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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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uniformierte Hobbyeisenbahner blieb freundlich und korrekt und bedankte sich für den Fahrschein, den er nach alter Sitte lochte.
    Während der Zug auf Schalkstetten zustrebte, vorbei an den weiten Getreidefeldern, erreichte der Schaffner auch die beiden Kriminalisten. »Welch große Ehre«, zeigte er sich erfreut und griff nach den Fahrscheinen, die Häberle in der drangvollen Enge nur mühsam aus seinem leichten Sommerjackett gefingert hatte. Der Kommissar beugte sich ans linke Ohr Metzgers: »Sind interessante Passagiere an Bord?«
    Der junge Schaffner stutzte für einen Moment. »Viele Stammgäste«, erwiderte er so leise wie möglich.
    Häberle hielt ihn vom Weitergehen ab. »Beim Wühler vorne sitzen zwei Männer. Der eine ist Westerhoff, dieser WMF-Manager – den müssten Sie kennen, aber der andere, dieser hünenhafte Kerl mit dem Glatzkopf – ist er Ihnen bekannt?«
    Metzger versuchte, einen unauffälligen Blick durch die Menge zu erspähen, um sich zu vergewissern. »Er war schon öfters da, ist ja nicht zu übersehen«, sagte er schließlich grinsend und bemerkte, wie die Umstehenden sich für das Gespräch zu interessieren begannen.
    »Name?« wollte Häberle wissen.
    Metzger zuckte mit den Schultern und begann wieder, Fahrkarten zu kontrollieren.
    »Sollen wir wetten?« wandte sich Häberle an seinen Kollegen. Der war für einen Augenblick irritiert. Unterdessen verließ der Zug das Waldstück.
    »Das ist Westerhoffs geheimer Freund«, flüsterte der Kommissar seinem Kollegen grinsend ins Ohr.
    Der kapierte sofort, was Häberle damit sagen wollte.
     
    Das große Silo-Gebäude am Schalkstetter Bahnhof tauchte vor den rechten Fenstern auf. Der Zug blieb ziemlich abrupt stehen, sodass die Passagiere, die keinen Sitzplatz hatten, reflexartig nach einer Möglichkeit zum Festhalten griffen.
    Sofort aber kam Bewegung in die zwei Dutzend Menschen, die auf dem schmalen Bahnsteig gewartet hatten. Sie vermischten sich mit jenen, die den Zug verließen und die von hier aus eine Wanderung unternehmen wollten – über das weite Feldwege-Netz quer hinüber nach Gussenstadt beispielsweise. Allerdings war es trotz der sanften Brisen, die über die Hochfläche strichen, bereits drückend heiß. Der Glatzköpfige, der sich mit Westerhoff und Wühler so angeregt unterhalten hatte, setzte eine weiße Schildmütze auf und war offenbar wild entschlossen, sich den Wanderern anzuschließen. Er stand auf und schlüpfte in die Gurte eines kleinen Rucksackes, der auf seinem voluminösen Oberkörper irgendwie verloren wirkte. Dann winkte er einer Frau und einem Jugendlichen zu, die beide auf der linken Wagenseite, jedoch zwei Sitze hinter ihm saßen, und versuchte, seinen bärenstarken Körper an den stehenden Passagieren vorbei auf die Plattform hinaus zu bewegen. Als er den Bahnsteig erreicht hatte, drehte er sich nochmal zum Fenster um, von dem aus ihm Wühler und Westerhoff zunickten.
    »Glockinger mit Familie«, murmelte Häberle und ließ sich weiter in den Wagen hineinschieben.
    »Frau und Sohn mögen’s wohl eher gemütlich«, kommentierte Linkohr.
    »Wenn der von hier nach Gerstetten wandert, ist er gut zu Fuß«, meinte der Kommissar. Er bückte sich, um den davongehenden Mann durch die rechten Fenster verfolgen zu können.
    »Als Dachdecker will man halt auch mal festen Boden unter den Füßen«, erwiderte Linkohr mit gedämpfter Stimme.
    Draußen zerriss ein schriller Pfiff die hochsommerliche Dorfidylle. Metzger war in seinem Element. Und vorne auf der Lok würde jetzt Kruschke die Hebel umlegen. Es ging weiter – mit einem kräftigen Ruck.
    Häberle gab seinem Kollegen ein Zeichen, mit dem er andeutete, dass er sich zu Wühler und Westerhoff vorkämpfen wollte. Er zwängte sich an den stehenden Passagieren vorbei, bis er die beiden Männer erreicht hatte, die mit dem Rücken zu ihm saßen. Den Platz von Glockinger hatte inzwischen eine ältere Dame eingenommen. »Tag, die Herren«, machte Häberle auf sich aufmerksam, während er sich hinter deren Sitz festhielt.
    Wühler, der den Fensterplatz innehatte, drehte sich erschrocken um. Westerhoffs Gesicht war versteinert.
    »Tut mir Leid, wenn ich Sie störe«, lächelte Häberle und suchte nach einer besseren Möglichkeit, sich festzuhalten. Der Zug ruckelte wieder. Es roch nach Ruß und Feuer.
    »Sie stören nicht«, erwiderte Wühler.
    »Nur eine kurze Frage«, entgegnete der Kommissar und schaute Westerhoff an, der verärgert schwieg. »Gehe ich recht in der

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