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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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entgegenschlugen. Sie orientierten sich einen Moment und erkannten, dass die Hälfte der Plätze belegt war. Das Lokal bestand aus einem einzigen großen Raum, der an manchen Stellen mit rustikalen Gestecken und jungen Bäumchen aufgelockert wurde. Hinter der Theke, die auf der rechten Seite untergebracht war, hantierte ein groß gewachsener Mann mit Flaschen, eine Bedienung stand davor.
    Die beiden neuen Gäste wurden nicht zur Kenntnis genommen. Häberle strebte einem freien Tisch entgegen, der an der gegenüberliegenden Seite in der Ecke stand. »Der hinterm Tresen ist Wühler, der Ortsvorsteher«, erklärte Linkohr. Er war mittlerweile lange genug in Geislingen tätig, um die Kommunalpolitiker zu kennen. Noch bis zur jüngsten Gemeinderatswahl im Juni war Wühler sogar Stadtrat in Geislingen gewesen. Doch dann hatte ihn das gleiche Schicksal ereilt, wie schon viele vor ihm: Als Bewohner eines kleinen Stadtbezirks hatte man es schwer, sich im Gesamtgremium der Stadt zu behaupten. Außerdem waren ihm vermutlich seine umstrittenen Schweinestallpläne zum Verhängnis geworden. Ins örtliche Gremium des Ortschaftsrats hatte er es zwar noch mit Müh und Not geschafft, doch ob ihn dessen Mitglieder demnächst wieder zu ihrem Vorsitzenden wählen würden, war mehr als fraglich.
    Die beiden Männer bestellten Cola und baten die Bedienung den Chef herzurufen. Wenig später näherte sich Wühler mit misstrauischem Blick ihrem Tisch und setzte sich. »Sie wollen mich sprechen?« fragte er mit vorsichtiger Zurückhaltung.
    »Ja, nur ganz kurz. Wir kommen von der Kriminalpolizei«, stellte Häberle sich und seinen Mitarbeiter vor.
    Wühlers Gesicht erstarrte. Seine Augen wanderten langsam von dem Chefermittler zu dessen Kollegen. Dann atmete er tief ein und sagte mit belegter Stimme: »Wegen Flemming?«
    Häberle nickte und wagte einen Frontalangriff. »Sie sind nicht gerade gut auf ihn zu sprechen?«
    Wühlers Nasenflügel begannen zu zittern, dann aber schien er sich zu beherrschen. »Flemming ist ein Prolet. Er heizt seit Monaten hier die Stimmung an – gegen mich.«
    »Schweinestall und so«, gab sich der Kommissar wissend und musste lauter sprechen, weil der Geräuschpegel um sie herum immer weiter anschwoll.
    »Manchmal unter der Gürtellinie«, erwiderte der Mann fast ein bisschen zusammenhanglos und lenkte wieder ein: »Aber um das festzustellen, werden Sie nicht gekommen sein.«
    Linkohr nahm einen Schluck Cola, das die Bedienung inzwischen gebracht hatte.
    »Natürlich nicht«, lächelte Häberle. »Wir hätten nur ganz gerne ein bisschen mehr über ihn gewusst – aus Ihrer Sicht.«
    »Und seine Frau? Fragen Sie doch die.«
    »Von ihr kommen wir gerade. Wir hätten gerne Ihre Meinung gehört. Nun ja«, ermunterte ihn Häberle, »Ihre ist vielleicht nicht gerade neutral. Aber wenn wir Sie jetzt in Ihrer Eigenschaft als Ortsvorsteher fragen, werden Sie uns zum Mitbürger Flemming vielleicht ein paar Sätze sagen können.«
    Wühler fühlte sich geschmeichelt. »Flemming ist vor sechs oder sieben Jahren hier raufgezogen, hat zuerst in Miete gewohnt und dann in der ›Roßhülbe‹ draußen gebaut. Ins Dorfleben hat er sich nie eingefügt.« Er schüttelte dabei den Kopf, als könne er derartiges Verhalten nicht begreifen. »Halt ein Reing’schmeckter, wie wir hier sagen. Wir werden von solchen Zugezogenen langsam beherrscht. Mit Neubaugebieten holen wir uns nichts als Fremde ins Dorf – und die Belange der historisch gewachsenen Bauerndörfer gehen verloren.« Wühler schien gerade dieser Punkt besonders am Herzen zu liegen. »Die Fremden halten zusammen und plötzlich darf morgens kein Hahn mehr krähen, weil das die sensiblen Städter stört, die unbedingt aufs Land ziehen wollen. Oder es darf nicht mehr stinken.« Er machte eine Pause. »Dabei hat’s Jahrhunderte hier oben gestunken. Und keinen hat’s jemals gestört. Aber was reg’ ich mich auf! Die Landwirtschaft zählt heute nichts mehr.«
    Die beiden Kriminalisten hörten aufmerksam zu.
    »Es wird völlig vergessen, dass es die Landwirte sind, die für das tägliche Brot sorgen«, machte Wühler weiter, ohne Rücksicht darauf, dass man ihn am Nebentisch verstehen konnte, »aber unsere Politiker sind allesamt derart hirnrissig, dass sie die Versorgung der eigenen Bevölkerung in fremde Hände abgegeben haben. Nicht die eigene Scholle ernährt uns, sondern ein gigantischer bürokratischer EU-Apparat, in dem einzig und allein Lug und Trug mit Subventionen im

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