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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Annahme, dass der Herr, der Ihnen bis hierher Gesellschaft geleistet hat, ein erfolgreicher Dachdeckermeister aus Stammheim ist?« Er sprach leise, damit es die Umstehenden möglichst nicht hören konnten – vor allem nicht die Frau, die links zwei Sitze weiter mit ihrem Sohn saß.
    Wühler erwiderte nichts. Westerhoff starrte regungslos aus dem Fenster, vor dem einige größere landwirtschaftliche Anwesen am Schalkstetter Ortsrand vorbeizogen.
    »Herr Westerhoff, Sie müssten ihn doch kennen ...« Häberle sah auf den Angesprochenen hinab, doch der tat, als ginge ihn dies gar nichts an.
    »Es ist also Herr Glockinger«, beharrte der Chefermittler. »Ist doch nichts Verwerfliches, mit einem Geschäftsmann aus Stuttgart befreundet zu sein, oder sehen Sie das anders?«
    Westerhoff bemerkte mit unfreundlichem Unterton: »Sie sollten endlich aufhören, mir nachzuspionieren.« Er ließ seinen Blick nicht von den Häusern weichen, die vor dem Fenster nacheinander auftauchten. »Ich könnte mir vorstellen, dass falsche Rückschlüsse für die Karriere nicht zuträglich sind.«
    Diese Masche kannte Häberle zur Genüge. Typ Angeber. Hatte wohl Beziehungen in politische Kreise. Einschüchterungsversuche dieser Art waren ihm während seiner langen Berufslaufbahn oft genug vorgekommen. Niemals hatte er sich davon beeindrucken lassen, obwohl er natürlich nicht sagen konnte, was sein stures Verhalten im Hintergrund ausgelöst hatte. Jetzt aber, nicht mal zehn Jahre vor der Pensionierung, konnten sie ihn alle ... Das wusste auch Bruhn.
    Deshalb lächelte er nur überlegen. »Wenn Sie nichts zu befürchten haben, braucht Sie das doch nicht zu stören.«
    Wühler schaute den Kommissar verwundert an. Westerhoff schwieg.
    »Sollte es jedoch anders sein«, machte Häberle langsam weiter, »dann werden Sie mich beide nicht daran hindern können, den Fall konsequent zu Ende zu bringen.«
    Westerhoff schaute weiterhin bockig aus dem Fenster, vor dem jetzt eine Windkraftanlage auftauchte.
    Der Kommissar blickte Wühler tief in die Augen. »Das dürfen Sie mir beide glauben«, sagte er, während er sich einen Weg zurück zu Linkohr bahnte.
     

40
    Schmidt hatte gestern ganze Arbeit geleistet – den Staatsanwalt überzeugt und beim Geislinger Amtsrichter Schwenger einen Durchsuchungsbefehl erwirkt. Vorsorglich hatte Schmidt auch den Göppinger Kripochef Bruhn verständigt, der sich wiederum mit den Heidenheimer Kollegen in Verbindung setzte. Seine Laune war jedoch schlagartig unter den Nullpunkt gesunken, nachdem er erfahren hatte, dass Häberle an der Durchsuchungsaktion nicht teilnehmen würde. Doch der Missmut hielt sich nicht lange, zumal Bruhn offenbar rasch die Möglichkeit erkannte, bei diesem gewiss öffentlichkeitswirksamen Spektakel aus der sicheren Entfernung eines Mannschaftstransportwagens mitmischen zu können. Für Schmidt klang Bruhns Ankündigung, er werde höchstpersönlich nach Heidenheim kommen, dann auch eher nach einer Drohung, als nach einer kollegial gemeinten Mithilfe.
    Jetzt waren sie alle vorgefahren: Mehrere Streifenwagen, zwei Kleinbusse der Bereitschaftspolizei sowie drei zivile weiße Fahrzeuge, darunter Beamte des Zolls.
    Die Heidenheimer Kollegen hatten am frühen Morgen den Eigentümer des Teppichgeschäfts in seinem schmucken Haus am Stadtrand vom Frühstückstisch weggeklingelt und ihm eröffnet, dass sein Betrieb durchsucht werde. Ismet Özgül war jedoch nur einen kurzen Augenblick irritiert gewesen, fand dann sofort wieder zur seriösen Beherrschtheit eines globalen Geschäftsmannes zurück. Es könne sich doch wohl nur um einen Irrtum handeln, erklärte er höflich, bat dann aber um Verständnis, dass er seinen Herrn Rechtsanwalt hinzuziehen wolle. Dieser war glücklicherweise sofort zu erreichen gewesen und versprach, in einer halben Stunde am Geschäft zu sein.
    Bruhn stellte sich den beiden Herren als Einsatzleiter vor. Der Rechtsanwalt, ein junger Mann mit sehr viel Gel in den Haaren, vom Typ her »jung, dynamisch, erfolglos«, wie ihn der Kripochef rasch einschätzte, ließ sich die richterlichen Papiere zeigen, wechselte ein paar Worte mit seinem Mandanten und empfahl ihm, die Polizisten einzulassen. Özgül blickte sich misstrauisch nach den vielen Einsatzfahrzeugen um, die entlang der Gebäudefront parkten. Schon hatten sich in dieser Nebenstraße die ersten Schaulustigen eingefunden, die von jungen Beamten auf Distanz gehalten wurden. Der Türke schob das Rollgitter nach oben und schloss

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