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MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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war nicht ihre Sache. Weil die Polizei bislang nicht reagiert hatte, fuhr sie dieses Mal dem verdächtigen Auto in geringem Abstand hinterher.
    Bei ihrer Verfolgung sah sie als Letztes, dass das goldfarbene Auto in Port Dalhousie in den Bayview Drive einbog. Dort verschwand es plötzlich.
    Die Amateurdetektivin kombinierte richtig: Der Fahrer musste das Auto in einer Garage abgestellt haben, folglich musste der Besitzer des Wagens im Bayview Drive wohnen.
    Nun rief die Zeugin zum dritten Mal die Polizei an. Dabei gab sie ihre jüngste Beobachtung durch und verwies auch ausdrücklich auf ihre beiden vorherigen Mitteilungen. Die Telefonistin versprach, eine Notiz zu schreiben. Das tat sie auch, aber die Meldung landete wie schon zuvor ganz unten in irgendeiner Ablage. Kein Wunder, denn die Ermittler hatten Wichtigeres zu tun: Die große Zeit der Camaro-Sichtungen war angebrochen. Immer mehr Menschen erinnertensich auf einmal, vor einigen Tagen in der Nähe des Entführungsortes einem hell lackierten Camaro begegnet zu sein. Einige Mütter zeigten sogar ihre Söhne an, weil diese einen Camaro fuhren.
    Wild entschlossen kämpften sich die Beamten durch alle Hinweise. Die Meldung über einen goldfarbenen Nissan, der einem möglichen Spanner gehörte, musste warten.
Ein alter »Freund«
    Doch dann stieß ein seltsamer Hinweis mit der Aktennummer 241 die Polizei mit aller Macht in die richtige Richtung. Ein Mann, der anonym bleiben wollte (es war einer der Smirnis-Brüder), hatte am 1. Mai einen Polizisten angesprochen und diesem erklärt, dass sein alter Kumpel Paul Bernardo erstens schon einmal als möglicher »Scarborough Rapist« befragt worden und zweitens außerordentlich gewalttätig gegen Frauen sei. Drittens habe Paul vor Smirnis Augen schon eine Frau vergewaltigt, und viertens sei Bernardo ein Weichling, der auf jüngere, schwächere Frauen stehe – gewiss auch auf 15-jährige Mädchen. Fünftens sei er immer, wenn Vergewaltigungen in Scarborough gemeldet wurden, abgetaucht. Und sechstens, fügte er zur Verwirrung des Beamten hinzu, habe Bernardo keinen richtigen Bartwuchs. (Dieser letzte Hinweis war unmöglich zu verstehen. Im Nachhinein erschien er aber doch noch wichtig. Obwohl Smirnis damit nur sagen wollte, das Bernardo ein Schwächling sei, erklärte dieses Detail, warum der »Scarborough Rapist« scheinbar stets gut rasiert war, wie alle überlebenden Opfer berichtet hatten.)
    Nun wurde das Strafregister Bernardos hervorgezogen. Danach war er noch nie wegen eines schweren Verbrechens vorbestraft worden. Er mochte zwar der Widerling sein, den Smirnis geschildert hatte, aber das war nicht strafbar. Sicherheitshalber fuhren zwei Beamte in den Bayview Drive.
    Bernardo bat die Besucher ins Wohnzimmer. Dort hing eingroßes Hochzeitsbild von Karla und Paul sowie eine gerahmte Urkunde der Freimaurer, denen Paul mittlerweile beigetreten war. Am Tag der letzten Mädchenentführung, sagte Paul, sei er daheim gewesen und habe Texte zu selbst komponierter Musik verfasst. Das mache er oft, denn er sei auf dem besten Weg, ein berühmter Rapper zu werden. Einen Camaro? Nein, das einzige Auto, das er und seine Frau besäßen, sei der goldfarbene Nissan vor der Haustür.
    Als die Polizisten nach einer Viertelstunde wieder gingen, war Paul mehr als erleichtert. Denn nun konnte er zum ersten Mal sicher sein, dass die Polizei keinen blassen Schimmer hatte. Die Beamten hatten mitten im Tatort gesessen. Nur Karla war verängstigt. Was, sagte sie, sollten sie tun, wenn die Polizei mit einem Durchsuchungsbefehl käme? Dann durften sich auf keinen Fall die Videobänder im Haus befinden. Paul stimmte zu. In der Isolierschicht des Garagendaches fand sich ein sicheres Versteck für die verräterischen Dokumente. Damit war die Sache erledigt.
    Paul Bernardo wurde mangels Verdacht aus der Liste der Verdächtigen gestrichen. Hätte die örtliche Polizei gewusst, dass in Scarborough schwer belastende biologische Beweise gegen ihn vorlagen, wäre das nicht geschehen. Aber die Polizisten beider Städte tauschten weder ihre Informationen aus, noch trafen sie sich jemals zu einem intensiven Gespräch. Warum auch? In Scarborough hatte es Vergewaltigungen gegeben, am neuen Wohnort des bösen Paares waren Mädchen verschwunden. Ein Zusammenhang war nicht erkennbar.
Ein Missgeschick mit Folgen
    Als der Winter kam und die Ermittler immer noch einen cremefarbenen Camaro suchten, legten sich Karla und Paul eine neue Gespielin zu. Es war die

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