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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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ihm plötzlich etwas ein. Er drehte sich um und wandte sich noch einmal an Coombs. »Diese Spieldose. Könnte es vielleicht sein, dass Gabriella sie hatte? Dass sie sie benutzt hat, um eine polizeiliche Ermittlung in Gang zu setzen?«
    Coombs schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hab Mom gefunden und sofort die Polizei angerufen. Danach hab ich Gabriella angerufen. Die Polizei war bereits da, als sie kam. Sie war traurig und hat die Spieldose erwähnt. Wir wollten sie uns ansehen, und sie war nicht da.«
    »Okay. Also hat jemand die Spieldose zurückgebracht und den Nähkorb mitgenommen«, sagte Lucas. »Warum sollte jemand das tun? Weshalb sollte jemand den Nähkorb mitnehmen? Gehörte der zu den Armstrong-Quilts dazu?«
    »Nein, sie hat solche Dinge häufiger gekauft, wenn sie auf Antiquitätenjagd war – ich weiß nicht, wo sie den Korb herhatte.«

    »Ich kann mich erinnern, dass sie in der Quilt-Gruppe davon erzählt hat«, sagte die mollige Frau mit dem lila Schlabberkleid. »Sie wollte versuchen, ob sie ihn an ein Museum verkaufen könnte oder an irgendeinen Restaurator oder eine Restauratorin, weil das Garn alt und authentisch war. Nichts Besonderes, aber Sie wissen schon – ein paar Dollar wert und irgendwie interessant.«
    »Es könnte ja irgendein … Hinweis in den Quilts stecken«, sagte Coombs. »Aber das würde Gabriella auch nicht retten, oder? Wenn die sie entführt haben. So einen Hinweis zu entschlüsseln, das würde ewig dauern.« Tränen liefen ihr die Wangen hinunter.
    Lucas log erneut. »Ich glaube, dass es zu über fünfzig Prozent wahrscheinlich ist, dass sie bei irgendjemandem ist. Vielleicht hat sie ihre Schlüssel im Dunkeln nicht wiederfinden können und jemanden angerufen, damit er sie abholt. Sie schläft vermutlich gerade irgendwo.«
    Er sah auf seine Uhr. Sie war jetzt seit etwa sechzehn bis achtzehn Stunden verschwunden. Zu lange.
    »Ich muss los«, sagte er. »Wir werden sie finden.«
     
    In seinem Büro schlug er die Telefonnummer von Sotheby’s in New York nach, rief dort an, wurde von Leuten, die mit leiser Stimme und mit allen möglichen, nur keinem New Yorker Akzent sprachen, weitergeleitet und landete schließlich bei einem stellvertretenden Direktor namens Archie Carton. »Klar, die Auktionen sind öffentlich, deshalb ist es kein Geheimnis, wer was gekauft hat – jedenfalls in den meisten Fällen. Ich geb das mal gerade für Sie ein.«
    »Und was ist mit den übrigen Fällen?«, fragte Lucas. »Nun ja, manchmal wissen wir es nicht«, sagte Carton. »Es kann schon mal sein, dass ein Händler ein Angebot abgibt und in den Unterlagen als Käufer erscheint, das Objekt in Wirklichkeit aber für jemand anderen kauft. Und manchmal
bieten Leute telefonisch, um ihre Identität geheim zu halten, und das behandeln wir dann auch vertraulich, aber bei polizeilichen Angelegenheiten reagieren wir natürlich auf Vorladungen.«
    »Wenn also einer dieser Verkäufe eine vertrauliche Sache war …«
    »War es nicht. Ich hab sie jetzt auf dem Bildschirm. Alle vier Verkäufe waren öffentlich«, sagte Carton. »Ein Quilt ist an das Museum of Modern Art hier in New York gegangen, einer an das National Museum of Women’s Art in Washington, D. C., einer an das Amon Carter Museum in Fort Worth, Texas, und einer an das Museum of Modern Art in San Francisco.«
    »Steht da, für wie viel?«
    »Ja. Ich rechne es mal schnell zusammen.« Lucas hörte Tasten klicken, dann sagte Carton: »Für insgesamt vierhundertsiebzigtausend Dollar. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen die Daten per E-Mail schicken.«
    »Super«, sagte Lucas. »Wenn meine Frau noch mal irgendwelche Antiquitäten kaufen will, sorge ich dafür, dass sie sie bei Ihnen kauft.«
    »Wir freuen uns schon darauf«, erwiderte Carton.
     
    Das war einfach gewesen. Lucas lehnte sich zurück und betrachtete die Zahl, die er auf seinen Notizblock geschrieben hatte: 470 000 Dollar. Er dachte einen Augenblick darüber nach, dann griff er zum Telefon und rief Carton noch einmal an.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie noch mal störe, aber ich hab neulich in einem Antiquitätenkatalog nachgesehen und keine Quilts gefunden, für die so viel verlangt wurde«, sagte Lucas. »Hatte es mit diesen Dingern was Besonderes auf sich?«
    »Ich kann veranlassen, dass sich jemand mit Ihnen in Verbindung setzt, der Ihnen das beantworten kann.«

    Zwei Minuten später rief eine Frau mit texanischem Akzent an. »Ja, der Preis war sehr hoch, aber die Quilts sind einzigartig.

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