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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Ortsverbindungsstraße einbog. Der junge Kriminalist kannte sich aus. Das war die kürzeste Strecke zur Roggenmühle. »Man triezt die Kleinen, schüchtert sie mit der Drohung ein, Arbeitsplätze abzubauen, und kürzt ihnen Löhne, Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld.«
    »Und der Staat macht mit«, bekräftige Linkohr.
    »Natürlich. Der Staat macht’s sogar noch vor.«
    Der Mercedes tauchte in eine Senke ein, die der bewaldete Ausläufer eines engen Tales war. Stockfinstre Nacht. »Und man produziert Unzufriedenheit noch und noch«, erklärte Häberle weiter, »von Motivation keine Spur. Und alle sinnen und trachten nur danach, den Staat zu bescheißen und selbst zu retten, was zu retten ist.«
    Linkohr reduzierte das Tempo, weil es in der Senke eine scharfe Linkskurve gab, ab der die Straße wieder aufwärts führte.
    »Sie meinen, auch unser Fall hat mit Raffgier zu tun?« hakte der junge Kriminalist nach.
    »Raffgier oder Sex – oder sagen wir: Liebe, Eifersucht. Die meisten aller Verbrechen haben damit zu tun.«
    »Sie denken an die Flemming, die nicht gerade das Bild einer trauernden Witwe abgibt«, resümierte Linkohr.
    »Und an diesen Musiker«, ergänzte Häberle, »der mit diesem Flemming über Kreuz war – und zwar mehr, als er mir vorhin weismachen wollte.«
    Sie erreichten Steinenkirch, wo sie links in Richtung Geislingen abbogen. Der Regensturm hatte rund um die Kirche Äste von den Bäumen gerissen.
    »Wir sollten auch die Sache mit dem Schweinestall im Auge behalten«, meinte Linkohr, »da stehen massive finanzielle Interessen dahinter. Ganz massive.«
    »Wühler«, griff Häberle diese Variante auf, »klar. Er hat den Flemming sicher gehasst bis aufs Blut.«
    Der Mercedes rollte die Steinenkircher Steige abwärts und traf drunten im Tal auf die ›Untere Roggenmühle‹, an der die Straße ins enge Roggental abzweigte.
    »Wir werden morgen diese ganzen Verflechtungen in diesem Kaff da oben genauer unter die Lupe nehmen«, entschied der Kommissar.
    Nach wenigen Minuten hatten sie die historische Ausflugsgaststätte erreicht. Der Fachwerkgiebel war noch angestrahlt, hinter den Fenstern im ersten Stock brannte Licht. »Na also, noch jemand da«, freute sich Häberle, als Linkohr links zur Einfahrt abbog und sogleich über eine hölzerne Brücke den unbefestigten Parkplatz erreichte, auf dem zwei Autos standen.
    Die beiden Männer stiegen aus und setzten zu einem Spurt durch den Regen an – über einen Holzsteg hinweg, unter dem ein angeschwollener Bach rauschte. Auf dem Weg hinüber zum Mühlengebäude durchquerten sie ein kleines Festzelt, dessen Plane im Wind flatterte. Im Innern waren die Reihen der Biertischgarnituren durcheinander geraten, was darauf schließen ließ, dass nachmittags großer Andrang geherrscht hatte. Vereinzelt lagen zerknüllte mit Senf beschmierte Servietten auf dem Boden, einige Bierkrüge waren auf einem Tisch zusammengeschoben.
    Mit wenigen Schritten durch den Regen erreichten die Kriminalisten die Eingangstür der Roggenmühle, hinter der gleich die steile Holztreppe ins Obergeschoss führte. An ihrem Ende schlummerte Leo, der gutmütige Hund, der nur gelangweilt den Kopf hob, als Häberle und Linkohr respektvoll über ihn hinwegstiegen. Aus der Küche drang das Klappern von Geschirr, als sie die schwer gängige Klinke der Eingangstür hinabdrückten und den Gastraum betraten. Es roch nach Zigarettenrauch und Essen.
    Niemand saß an den Tischen, auf denen leer getrunkene Gläser noch nicht abgeräumt waren. Feierabendstimmung. Häberle ging über den knarrenden Dielenboden in den Nebenraum, wo grelles Neonlicht aus der Küche fiel. Linkohr folgte.
    Offenbar war ihr Kommen bemerkt worden, weshalb an der Küchentür, die einen Spalt weit geöffnet war, ein großer schlanker Mann erschien. Er blickte den späten Gästen erstaunt entgegen. »Guten Abend, die Herrn«, sagte er freundlich, »wir haben leider schon geschlossen.«
    Häberle trat etwas näher heran. »Dacht’ ich mir. Wir möchten Sie auch nicht lange stören. Sind Sie der Chef?« Der Mann nickte, worauf Häberle sich und seinen Kollegen vorstellte und im Gesicht des Wirts eine plötzliche Blässe zu erkennen glaubte.
    Aus der Küche, in der offenbar abgespült und geputzt wurde, war die Stimme einer Frau zu hören, die sich erkundigte, wer gekommen sei. »Kriminalpolizei«, rief Wirt Martin Seitz zurück und bat die Kriminalisten an den Stammtisch, der nur ein paar Schritte von der Küchentür entfernt war.
    »Es

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