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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Schultern. »Fragen Sie ihn doch selbst. Ich wohn’ hier in Gerstetten – und die beiden haben im selben Wohngebiet gewohnt, in dieser ›Roßhülbe‹.«
    Der Kommissar wollte noch einmal einen Versuch starten, um Kruschkes Reaktion zu testen: »Die Frau Flemming – ist die auch ein Eisenbahnfan?«
    Der Unternehmer stutzte für den Bruchteil einer Sekunde. »Nein, wohl eher nicht«, stellte er schließlich fest, »sie hat das Geschäftliche erledigt.«
    »Das Geschäftliche?« Häberle gab sich unwissend und beobachtete einen vorwitzigen Spatz, der sich draußen auf dem Boden dem Wintergarten näherte.
    »Das wissen Sie doch!« empörte sich Kruschke, »Ex- und Import und so Sachen.«
    »Einen Herrn Freudenthaler kennen Sie aber?«
    »Ein Tourismus-Mensch, der gerade die Alb bereist, ja.«
    »Haben Sie eine Ahnung, in wessen Auftrag der unterwegs ist?«
    Kruschke schüttelte den Kopf. »Nein, nicht die Geringste. Er will wohl den Fremdenverkehr hier forcieren und uns mit der Bahn irgendwie vermarkten.« Er lächelte leicht gequält. »Wenn’s uns nichts kostet, kann’s uns nur recht sein.«
    »Er hat mit Ihnen gesprochen?«
    »Ja, gestern – in Schalkstetten, beim Halt. Aber nur belangloses Zeug. Er wollte sich wieder melden.«
    »Wann?«
    »Hat er nicht gesagt.«
    »Das wär’s dann wohl«, sagte Häberle betont freundlich, »schön, dass Sie Zeit für uns hatten.«
    Kruschke wollte sich bereits erheben, da schob der Kommissar noch eine Frage nach: »Sie sind Transportunternehmer. Darf man fragen, womit Sie sich da befassen?«
    Der Angesprochene zögerte, weil er das Interesse Häberles dazu nicht einordnen konnte. »Spedition«, erwiderte er deshalb knapp, »Logistik, Lagerhaltung – alles, was heutzutage dazu gehört. Komplett-Service. Wir fahren von Narvik bis Neapel, von Gibraltar bis zum Bosporus«, fügte er hinzu, als zitiere er den Werbe-Slogan seiner Firma.
    Häberle griff das Gesagte auf: »Bis zum Bosporus? Auch für Flemming?«
    Kruschke sah den Kommissar mit halb zugekniffenen Augen an. »Für alle, wenn’s sein muss.« Und als ob er ein Späßchen machen wollte, meinte er: »Auch für Sie, wenn Sie wollen.«
    Der Ermittler tat so, als habe er die ironische Bemerkung überhört. »Also auch schon für Flemming?«
    »Warum nicht? Ja. Wir haben fast wöchentlich eine Fracht. Bis Ankara sogar. Da brauchen Sie auch eine Ladung für die Rückfahrt. Leer fahren, kann sich heute kein Spediteur mehr leisten.«
    »Und was haben Sie für Flemming aus der Türkei mitgebracht?« Häberle blieb hartnäckig und bemerkte, wie sein Gesprächspartner stutzte.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen darf.«
    Häberle nahm ihm die Antwort ab: »Teppiche?«
    Kruschke zögerte, dann nickte er wortlos.

26
    Sarah Flemming war mit den Nerven am Ende. Die drei Kriminalisten, die am späten Nachmittag das Büro auf den Kopf gestellt hatten, waren zwei Stunden da gewesen und hatten auch den Computer durchforscht. Einer der Männer kannte sich verdammt gut aus, doch er fand offenbar nichts, was auf ihre Kontakte zu Westerhoff hindeuten konnte. Sie hatte ja rechtzeitig alle Mails gelöscht. Es gab keine Spuren mehr. Die Kriminalisten waren zwar stutzig geworden, weder im elektronischen Posteingang, noch im Ausgang etwas zu entdecken, doch sie hatte einigermaßen plausibel erklärt, dass sie stets zum Wochenende alles lösche, um den Überblick zu bewahren. Die Datenträger, die die Männer im Büro entdeckt hatten, waren alle harmlos gewesen. Jene, die verdächtiges Material enthalten hätten, hatte sie im Keller hinter den Winterreifen des Autos versteckt. Und da es keine Hausdurchsuchung war, die die Kriminalisten hatten vornehmen dürfen, war nichts zu befürchten gewesen. Es ging schließlich nur um die Frage, ob sich Hinweise fanden, die möglicherweise zum Mörder ihres Mannes führten.
    Sarah ließ sich nackt auf ihr Bett fallen. Ihre langen blonden Haare hatten sich auf dem Kissen ausgebreitet. Es war 23 Uhr – ein verdammt langer und aufregender Tag ging zu Ende. Die Schwellungen im Gesicht waren inzwischen zurückgegangen, doch die Wut auf Ismet blieb. Am liebsten hätte sie den Kriminalisten alles erzählt. Doch die panische Angst vor den kleinen Gefängniszellen in »Gotteszell« hatte sie davon abgehalten. Nie, niemals würde sie sich einsperren lassen. Das musste die Hölle sein.
    Sie schloss die Augen und spürte, wie ihre Gedanken Karussell fuhren. Markus tot, ihre türkischen Landsleute in Aufruhr

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