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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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hochkant gestellten Bierdeckel wie eine Scheibe im Kreis und überlegte. »Na ja, da gibt es noch eine alte Geschichte.«
    Die beiden Kriminalisten sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Sie müsste bei Ihnen aktenkundig sein«, erklärte der Wirt, »diese Sache mit dem Radarkasten.«
    Häberle schaute kritisch, aber sein Kollege meinte, sich zu entsinnen. Seitz erklärte: »In einer Nebelnacht im Februar 1998 hat jemand so eine stationäre Tempomessanlage, so einen Blitzkasten, mit Stumpf und Stiel aus dem Boden gerissen und geklaut. Das Ding war am Ortseingang aus Richtung Gerstetten installiert gewesen.«
    Diese kühne Tat war damals durch die Schlagzeilen gegangen. Linkohr griff den Hinweis deshalb auf: »Hat man nicht den Verdacht gehabt, ein Landwirt habe das Ding mit seinem Traktor weggerissen?«
    »Ja, man hat, glaub’ ich, sogar ein bestimmtes Traktorenfabrikat im Verdacht gehabt. Aber alles ist im Sand verlaufen – bis man den Kamerakasten, allerdings ohne Kamera, im März vergangenen Jahres aus einem Tümpel bei den Heidhöfen bei Böhmenkirch gefischt hat.«
    »Und das ist heute noch ein Thema in Waldhausen?« staunte Häberle.
    »Gerüchte, Vermutungen ... In so einem kleinen Dorf hält sich das hartnäckig«, meinte der Wirt. »Welcher Autofahrer, der geblitzt wurde und schnell mal das Beweismittel beseitigen will, hätte auch schon einen Traktor zur Hand? Doch nur ein Landwirt aus der Gegend.«
    Linkohr hakte nach: »Und Sie meinen, da gibt es noch heute welche, die genau wissen, wer das war?«
    Seitz senkte die Stimme. »Mit Sicherheit – mit Sicherheit gibt es da Mitwisser.«
     
     
     
     

14
    Freddy Osotzky blickte regelmäßig in den Rückspiegel, viel häufiger, als dies notwendig gewesen wäre. Er hatte sich mit seinem Sattelzug in die übliche Kolonne der Lastwagen auf der rechten Spur der Autobahn eingefädelt. Der Regensturm tobte unablässig, was im Juli außergewöhnlich sei, hatte es in den Mitternachtsnachrichten geheißen.
    Inzwischen hatte er bereits auf der A 61 den Ballungsraum Ludwigsburg/Mannheim hinter sich gelassen und war gerade an Mainz vorbeigefahren. Die Scheibenwischer, auf schnellste Stufe gestellt, vermochten kaum den klaren Durchblick zu sichern, denn der Vordermann, ein Sattelzug aus Bozen, wirbelte schmutziges Wasser von der Straße auf. Die Tachonadel stand auf knapp 90 und hielt sich konstant, wofür der Tempomat sorgte.
    Auf der linken Spur zogen die Pkw vorbei, viele von ihnen, als hätten sie Radargeräte an Bord und könnten trotz schlechter Sichtverhältnisse in die rabenschwarze Dunkelheit hinein rasen. Osotzky beobachtete deren Verhalten mit ständig neuem Staunen. Da sitzen sie in ihren luxuriösen Limousinen, umgeben von einem behaglichen Raumgefühl, dachte er, und glauben, dieses Sauwetter vor der Windschutzscheibe laufe als Computerspiel auf dem Laptop ab. ABS und EPS werden’s schon richten, wenn’s notwendig werden würde. Und die neuen, bläulichen Xenonscheinwerfer genügend Sichtweite ausleuchten, um vor jedem Hindernis rechtzeitig halten zu können.
    Der Fernfahrer konnte angesichts dieser Verantwortungslosigkeit nur den Kopf schütteln. Selbst die beste Technik war nicht imstande, Naturgesetze außer Kraft zu setzen. Geschwindigkeit ist Energie, wusste er. Und die kann im Ernstfall nicht schlagartig eliminiert werden, sondern muss umgewandelt werden – woraus sich der Bremsweg ergibt. Und der lässt sich nach einer mathematischen Formel errechnen. Osotzky konnte, wenn er allein unterwegs war – und das war er oft – stundenlang über die Pkw-Fahrer nachdenken, die an ihm vorbeirauschten, hinein in Nebelwände oder, wie heute, in die regenschwarze Nacht. Jeder Einzelne von ihnen, dachte er dann, hat sich bestimmt schon empört über das Verhalten anderer geäußert, die durch bodenlosen Leichtsinn schwerste Unfälle verursacht haben.
    Osotzky drehte das Radio lauter. »Ich möcht’ so gern Dave Dudley hör’n«, wurde gespielt, sein Lieblingslied. Er sang mit und wippte auf seinem Sitz, ohne den regelmäßigen Blick in den Rückspiegel zu vergessen. Ein Pkw hatte sich zwischen ihn und den Hintermann geschoben, obwohl kein Grund dafür ersichtlich war. Er hätte genauso gut auf der Überholspur weiterfahren können. Doch dann erkannte er den Grund: Die Ausfahrt Bad Kreuznach näherte sich. Wenig später setzte der Pkw den rechten Blinker und fuhr ab.
    Osotzky prüfte einige Kontrollleuchten und war mit dem Ergebnis zufrieden. Bald würde ein

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