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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Frau blieb wie erstarrt sitzen, die nackten Beine zur Seite gelegt, die Arme um den Oberkörper geschlungen. Grelles Licht von Leuchtstoffröhren fiel durch die Tür, als sie geöffnet wurde. Sarahs Augen konnten sich gar nicht so schnell an diese Helligkeit gewöhnen, sodass sie zunächst nur die Umrisse eines Mannes wahrnahm. Dann aber erkannte sie den Wortführer von der vergangenen Nacht.
    »Na, wie geht’s uns denn?« fragte er grinsend und kam einen Schritt auf sie zu.
    »Was wollen Sie von mir?« Sarahs Versuch, energisch zu wirken, erstickte im Keim. Sie hatte viel zu viel Angst.
    »Vorläufig bist du im Knast, wie du siehst«, erwiderte der Mann und lehnte sich an die kühle Betonwand. »Ob du das hier bist, oder in einem richtigen Gefängnis, spielt keine große Rolle. Früher oder später hätten dich die Bullen geholt. Sei uns dankbar, dass wir denen zuvorgekommen sind.« Er lachte. »Betracht’ es als eine Art Schutzhaft.«
    Sie fröstelte jetzt immer mehr und sah zu dem Mann hinauf, der triumphierend auf sie herab blickte.
    »Ich will dir sagen, was mit dir geschieht«, sagte er langsam, »du wirst den Bullen nicht in die Hände fallen, so viel ist sicher. Dafür weißt du zu viel.« Er ging in die Hocke, um ihr besser ins Gesicht schauen zu können. »Allerdings wirst du ein paar Tage hier drin verbringen müssen. Das kann ich dir nicht ersparen.«
    Ihr wurde schummrig. Die wollten sie tagelang in diesem Kellerloch gefangen halten? Sie war unfähig, etwas zu sagen.
    »Du wirst es überleben«, erklärte er sachlich, »die Verpflegung ist zwar nicht gerade luxuriös und die Matratze auch nicht aus dem Hilton – aber für dich reicht’s.«
    Sie holte tief Luft. »Du Schwein«, entfuhr es ihr.
    Er blieb gelassen. »Was hab’ ich da vernommen?« höhnte er mit gespieltem Staunen. »Du willst mit dem Chef des Hauses nicht vernünftig reden? Seh’ ich das richtig?«
    »Lass’ mich in Ruhe«, Sarahs Stimme erstickte in Tränen.
    »Hab’ ich etwas getan?« Der Mann stand auf und hielt die Arme seitlich in die Höhe gereckt, »hab’ ich dich angerührt?« Er wandte sich der halb offen stehenden Metalltür zu. »Ich denke ...«, sagte er süffisant, »... ich denke, jemand sollte dir Gesellschaft leisten.« Er verließ den Raum wieder, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Während er die Tür von außen zuzog, murmelte er, wie zu sich selbst, aber so, dass Sarah es hören konnte: »Dann werd’ ich mal unserem kleinen Russen eine Freude bereiten und ihn runterschicken.«
    Sarah schrie schluchzend auf, doch die Tür fiel bereits scheppernd ins Schloss. Sie hörte, wie die Riegel vorgeschoben wurden und sich der Schlüssel zweimal drehte.
     
    »Da haut’s dir’s Blech weg«, kommentierte Linkohr den Hinweis aus Amstetten, »›Stichwort, Teppich‹. Wenn das kein Zufall ist ...?«
    Häberle nickte. »Unser guter Herr Kruschke wird uns doch sicher verraten können, mit wem die Flemmings Geschäftsverbindungen hatten, wenn er ihnen gelegentlich vom Bosporus Teppiche mitbringt ...«
    »Nicht nötig«, meinte der schnauzbärtige Schmidt, »unsere EDV-Spezialisten haben bei Flemmings Geschäftsunterlagen eine Adresse gefunden.« Er blätterte in einem gelben Schnellhefter und nannte eine Adresse.
    »Super«, lobte der Kommissar, »dann machen wir uns doch gleich auf den Weg.«
    »Noch was«, stoppte Schmidt den Tatendrang seines Chefs, »dieser Schindling, dieser zweite Musiker – er ist offensichtlich ›clean‹.«
    Häberle und Linkohr lauschten gespannt auf die weiteren Ausführungen ihres Kollegen. Inzwischen waren weitere Kriminalisten eingetroffen, die sich an ihren Computerplätzen wieder über die Spurenauswertungen hermachten.
    »Dieser Musiker ist Samstagnacht gleich heimgefahren. Wir haben noch mal mit dem Wirt der Roggenmühle gesprochen und die Zeitabläufe gecheckt. Die Frau Schindling kann sich genau entsinnen, wann ihr Mann heimgekommen ist. Sie lag wach und hat einen Nachtfilm auf Sat 1 angeschaut.«
    »Mit ihm selbst habt ihr aber nicht gesprochen?« vergewisserte sich Häberle.
    »Doch, über Handy. Er ist Außendienstler«, erwiderte Schmidt, »er ist aus allen Wolken gefallen, als wir ihm gesagt haben, dass sein Kollege in U-Haft sitzt. Er selbst hat von einem Streit zwischen Pohl und Flemming nichts mitgekriegt. Außerdem hält er es für völlig abwegig, dass Pohl etwas mit dem Mord zu tun hat.«
    Häberle zuckte mit den Schultern. »Der Richter aber nicht – und wir auch

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