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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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dünne Qualmsäule nach oben schießen ließ.
    Häberle und Linkohr kletterten in einen der Wagen und mussten sofort erkennen, dass sie keine Chance auf einen Sitzplatz haben würden. Die beiden Kriminalisten bahnten sich wieder einen Weg zurück zur Tür, von wo ihnen weitere Menschen entgegen kamen.
    »Eine ziemlich enge Angelegenheit«, kommentierte Häberle und deutete seinem Kollegen an, ein paar Waggons weiter nach hinten zu gehen. Unterwegs trafen Häberles Blicke ein bekanntes Gesicht. »Kennen Sie den?« stieß er seinen Kollegen an und deutete auf einen Mann, dessen faltenreiches Gesicht sogar aus der Distanz und im grellen Licht der Sonne auffiel.
    »Da haut’s dir’s Blech weg«, kommentierte der junge Kriminalist wie gewohnt, »der Freudenthaler. Unser Tourismus-Freund.«
    Häberle drehte sich weg und deutete seinem Kollegen an, es ihm nachzutun. In der Menschenmenge, die noch immer Einlass in den Zug begehrte, war es einfach, schnell mal unterzutauchen. Häberle blickte sich kurz um und sah, wie Freudenthaler in einen der letzten Waggons stieg. Die Kriminalisten entschieden sich schließlich für einen in der Mitte. Dort herrschte inzwischen drangvolle Enge – noch weitaus schlimmer, als im Ersten. »Wir können wenigstens nicht umfallen«, meinte Linkohr.
    Wieder stieß die Lok einen schrillen Pfiff aus, das Signal zur baldigen Abfahrt. Es war kurz nach elf, als endlich alle Passagiere an Bord waren. Häberle sah durch eine Scheibe, wie Florian Metzger die Wagenfront abschritt und schließlich die grüne Seite seiner Schaffnertafel Richtung Lok hielt. Dann nahm er die Pfeife in den Mund und blies kräftig hinein. Dem Kommissar kam unwillkürlich das Lied von der ›Schwäb’schen Eisenbahn‹ in den Sinn. »Schduagert, Ulm ond Biberach, Meckenbeuren, Durlesbach ...« Wer wusste schon, dachte er, dass die Bahn in ihrem Stilllegungswahn den Ort mit dem schönen Namen ›Durlesbach‹ längst vom Schienennetz abgehängt hatte?
    Ein Ruckeln ging durch die Waggons. Die stehenden Passagiere griffen instinktiv nach etwas Fassbarem, Kinder schrieen, irgendetwas quietschte. Wenig später querte der Zug auf dem schienengleichen Bahnübergang die B 10. Dort blinkten die roten Lichter, als die Dampfbahn, dicht an den Häusern, den Ort verließ.
    Rauchschwaden zogen vorbei, gemischt mit Rußpartikeln, die sich in den Haaren jener Passagiere verfingen, die sich weit aus den Fenstern lehnten, um vorne die Lok sehen zu können. Sie würden sich später wundern, wie schmutzig auch ihre Kleider dabei wurden. Dampfzug-Fahrgäste erlebten regelmäßig diese böse Überraschung. Insbesondere, wenn’s bergauf ging und kräftig geheizt werden musste, pustete das Ungetüm kräftig Rußpartikel in die Luft.
    Der Zug hatte gleich nach Amstetten eine gewaltige Steigung zu überwinden. Hundert Höhenmeter bis Stubersheim. Es war zweifellos idyllisch, dachte Häberle. Angesichts der mäßigen Geschwindigkeit kam ihm der Ausspruch in den Sinn, wonach »Blumen pflücken während der Fahrt« verboten sei. Er versuchte, sich von den Passagieren in diesem Waggon ein Bild zu verschaffen, bewegte den Kopf hin und her, um zwischen den Stehenden hindurch auch auf die Sitzplätze blicken zu können. Ganz vorne rechts, da war er sich ziemlich sicher, hatte er Ortsvorsteher Karl Wühler entdeckt. Er saß mit dem Rücken zu ihm und unterhielt sich angeregt mit zwei Männern. Einen davon kannte Häberle. Er drehte sich zu Linkohr und erklärte im Flüsterton: »Vorne sitzt Wühler. Der neben ihm – schau’n Sie mal vorsichtig hin –, wer da hockt.«
    Linkohr versuchte, in die angedeutete Richtung zu schauen, hatte damit aber Mühe, weil der Waggon kräftig zu schaukeln begann. Dann jedoch konnte der Jung-Kriminalist einen Blick auf die Person werfen. »Das ist ... unser Playboy aus der WMF«, flüsterte er schnell, »der Westerhoff. Die beiden sind ja ein Herz und eine Seele«, stellte er ein bisschen zu laut fest, sodass sich neben Linkohr ein Ehepaar irritiert umdrehte.
    »Aber der andere ...« sinnierte Häberle, »... der ist noch nirgendwo aufgetaucht. Oder täusch’ ich mich da?« Der Fremde saß mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, sodass ihm Häberle ins Gesicht blicken konnte. Der Kerl war bärenstark und hatte eine glänzende Glatze. Nein, den hatte er noch nie gesehen, da war sich der Kriminalist ziemlich sicher.
     
    Der Kotzbrocken grinste. »Reise geht bald los«, sagte er mit seinem gebrochenen Deutsch, als er die schwere

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