MORDMETHODEN
Paul Bielawski verhaftet. Er hatte sich nach Antwerpen abgesetzt, wo Schmuck und Edelsteine im großen Stil gehandelt werden. Die internationale Fahndung war ihm zu dicht auf den Fersen. Es gab mehrere Hinweise, dass Bielawski sich in den Benelux-Ländern aufhielt, und Antwerpen war die nahe liegendste Stadt für einen Verbrecher seines Formats. Während sich sein smarter Kumpan Kwiek zurück in heimische Gefilde begeben hatte, lief Bielawski den Fahndern mit einem gestohlenen und dann gefälschten Ausweis in die Arme. Der Killer hatte sich einen Tarnnamen eintragen lassen, den er schon bei anderen Verbrechen benutzt hatte. So machte es keinen Unterschied, ob er seine echten Papiere oder das gefälschte Dokument vorwies, er stand so oder so auf der Fahndungsliste.
Nach diesem schönen Erfolg der belgischen Polizei wurden die ukrainischen Kollegen aktiv. Und so lief auch Kwiek in die Dokumentenfalle. Denn ein Jahr nachdem die verbrannte Leiche von Krzystof Rejak gefunden worden war, wollte der Täter seine Freundin heiraten. Den kirchlichen Akt hatte er in der ukrainischen Millionenstadt Dnjepropetrowsk bei den Behörden ordentlich angemeldet. Nach kurzem Blick in die Akten wurde er daher als Beinahe-Bräutigam auf dem Weg zum Traualtar verhaftet.
Ost trifft West
Sowohl die wirtschaftliche Not als auch die offenen Grenzen trieben nach dem Zusammenbruch des Ostblocks in den Neunzigerjahren professionelle Kriminelle wie Kwiek und Bielawski nach Westen, jedoch meist nur für kurze Zeit.
Die hohe Gewaltbereitschaft der Täter war für deutsche Verhältnisse vollkommen ungewohnt. Im Kölner Nobelviertel Hahnwald führte ein besonders brutaler Überfall beispielsweise dazu, dass eine bis heute bestehende Nachbarschaftswache eingerichtet wurde. So etwas hatte es im Deutschland des 20. Jahrhunderts noch nicht gegeben.
Sofern die Täter raubend umherzogen, konnten sie mit großem Ermittlungsaufwand oft gefasst werden. Die Banden wurden in der örtlichen Unterwelt schnell auffällig und hinterließen dort ihre sozialen Spuren. Kwiek und Bielawski fühlten sich außerdem zu sicher. Die deutsche Kleinstadtidylle hatte ihnen vorgegaukelt, sie hätten sich unauffällig und dauerhaft in ihre Umgebung eingefügt. Das aber war nicht der Fall.
Bei bezahlten Hit-and-Run-Killern sah das anders aus. Sie reisten an, erledigten ihre Arbeit und fuhren dann sofort wieder heim. Diese Verbrecher konnten nur sehr selten gefasst werden, da sie nur wenige verwertbare Spuren hinterließen.Ein Fall, der von der Polizei in Hannover bearbeitet wurde, soll die Probleme der Ermittler mit diesen und ähnlichen Killern schildern.
Ein beinahe perfektes Verbrechen (Fall Großmarkt)
Die 35 Jahre alte Kindergärtnerin Susanne K. lebt ebenso wie ihre Eltern in einer Glücksbärchenwelt, in der die Menschen stets gut sind. 1985 lernt sie Hans-Jürgen kennen; drei Jahre später heiraten die beiden. Sie beziehen eine Doppelhaushälfte, für die sie eine hohe Hypothek aufnehmen. Das neue Heim des Paares liegt in Sichtweite von Susannes elterlichem Haushalt.
Am Mittwoch, dem 18. Februar 1998, fährt die gutmütige Susanne ihren Gatten um drei Uhr morgens zu seiner Arbeitsstelle auf dem Großmarkt. Der Wagen von Hans-Jürgen ist seit Montag in Reparatur. Dann fährt Susanne heim und legt sich wieder ins Bett.
Um acht Uhr findet Susannes Mutter den reglosen Körper ihrer Tochter auf dem Fußboden im Erdgeschoss des Hauses. Mit einem Ersatzschlüssel hat die besorgte Frau die Tür geöffnet. Sie hatte das Auto der Tochter vor dem Haus stehen sehen, obwohl Susanne schon längst zur Arbeit im Kindergarten hätte sein müssen.
Vom Kopf des lang ausgestreckten Körpers ausgehend, hat sich eine Blutlache gebildet, als die Mutter eintrifft. Sofort alarmiert sie den Notarzt. Kurz nach acht Uhr ruft sie im Großmarkt an und sagt in einem 13-sekündigen Telefonat: »Hans-Jürgen, komm schnell! Sie liegt in ihrem Blut!«
Der Gatte macht sich sofort auf den Weg. Zuvor berichtet er noch zwei Arbeitskollegen, dass seine Frau überfallen worden sei. Als er daheim eintrifft, wird Hans-Jürgen durch den Bericht des Notarztes so sehr erschüttert, dass er in ein Krankenhauseingewiesen und dort wegen Selbstmordgefahr kurz in die psychiatrische Abteilung verlegt werden muss.
Doch schon am nächsten Tag hat er sich wieder im Griff. Hans-Jürgen gibt an, die Täter hätten in der sehr wahllos durchwühlten Wohnung offenbar nach 27 000 Mark (13 804,88 Euro) gesucht. Die hatte er
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