für sie
gefährlich ist?«
Dann meldete sich Große Jäger auf dem Handy. »Der Typ
sitzt hier mutterseelenallein, schaut ständig auf die Uhr und trinkt Latte
macchiato. Und ich hab jetzt ein Problem. Ich muss mal für Königstiger.«
»Wieso ist das ein Problem? Du wirst deinen Gang zum
Entsafter, wie du immer zu sagen pflegst, doch allein bewerkstelligen können.«
»Das ist es nicht«, dröhnte die Stimme des
Oberkommissars aus dem kleinen Lautsprecher. »Nicht der Entsafter. Das Problem
ist größer.« Dann klickte es, und die Verbindung war unterbrochen.
In der nächsten Stunde tat sich nichts. Große Jäger
hatte sich wieder zurückgemeldet und berichtet,
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