Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
von der Straße?«, fragte Jansen.
    »Er hat manchmal Kokain geschnupft. Keine Ahnung, wo er es herhatte. Angeblich kannte er einen Mann, der sich das Studium durch den Verkauf von Kokain finanzierte … So hat es wohl angefangen. Das Medizinstudium ist Addie sehr, sehr schwergefallen. Er musste viel lernen. Und das Kokain … Er dachte, dass es ihm hilft, sich zu konzentrieren.«
    »Sie haben das nicht gemeldet?«
    »Er war mein Freund. Ich habe versucht, ihm zu helfen. Er hat sich zwölf Jahre lang an der Uni abgemüht, und jetzt, so kurz vor dem Abschluss … Wenn ich ihn verraten hätte, wäre das das Ende für ihn gewesen. Ich habe einfach weggesehen.«
    »Okay«, sagte Jansen. »Können wir uns, sobald der Fall abgeschlossen ist, wegen der Beisetzungsformalitäten an Sie wenden?«
    »Natürlich. Ich informiere seine Familie – sie ist in Beirut. Ich werde seinen Onkel anrufen, der soll es seiner Mutter sagen. Wissen Sie, Addie war die große Hoffnung seiner Familie.«
    »Tut mir leid«, sagte Marilyn Crowe. »Hat er irgendwann etwas getan, das darauf hindeuten könnte, dass er etwas mit dem Überfall auf die Krankenhausapotheke zu tun hatte?«
    »Addie? Nein! Bestimmt nicht. Er war ein … äh, eher schüchterner Mensch. Deshalb brauchte er auch das Kokain, das nahm ihm die Schüchternheit. Dann konnte er Partys besuchen und Frauen ansprechen. Aber ein Überfall? Nein, so etwas traue ich ihm nicht zu.«
    »Wie war seine finanzielle Lage?«
    »Er hatte kein Geld …«
    Während sie sich weiter unterhielten, entwickelte Barakat die irrationale Angst, dass Cappy etwas Unvorhergesehenes tun würde, zum Beispiel die Toilettenspülung betätigen, mit einer Waffe hereinplatzen oder deutlich hörbar auf eine Bodendiele treten. Nichts davon passierte, und die Polizisten verabschiedeten sich nach ein paar unwichtigen Fragen.
    Als sie am Wagen waren, öffnete Barakat die Schlafzimmertür.
    »Sind sie weg?«, fragte Cappy und richtete sich hinter dem Bett auf.
    »Sie ahnen nichts. Trotzdem bin ich unruhig. Diese Frau … Wenn sie Addies Foto in der Zeitung oder in der Glotze sieht, erinnert sie sich vielleicht, dass sie im Aufzug einem Mann begegnet ist. Allerdings habe ich nicht viel Ähnlichkeit mit Addie.«
    »Wir müssen sie loswerden.«
    »Ja. Dann bleibt nur noch Joe Mack. Der bereitet mir weiterhin Kopfzerbrechen.«
    »Er ist weg, Mann«, erwiderte Cappy. »Nicht einmal Joe wäre dumm genug, nach alldem zurückzukommen.«
    Barakat folgte Cappy zum Krankenhaus, fuhr an ihm vorbei zu den Ärzteparkplätzen und betrat die Klinik durch einen anderen Eingang als Cappy. Cappy würde die Flure in Zivilkleidung auskundschaften und in der Kammer in die Pflegeruniform schlüpfen.
    Cappy, dachte Barakat, könnte zum Problem werden. Darum würde er sich später kümmern müssen, vorausgesetzt, die Polizei kam ihm nicht zuvor. Barakat bezweifelte, dass Cappy sich lebend festnehmen lassen würde. Er war ziemlich überzeugend in seiner Rolle als junger Mann, der sich dem Tod mit großen Schritten näherte.
    Um drei Uhr nachmittags hob Sandy Groetch den Blick vom OP-Tisch und verkündete: »Ich bin fertig.«
    Allgemeines Gemurmel, sowohl im OP als auch im Zuschauerraum, als Rick Hanson sich mit seinen Knochensägen ans Werk machte. Weather verließ den OP und wurde an der Tür von Virgil und Lucas in Empfang genommen.
    »Wir haben’s fast geschafft«, sagte Weather.
    »Was war das noch mal mit Ellen?«
    »Wieder ihr Herz. Als sie ihren Blutdruck gesenkt haben, um die Belastung zu reduzieren, wäre es fast zu einem Herzstillstand gekommen. Nun werden die Zwillinge separat behandelt. Endlich besteht eine Chance.«
    »Ich dachte, die bestand von Anfang an«, erwiderte Virgil.
    »Das haben wir uns eingeredet, aber sie war ziemlich gering«, erklärte Weather. Sie gingen zur Treppe und machten sich auf den Weg nach unten, Virgil voran. »Wenn beide überleben, ist das ein kleines Wunder.«
    Sie begleiteten sie zum Umkleideraum und warteten auf dem Flur davor.
    Tremaine Cooper, ein Kollege aus der plastischen Chirurgie, zog gerade seine Operationskleidung an, als Weather den Raum betrat. Sie fragte ihn: »Glaubst du, alles wird passen?«
    »Ich weiß es nicht. Rick hat sich jedenfalls so gut wie möglich an die vorgegebene Schnittlinie gehalten.«
    Für die durch die Operation entstehenden Löcher in den Schädeldecken der Zwillinge waren Implantate aus alloplastischem Material vorbereitet, die Weather und Cooper einpassen

Weitere Kostenlose Bücher