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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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gehörte ein sechzehn Hektar großes mit altersschwachen Ahornbäumen bestandenes Gelände am westlichen oder nördlichen Ufer des Cannon, je nach dem, von wo man es betrachtete. Eine unbefestigte Straße führte zum Grundstück. Das Licht ihrer Scheinwerfer schnitt eine Schneise durch die Maisfelder auf beiden Seiten des Wegs, und die Reifen holperten über Rinnen und durch Schlaglöcher, bis sie es zu der Hütte geschafft hatte.
    Als sie das Grundstück geerbt hatten, hatten sie davon gesprochen, ein kleines Blockhaus zu bauen, das nicht nach Schimmel roch – die alte Hütte roch, als sei sie ganz aus Schimmel gebaut worden -, mit einer Veranda, von der aus man auf den Fluss blicken konnte und wo Leslie Welse angeln und Jane quilten könnte.
    Letztlich hatten sie nur einen Metallschuppen mit guten Schlössern errichtet und die Hütte immer mehr verfallen lassen. Das Blockhaus war nie gebaut worden, weil sich Leslie
eigentlich gar nicht so sehr für Welse interessierte und Jane nie so richtig mit dem Quilten angefangen hatte. In den Twin Cities gab es immer zu viel zu tun, zu viel zu sehen, zu viel zu kaufen. In der Hütte konnte man nicht mal einen Internetanschluss einrichten. Es war eine Gegend für Hinterwäldler.
    Aber ein guter Ort, um gestohlene Antiquitäten zu verstecken.
    Sie fummelte im Licht der Scheinwerfer mit dem Schlüssel herum und schloss den Schuppen auf. Drinnen schaltete sie die Innenbeleuchtung an und ging dann zurück, um die Autoscheinwerfer auszumachen. Sie nahm das bräunliche Medikamentenfläschchen aus ihrer Jackentasche und ließ es unter den Vordersitz des Vans rollen.
    Aus ihrer Handtasche nahm sie eine Flusenrolle, zog die benutzte Schicht Klebeband ab und ging mit der Rolle über den Fahrersitz. Sie waren immer besonders vorsichtig gewesen, wenn sie mit dem Van unterwegs waren, hatten Haarnetze, Handschuhe und Overalls getragen, für den Fall, dass sie ihn mal irgendwo stehen lassen mussten. Eigentlich sollte alles in Ordnung sein, aber hier ging es um ihr Leben.
    Sie rollte den Sitz ab, dann noch mal und ein drittes Mal.
    Dann zog sie das Knäuel Haare aus der Tasche.
    Betrachtete es und dachte: Seife. Knabberte an ihrer Lippe, seufzte, dachte: Mach es richtig, ging zur Hütte hinüber und trat ein. Sie stellten die Pumpe immer ab, deshalb musste sie warten, bis sie richtig arbeitete, und dann so lange schmutziges Wasser laufen lassen, bis sauberes kam. Als das der Fall war, spülte sie das Haarknäuel ab – widerlich – und tupfte es dann auf einem Stück Küchenpapier trocken.
    Als es trocken war, zog sie einige Haare heraus, packte sie in ein Papier und trug sie zum Van. Zwei gekringelte legte sie oben auf die Rückenlehne, nicht zu offenkundig, und ein weiteres Haar steckte sie in die Ritze unten am Sitz. Die restlichen Haare verrieb sie heftig über die gesamte Rückenlehne
und hoffte, dass dadurch einige brechen und ein paar Enden gespalten würden.
    So gut sie es konnte, dachte sie. Mehr konnte sie nicht tun.
     
    Um zwei Uhr morgens lag Jane Widdler zu Hause im Bett. Auf ihrem Telefon waren keine Anrufe eingegangen, und die ganze Gegend lag im Dunkeln, als sie in die Garage fuhr. Oben zündete sie ein paar Duftkerzen an und ließ sich in die Badewanne sinken, damit die Wärme ihre Sorgen vertreiben würde.
    Es funktionierte nicht.
    Völlig verängstigt lag sie die ganze Nacht wach und wartete, dass der Tag kommen würde, die Polizei, Schande, Demütigung und Anwälte.
     
    Lucas hingegen schlief bis halb sechs wie ein Stein, dann weckte ihn sein Cop-Instinkt – der war von einem blinkenden roten Licht auf den Gardinen des Schlafzimmerfensters ausgelöst worden; das pulsierende rote Licht hatte sich unter den dunklen Rouleaus hindurch ins Zimmer geschlichen.
    Er riss die Augen auf und dachte: die Cops. Was zum Teufel war da los? Dann hörte er eine Sirene und gleich noch eine.
    Er schlüpfte aus dem Bett – Weather hatte keinen Cop-Instinkt und würde bis sechs Uhr tief weiterschlafen, es sei denn, Sam fing an zu schreien -, ging ans Fenster und zog das Rouleau an einer Seite etwas zurück. Zwei Polizeiwagen gleich vor ihm auf der Straße, dann kam noch ein dritter, und alle versammelten sich um eine dunkle Limousine.
    Was zum Teufel war da los? Das sah schwer nach dem Schauplatz eines Verbrechens aus und roch auch so.
    Er zog seine Jeans und ein Polohemd an, schlüpfte ohne Strümpfe in ein Paar Slipper und trat ins Freie. Als er über den Rasen ging, die Knöchel

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