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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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bestimmt.«
    »Und den Teppich bekommen wir auch wieder zurück, ja? Wir haben ja noch den Beleg und den Lieferschein«, erklärte der Mann und stand auf, um dem Beamten über den voll beladenen Schreibtisch hinweg die Hand zum Abschied zu reichen. Der uniformierte Hüne erhob sich und verabschiedete sich von dem Ehepaar, das sich mehrfach dankend aus dem Büro entfernte.
    Der Polizist ließ sich wieder in seinen Schreibtischsessel sinken. Durchreisende Täter, überlegte er. Null Chance – ohne Autokennzeichen, ohne vernünftige Beschreibung. Er konnte das Protokoll ausdrucken und genauso gut gleich zu den ungeklärten Fällen legen. Doch die Vorschrift besagte, dass es an die Kriminalpolizei Ulm weitergeleitet werden musste – die vorgesetzte Dienststelle für Amstetten, das am äußersten nördlichen Rand des Alb-Donau-Kreises lag. Weil der Kreis Göppingen angrenzte, wurde bei derartigen Straftaten, die auf landesweite Täter schließen ließen, auch die Kriminalaußenstelle im nahen Geislingen informiert.
    Der Postenbeamte wusste zwar, dass die Kollegen drunten im Tal mit ihrem Mordfall beschäftigt waren und bei Gott anderes zu tun haben würden, als fliegenden Teppichhändlern nachzuspüren, wollte aber trotzdem seiner Pflicht nachkommen. Er tippte die Durchwahlnummer des Geislinger Kripochefs Schmittke ein, der sich auch gleich meldete. Martin Rittmann wechselte einige freundliche Worte und schilderte dann den Sachverhalt, den er soeben protokolliert hatte.
    Schmittke hörte interessiert zu und unterbrach schließlich den Kollegen von der Albhochfläche: »Das klingt aufregend. Bleiben Sie dran, ich stell’ Sie zu Herrn Häberle durch.«
    Rittmann stutzte. Zu Häberle, dem großen Kriminalisten. Mit dem hatte er schon jahrelang nichts mehr zu tun gehabt. Doch der Chefermittler erinnerte sich sofort an den Postenbeamten, für den er einige freundliche Worte parat hatte. Rittmann fühlte sich geschmeichelt. Von einem derart angenehmen Verhältnis zwischen Uniformierten und den Kollegen von der Kripo konnte er im Alb-Donau-Kreis nur träumen. Dann begann er, die Geschichte von dem betrogenen Ehepaar ein zweites Mal zu erzählen. Häberle hörte gespannt zu und informierte seinerseits den Kollegen, dass der Fall durchaus mit dem Mord in Verbindung zu bringen sein könnte. Er bat, das Protokoll und die Visitenkarte zugefaxt zu bekommen. Rittmann versprach dies.
     
    Der Raum war dunkel und kühl. Durch zwei Glasbausteine, die unterhalb der Decke eingemauert waren, fiel diffuses Tageslicht. Die Betonwände kahl, auf dem Boden drei alte blaue Matratzen, in einer Ecke eine Baustellentoilette, das Innere eines Dixi-Clos. Sarah Flemming war mitten in der Nacht in das Untergeschoss des Firmengebäudes geschleppt worden, wo es mehrere kleine Räume gab. Jener, in den man sie eingesperrt hatte, lag ganz am Ende eines langen finstren Ganges, durch den man sie gezerrt und geschubst hatte.
    Wie viel Zeit seither vergangen war, wusste sie nicht. Einmal erst hatte ihr der Wortkarge eine Currywurst mit Brötchen und drei Plastikflaschen Mineralwasser gebracht. Sie war allerdings gar nicht hungrig gewesen, hatte sich aber zum Essen gezwungen. Sie musste bei Kräften bleiben, auch wenn ihr Magen rebellierte. Sie fror und fühlte sich elend. Noch immer trug sie die ausgefransten kurzen Jeans und die halb-ärmlige Bluse. Nur die hochhakigen Schuhe hatte man ihr abgenommen und stattdessen Turnschuhe gegeben.
    Sie hatte zu schlafen versucht, doch konnte sie kein Auge zutun. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Sie hatte Angst, panische Angst. Hier drin war sie ihren Peinigern hilflos ausgeliefert. Der Raum befand sich im Untergeschoss und ragte offenbar nur knapp aus der Erdoberfläche heraus, sodass durch die Glasbausteine unter der Decke Licht eindringen konnte. Vielleicht aber kam die Helligkeit auch nur durch einen Lichtschacht.
    Die Wände waren aus massivem Beton, in dem die Holzverschalung ihre Spuren hinterlassen hatte. Und die Tür bestand aus stabilem, dicken Metall und hatte auf der Innenseite nicht einmal eine Klinke, an der sie hätte rütteln können. Offenbar war der Raum als Gefängniszelle vorbereitet worden.
    Die junge Frau setzte sich erschöpft auf die Matratzen, die nach Mottenkugeln rochen. Ihre blonden Haare hingen strähnig nach allen Seiten vom Kopf.
    Als die Tür metallisch schepperte, zuckte sie zusammen. Außen wurden zwei Riegel zur Seite geschoben, ein Schlüssel ins Schloss geschoben und gedreht. Die

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