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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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ungläubig den Kopf. »Ich bin da in eine Sache reingeraten, glauben Sie mir das, wofür ich nichts kann. Eine Verkettung unglücklicher Umstände – das mit dem Handy und dem Parken am Mordloch.«
    Häberle wollte sich in keine Diskussion einlassen. »Sie haben mit Flemming gestritten. Was wissen Sie von ihm? Gibt es etwas, was Sie uns bisher verschwiegen haben?«
    »Was heißt ›verschwiegen‹? Dass er ein rechter Sauhund ist«, erwiderte Pohl angewidert, »ein Abzocker, aber das hab’ ich Ihnen alles schon zehnmal gesagt. Genau wie dem Richter.«
    »Und Sie haben mit Flemming gestritten und ihn totgeschlagen«, versuchte es Häberle auf die provokative Weise.
    »Schwachsinn«, der Musiker schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, »wo hätt’ ich denn das tun sollen? In meinem Auto? Und womit?«
    »Mit einer australischen Eiche«, entgegnete der Kommissar prompt.
    Pohl stutzte. »Womit?«
    »Mit einem Holzprügel aus australischer Eiche«, wiederholte Häberle ruhig.
    Pohl fuhr sich durchs dünne Haar und versuchte, ironisch zu werden: »Und so was hab’ ich gleich zur Hand, klar. Hat ja jeder dabei – eine Eiche aus Australien.«
    »Eben nicht«, entgegnete der Kommissar, »kennen Sie denn jemand, der so ein Gewächs hat?«
    »Ich bin kein Botaniker, tut mir Leid.« Pohl wurde zunehmend nervöser. »Was glauben Sie eigentlich, wie lange Sie mich hier noch festhalten können? Ist Ihnen bewusst, wie viele Engagements mir verloren gehen? Produktionen? Auftritte?«
    Häberle hob beschwichtigend die Arme, während Link-ohr darüber nachdachte, wie deprimierend es sein musste, unschuldig eingesperrt zu sein. Welch’ Irrtum, dachte er, wenn in der Bevölkerung die Meinung vorherrschte, U-Haft sei was ganz Harmloses, weil man da alle Vergünstigungen zugestanden bekomme. Er kannte die Zellen hier in Ulm. Zwei Etagenbetten füllten meist den ganzen Raum aus. Linkohr fragte sich oft, wie vier Männer wochen- oder monatelang so zusammenleben konnten. Dazu noch die Toilettenschüssel nur spärlich mit einem Vorhang gegen die Blicke der anderen geschützt. So hatte er sich immer den Knast in Istanbul vorgestellt. Aber nicht die U-Haft in Ulm. Nein, Linkohr hatte mit überführten Straftätern kein Mitleid. Doch hier konnten durchaus Unschuldige sitzen, die nach Abschluss der Ermittlungen, was nicht selten ein halbes Jahr in Anspruch nahm, wieder freigelassen werden mussten.
    Ihn schauderte beim Gedanken an die Gemeinschaftsdusche im Untergeschoss, wo zehn Mann gleichzeitig nebeneinander standen – inmitten einer Sanitärinstallation, die an Vorkriegstechnik erinnerte.
    »Sie haben also zu Ihrer bisherigen Aussage nichts hinzuzufügen«, drang Häberles Stimme wieder an Linkohrs Ohr. Der junge Kriminalist hatte, in Gedanken versunken die trostlos weißen Wände auf sich wirken lassen. In diesem grellen Licht wirkte Pohls Gesicht leichenblass.
    »Ich bin unschuldig«, beteuerte der Musiker, »holen Sie mich hier raus. Und zwar sofort.«
    »Noch eine Frage«, blieb Häberle sachlich, ohne aber den verbindlichen Unterton zu verlieren, »welche Beziehung haben Sie zu der Museumsbahn?«
    Pohl schien irritiert zu sein. »Was heißt Beziehung? Ich versteh’ die Frage nicht ganz.«
    »Nun ja, das ›Kaos-Duo‹ hat am Sonntag in Gerstetten gespielt ...«
    »Das war ein normales Engagement«, erklärte der Musiker, »ganz normal.«
    »Dürfen wir fragen, wer es bezahlt hat? Die Stadt oder dieser Eisenbahn-Verein?«
    »Weder noch«, erklärte Pohl, »ein Sponsor.«
    »Wer?«
    »Dieser Unternehmer – Kruschke heißt er und soll ein Eisenbahn-Narr sein, aus Gerstetten.«
    Die beiden Kriminalisten schauten sich an, was den Musiker erneut irritierte.
    »Noch eine Frage«, wechselte Häberle das Thema, »haben Sie in letzter Zeit einen Teppich gekauft?«
    Pohl war überrascht und fragte: »Was hat denn das damit zu tun?«
    »Nur so, ganz am Rande vielleicht – haben Sie denn?« beharrte Häberle auf eine Antwort.
    Der Musiker schüttelte verständnislos den Kopf. »Nicht in jüngster Zeit.«
    »Wann dann?« schaltete sich Linkohr ein.
    Pohl überlegte. »Vor zwei, drei Jahren mal. Bei einem Türkeiurlaub. Warum interessiert Sie das?«
    Häberle ließ sich sein Erstaunen nicht anmerken: »Wo – in Istanbul?«
    Der Musiker schüttelte wieder den Kopf. »Nein, in Antalya. Spielt das denn eine Rolle?« Er wurde sichtlich nervöser.
    Der Kommissar lächelte und stand auf. »Wir werden sehen.«
    »Ja – und jetzt?« Offenbar hatte

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