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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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würden, bevor sie die gedehnte Kopfhaut darüberspannten.
    »Jetzt müssen wir möglichst schnell die letzten Expander rausholen, die Implantate reinschieben und alles zunähen, damit die Mädchen bald aus dem OP auf die Intensivstation kommen«, erklärte Weather.
    »Ja, möglichst schnell«, pflichtete Tremaine ihr bei.
    »Zögere also nicht, mir zu helfen, falls du vor mir fertig sein solltest«, sagte Weather.
    »Wird gemacht«, versprach er.
    Weather war schneller als Cooper. Durch ihr Angebot eröffnete sie sich diplomatisch die Möglichkeit, ihn falls nötig zu unterstützen.
    Im OP warteten sie, bis Hanson den letzten Knochenstreifen entfernt hatte. Fünf oder sechs Minuten nachdem sie eingetreten waren, murmelte er: »Das war’s.«
    »Okay, es läuft gut«, sagte Maret. »Überprüfen wir alle Verbindungen, damit wir nicht aus Ungeduld etwas herausreißen.«
    Die Überprüfung erfolgte zügig und trotzdem gründlich. Die zahlreichen Monitore, Anästhesie- und Infusionsverbindungen der Kinder waren bereits getrennt. Diejenigen, die nicht mehr benötigt wurden, entfernte das Team. Dann wies Maret seine Kollegen an: »Ziehen wir sie auseinander.«
    Weather hatte vom sterilen Bereich aus, in den die nicht-sterilen Schwestern nicht durften, den Tisch gut im Blick. Hanson, Maret und einer der Anästhesisten ergriffen das an die Körper der Zwillinge angepasste Schaumstoffkissen und zogen die Mädchen langsam und vorsichtig auseinander.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben entfernten sich die Zwillinge voneinander, anfangs noch zentimeterweise, dann schneller, bis sie etwa zwei Meter auseinander waren.
    Maret wandte sich Weather und Cooper zu. »Schnell jetzt.«
    Weather übernahm Sara, Cooper Ellen. Als Erstes entfernte Weather die beiden Expander, Silikonballons, gefüllt mit Salzlösung, eine blutige Prozedur, weil die Kopfhaut vom Schädel gelöst werden musste. Sobald die Ballons heraus waren, begann Weather, an den Rändern der Haut von Saras Schädel zu arbeiten.
    »Scheiße«, sagte Cooper. Weather schaute zu ihm hinüber. Coopers OP-Brille war rot. Beim Entfernen der Kopfhaut vom Schädel hatte er eine winzige Arterie durchtrennt, aus der Blut auf sein Gesicht und seine Brille spritzte. Er kauterisierte sie. Der Geruch von verbranntem Blut lag in der Luft.
    Als Weather so weit war, trat ein Neurochirurg mit dem Implantat, das mit winzigen Orientierungsrillen markiert war, zu ihr und schob es an Ort und Stelle. Es würde von zwei winzigen Edelstahlschrauben festgehalten werden und später vom Schädelknochen, sobald dieser nachgewachsen wäre.
    »Gute Arbeit, Rick«, lobte der Chirurg seinen Kollegen. Und: »Bohrer, bitte.«
    Weather trat vom OP-Tisch weg, die Hände vor dem Bauch, damit sie nicht versehentlich etwas Nicht-Steriles berührte, und blickte zu den Zuschauern hinauf, nur ganz kurz, dann hielt sie den Kopf gesenkt, weil sie den Skinhead entdeckt hatte. Virgil und Lucas hatten ihn beschrieben; es bestand kein Zweifel.
    »Die erste Schraube ist drin«, verkündete der Neurochirurg, und Cooper, der hinter ihm an Ellen arbeitete, forderte ebenfalls das Implantat an, das wie bei Sara genau passte.
    Weather überlegte, nahm einen chirurgischen Stift, den Hanson als Letzter verwendet hatte, aus einer Instrumentenschale, trat hinter den Neurochirurgen und schrieb auf den Ärmel ihres Operationskittels: » NICHT HOCHSCHAUEN . Gehen Sie auf den Flur und sagen Sie meinem Mann, dass der Skinhead im Zuschauerraum ist. NICHT RENNEN .«
    Dann bat sie eine der Schwestern, die sie und Lucas kannte: »Kristy, würden Sie mir bitte einen großen Gazetupfer bringen?«
    Die Schwester nahm eine Packung aus einem Vorratsschrank, schnitt sie auf, ohne die sterile Gaze zu berühren, und brachte sie Weather. Weather streckte ihr hinter dem Rücken des Neurochirugen den Ärmel mit der Schrift hin und zog die Gaze aus der Packung.
    Als Kristy den Text auf Weathers Ärmel bemerkte, hätte sie fast den Blick gehoben, doch am Ende sah sie nur Weather an und nickte kaum merklich.
    Weather trat wieder neben den Neurochirurgen, der gerade die letzte Schraube platzierte, und dehnte dann die gelöste Kopfhaut über das Implantat.
    »Reicht es?«, erkundigte sich Maret.
    »Ja«, antwortete Weather, die aus den Augenwinkeln sah, wie Kristy den OP verließ und in Richtung Umkleideraum ging.
    Weather dachte: Lieber Gott, lass ihn keine Handgranate haben. Sie schob den Gedanken beiseite und begann, die Kopfhaut zu vernähen.
    »Die

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