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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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das seine Art war: »Du musst selbst wissen, was jetzt gut für dich ist. Aber ich dachte, ich sei dir vielleicht eine Hilfe.«
    Sarahs Blick ging ins Leere. »Heinrich, vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn wir unsere ...«, sie suchte nach Worten, »... unsere Kontakte ein bisschen reduzieren. Die Polizei wird nicht locker lassen, bis sie Markus’ Umfeld durchleuchtet hat. Sie werden früher oder später drauf kommen, was zwischen uns war.«
    Der Mann schwieg.
    »Und dann«, fuhr sie fort, »dann könnten wir beide in einen bösen Verdacht geraten.«
    »Du meinst ...?« Er konnte es offenbar nicht aussprechen.
    »Er war uns im Weg«, brachte sie es kühl auf den Punkt, »und die Bullen werden messerscharf ihre Schlüsse draus ziehen.«
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich ...?« Die Stimme des Mannes wurde lauter.
    »Heinrich, das ist kein Spiel«, erwiderte sie energisch, »hier steht verdammt viel auf dem Spiel.« Sie sprach aus, was er vermeiden wollte: »Es geht um Mord.«
     
    Von dem kurzen Spurt zum Auto völlig durchnässt, saßen die beiden Kriminalisten wieder in ihrem Mercedes. Häberle hatte entschieden, noch schnell in der ›Oberen Roggenmühle‹ vorbeizuschauen. Es war halb zwölf und er hoffte, dort noch jemand anzutreffen.
    »Die Musik gefällt mir«, sagte der Chefermittler, als Link-ohr den Wagen aus Gerstetten hinaussteuerte. Der Regen war unvermindert stark.
    »Geschmacksache«, murmelte der Fahrer, »jedenfalls sorgen die beiden für Stimmung.«
    Der Kommissar grinste vor sich hin. »Ihr jungen Leute wollt’s halt englisch und laut. So laut, dass keiner den Text versteht, den eh’ keiner übersetzen kann – und deshalb keiner merkt, dass sie nicht viel besser sind, als die deutschen. Mir hat sich bis heute nicht der Sinn erschlossen, warum man hierzulande alles auf Englisch singen muss.«
    »Der Sound macht’s und die coolen Typen«, erwiderte Linkohr, während er auf der schmalen Straße nach Gussenstadt zurückfuhr.
    »Coole Typen, ja«, wiederholte sein Chef, »so cool, dass sie unserer Jugend vormachen, dass die Welt nur aus oberflächlichem Geplänkel besteht. Und dass jeder’ne Macke hat, der ganz normal irgendwo schafft.«
    »Das dürfen Sie jetzt aber nicht verallgemeinern.« Linkohr musste die Augen zusammenkneifen, um durch die regennassen Scheiben den Straßenverlauf erkennen zu können.
    »Will ich nicht«, wehrte sich der Kommissar, »aber, gucken Sie doch nur mal spaßeshalber die Musiksender im Fernsehen an. Grauenhaft, sag’ ich. Allein schon der schnelle Szenenwechsel, das hektische Getue, diese Lichteffekte – wenn wir damit die Jugend nicht verrückt machen und zu psychischen Wracks verkommen lassen, dann weiß ich auch nicht mehr.«
    Linkohr schaute seinen Chef von der Seite an und lächelte ihm ein bisschen mitleidig zu: »Könnte es sein, dass Sie dazu schon ein bisschen zu alt sind?«
    »Ha«, entfuhr es Häberle, »wenn meine Einstellung ein Zeichen dafür ist, dass ich zu alt bin, dann bin ich gerne alt.« Obwohl schon weit über 50, das musste sich Linkohr eingestehen, war der Chef durchaus jung geblieben. Dazu trug sicher sein sportliches Engagement bei, das man ihm auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte. Seit Jahr und Tag trainierte Häberle die jungen Judoka beim weithin bekannten Handballklub »Frisch Auf Göppingen«.
    Sie durchquerten wieder Gussenstadt, das in der Schwärze dieser Regennacht wie ausgestorben wirkte. Der Kommissar philosophierte weiter: »Jede Generation zieht ihre eigene Jugend heran. Mir graust es bei dem Gedanken, dass diese jungen Leute von heute, denen keinerlei Werte mehr vermittelt werden, eines Tages in diesem Land das Sagen haben.«
    »Da mögen Sie nicht unrecht haben«, pflichtete ihm sein junger Kollege bei.
    »Die erste Generation ist bereits so alt, dass sie in die Chef-etagen dringt«, urteilte der Kommissar, »das sind die jungen, die Dynamischen, Erfolglosen. Die Schwätzer, die Entscheidungsträger, die alles können, nur den Umgang mit den Menschen nicht – und die schon gar keine Ahnung haben, von der Praxis draußen, draußen an der Front. Mit flotten Sprüchen und frechen Schriftsätzen mag man zwar den großen Maxe spielen – aber zum Führen eines Betriebs gehören andere Qualitäten. Ganz andere, Kollege Linkohr. Mir will bloß nicht so recht in den Schädel, dass in dieser Republik keiner merkt, wo der Hase hinläuft.« Häberle hielt inne, als Linkohr kurz vor Waldhausen rechts in eine kleine

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