Mordlicht
und durchtrieben. Obwohl
wir schon lange Verdacht hegten, dass hinter der Fassade mehr steckte, konnten
wir ihm nichts anhaben. Nicht einmal die Steuer ist fündig geworden. Trotzdem
musste da etwas sein. Also fingen wir an, ihn zu beobachten und über Interpol
Erkundigungen einzuziehen.«
»Es muss doch einen ersten Hinweis gegeben haben«,
unterbrach Christoph.
»Ja, den gab es. Aus Italien kam eine Anfrage an das BKA . Sie klang eigentlich harmlos. Man
vermutete, dass Smitkov sich als Finanzier im internationalen Waffengeschäft
betätigte. Wohlgemerkt, er selbst hat nicht mit Waffen gehandelt. Dafür war er
zu vorsichtig. Man hatte aber den Verdacht, dass er die Geschäfte finanzierte.
Er war sozusagen die Clearingstelle zwischen Käufer und Verkäufer. So fingen
wir an, ihn zu beobachten.«
»Und? Seid ihr fündig geworden?«
Thiel kniff die Augen ein wenig zusammen. »Nicht
direkt. Der Mann war auffallend oft in Zürich, in Luxemburg und auf den
Kanalinseln. Das sind die Standorte in Europa, wo das große Geld gewaschen oder
versteckt wird. Wir haben ihn überwacht, ihn beim Grenzübertritt durch den Zoll
besonders filzen lassen. Nichts. Der Bursche ist aalglatt.«
»Hätte man nicht einmal in seine Unterlagen sehen
können?«, mischte sich Große Jäger ein. »Oder Telefonüberwachung?«
Thiel schüttelte den Kopf.
»Mehr, als dem Anfangsverdacht zu folgen, war uns
nicht möglich. Die Wohnraumüberwachung ist laut Bundesverfassungsgericht nur
unter erschwerten Bedingungen möglich.«
»Toll«, warf der Oberkommissar dazwischen. »Da können Finanzamt
und Sozialbehörde jedem Normalbürger in die Konten gucken, aber Verbrecher
dürfen wir nicht jagen.«
»Tja, so ist es«, bedauerte Thiel. »Smitkov war Anfang
der neunziger Jahre aus Bulgarien nach Deutschland gekommen. Zuerst war er als
Wirtschaftsdolmetscher tätig. Sehr schnell merkte er, dass es lukrativer ist,
die Geschäfte selbst zu machen. In kürzester Zeit baute er dank hervorragender
Verbindungen ein Im- und Exportgeschäft auf und verkaufte alles. Hafenkräne,
alte Industrieanlagen, Müll, Schrottautos – es gab nichts, was er nicht zu Geld
machte. Doch das reichte ihm nicht. Er wollte mehr. Und so erschloss er sich
weitere Betätigungsfelder im Untergrund. Und die wollten wir ihm nachweisen.«
»Wenn ich es richtig verstehe, war Smitkov
Einzelgänger«, warf Christoph ein. »Was hat das mit Organisierter Kriminalität
zu tun?«
»Organisierte Kriminalität ist die von Gewinn- oder
Machtstreben getragene planmäßige Begehung von Straftaten, die einzeln oder in
ihrer Gesamtheit von erheblicher Bedeutung sind, sofern sie von mehr als zwei
Beteiligten verübt werden, die hierzu auf längere Zeit oder unbestimmte Dauer
arbeitsteilig unter Verwendung gewerblicher oder geschäftsähnlicher Strukturen
oder unter Anwendung von Gewalt oder anderer zur Einschüchterung geeigneter
Mittel ausgeübt werden«, zitierte Thiel wörtlich die Definition. »Wir haben
zuerst nur Smitkov gesehen, aber vermutet, dass er nicht allein tätig ist, sondern
dass eine für uns nicht erkennbare Organisation dahinter steckt. So sind wir
auf die Sache gestoßen. Tja, und ich bin aus diesem Team beim LKA der Frontmann.«
»Und wie hängen Schöppe und die weißrussischen Killer
in der Sache?«, fragte Christoph.
»Von denen wussten wir nichts«, gestand Thiel ein.
»Auf die seid ihr erst gestoßen.«
»Aber irgendwie müsst ihr doch auf unseren Fall
gekommen sein?«
»Das mag mysteriös erscheinen, ist aber simpel. Eine
Telefonüberwachung war uns nicht möglich. Natürlich kannten wir aber die
Nummern der Handys, die auf Smitkov kontrahiert waren. Uns kam es merkwürdig
vor, dass zwei der Mobiltelefone – übrigens ständig andere Nummern – sich in
bestimmten Zeitabständen immer wieder durch Norddeutschland bewegten, obwohl
Smitkov selbst zu Hause oder auf Geschäftsreise war. Das hat uns erstaunt, da
der Mann ansonsten absoluter Einzelgänger war. So haben wir durch gute
Beziehungen zum Netzbetreiber«, Thiel hüstelte leicht und warf einen Blick auf
Hauptkommissar Schröder, weil er jetzt sensible Informationen von sich gab,
»verfolgen können, wo sich die Telefone aufhielten. Beide waren in
Nordfriesland unterwegs. Daher bin ich auch dorthin gefahren. Durch einen
glücklichen Zufall fiel mir im Zielgebiet ein Pkw auf, der mir schon in Quickborn
begegnet war. Ein Leihwagen, angemietet von Georghe Smitkov. Ich folgte dem
Fahrzeug, verlor es in Leck aber aus
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