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MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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bereits, scheinbar erfolgreich, beendet. Krankenpfleger Stefan Gartner bemerkte aber beim Hinausrollen des Patienten, dass er Bartschs Puls nicht mehr tasten konnte. Nun erst begann der Kampf um das Leben des jugendlichen Mörders. Der 60-jährige Hollenbeck schnitt zuletzt sogar Bartschs Brustkorb auf, umStrom direkt an den Herzmuskel zu bringen. Doch es half alles nichts, Bartsch starb an der Überdosis Halothan.
    Später kam heraus, dass Hollenbeck eine recht eigenartige Auffassung davon hatte, wie eine Narkose vor sich zu gehen hat. Der Journalist Paul Moor erinnert sich: »Obwohl der Narkosespiromat im Eickelborner Operationssaal zwei Verdampfer für zwei verschiedene Narkosemittel hatte, und zwar mit einem ins Auge springenden, etwa fünf mal sieben Zentimeter großen, gelben, dreisprachigen Warnschild auf jedem Verdampfer, hatte Dr. Hollenbeck der Operationsschwester und dem Pfleger gesagt, es sei egal, welches Mittel in welchen Verdampfer komme. Hollenbeck wurde zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt.«
    Am 4. Mai wurde Jürgen Bartschs Körper in der Nähe der psychiatrischen Klinik Eickelborn begraben. Obwohl nur sieben Menschen zur Beerdigung zugelassen waren, versuchten rund 150 Schaulustige, einen Blick auf die Szene zu erhaschen. Doch Zivilpolizisten sorgten dafür, dass die Lage nicht außer Kontrolle geriet. Denn erstaunlicherweise hatte es in den Tagen vor der Beerdigung nicht nur Drohungen gegen Bartsch (bzw. dessen Leiche) gegeben, sondern auch gegen »die Ärzte«, die seinen Tod zu verantworten hatten.
    Kurz darauf traf ein älterer Beamter bei den Homolkas ein. Karla und Paul erzählten ihm, dass Tammy die ganze Zeit betrunken auf der Couch gesessen und während des Fernsehens einfach zu atmen aufgehört hätte. Als Karla und Paul, die beide angeblich eingenickt waren, bemerkten, wie schlecht es Tammy ging, hätten sie Mund-zu-Mund-Beatmung versucht (was stimmte) und Karlas Schwester dann in ihr Zimmer geschleppt. Die rote Stelle im Gesicht sei entstanden, weil der Kopf dabei auf dem Teppich geschleift sei. Selbst bei der Beerdigung am 27. Dezember war das flammend rote Zeichen noch zu sehen. Einer Nachbarin erzählte Karla später, die Verfärbung sei Akne gewesen. Dass es sich in Wahrheitum Spuren eines Narkosemittels handelte, konnte niemand ahnen.
    Doch ganz so einfach kamen Paul und Karla dieses Mal nicht davon. Der Leichenbeschauer meldete sich noch in der gleichen Nacht und verkündete, dass es sich bei der Rötung in Tammys Gesicht unmöglich um eine Schürfung handeln könne. Irgendetwas stimmte nicht, fanden auch die Polizisten. Die allzu glatten Aussagen des jungen Paares und die Waschmaschinen-Episode waren verdächtig. Andererseits war Weihnachten, der Morgen nahte, und die ganze Aufregung zehrte gewaltig an den Nerven.
    Um sechs Uhr früh am 24. Dezember waren alle Beteiligten am Ende. Im dräuenden Weihnachts-Tohuwabohu ging alles Weitere unter. Als die Polizei ging, stellten Paul und Karla zu ihrem Entsetzen fest, dass irgendjemand die Videokamera weggeräumt hatte.
    Doch das Schicksal meinte es gut mit den beiden. Die Kamera lag in Karlas Zimmer. Irgendein Helfer hatte sie dorthin gebracht, damit sie der Polizei nicht im Weg wäre. Eine der beiden Videokassetten lag neben der Kamera, die andere, auf der Tammys Vergewaltigung und Tod gefilmt waren, steckte noch im Fach.
»Dreharbeiten«
    Durch die Weihnachtsereignisse wurde das mordende Paar nicht etwa verunsichert, sondern im Gegenteil noch skrupelloser: Karla besorgte gleich am Tag nach Tammys Beerdigung neue Schlaftabletten.
    Am 12. Januar wollten sich die verzweifelten Eltern etwas ablenken und fuhren nach Toronto zu einem Feuerwerk. Karlas noch lebende Schwester schlief außer Haus bei ihren Großeltern, eine ideale Möglichkeit für weitere Schandtaten. Paul fuhr so lange herum, bis er ein Mädchen aufgegabelt hatte. Er brachte es mit nach Hause, vergewaltigte es und ließ es dannwieder laufen. Weder Paul noch Karla konnten später irgendetwas über die junge Frau sagen. Sie nannten sie einfach nur das »Januar-Girl«.
    Trotzdem war Paul ziemlich unglücklich. Seiner Meinung nach hatte Karla sein Lieblingsspielzeug – Tammy – getötet. Er machte ihr deswegen zwar allerhand Vorwürfe, wusste aber auch genau, dass Karla ihre Schwester wirklich gemocht und dass es sich an Weihnachten um einen Unfall gehandelt hatte.
    Um sich zu trösten, drehten die beiden einen Pornofilm, in dem Karla ihre tote Schwester mimte.

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