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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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auf etwa einen Zentimeter herauszunehmen.
    »Kann ich noch etwas tun, bevor ich gehe?«, erkundigte sich Weather.
    »Ich könnte ein paar zusätzliche sterile Hände gebrauchen«, antwortete Hanson.
    Also blieb Weather, um die Köpfe der Mädchen mit zwei Operationsschwestern zu halten.
    »Wie sieht’s mit den Herzen der beiden aus?«, fragte Maret.
    »Bis jetzt gut«, antwortete jemand aus dem hinteren Bereich.
    Als die Säge den Knochen durchdrang, stieg der Geruch von frischem Blut und etwas anderem auf, das an Blumen erinnerte. Welke Pfingstrosen vielleicht …
    Hanson bewältigte seinen Teil in einer halben Stunde statt der veranschlagten vierzig Minuten. Sein Mundschutz war schweißgetränkt, als er vom OP-Tisch zurücktrat.
    »Wir liegen gut in der Zeit.«
    Nun waren die Neurochirurgen an der Reihe.
    Weather zog sich zurück, streifte die Operationskleidung ab, wusch sich und ging zu den Eltern der Zwillinge.
    »Ist irgendwas passiert?«, fragte Lucy Raynes besorgt. »Sie waren so lange weg …«
    »Ich habe noch einem Kollegen geholfen. Ihre Herzen sind stabil; wir haben den Schädelknochen bis auf den letzten Zentimeter heraus. Den kann Rick, wenn es sein muss, innerhalb einer Minute entfernen.«
    »Das heißt, jetzt sind die Neurochirurgen dran?«, fragte Larry.
    »Ja. Sie haben noch ein ganzes Stück Arbeit vor sich«, antwortete Weather.
    Lucy und Larry erzählten Weather, das Pflegepersonal der Nachtschicht habe ihnen berichtet, dass die Zwillinge sehr gut geschlafen hätten.
    Eine Schwester des Teams schaute herein und sagte zu Weather: »Gabe möchte, dass Sie in den OP kommen.«
    »Ist etwas passiert?«, fragte Larry Raynes sofort.
    »Ich glaube, es läuft alles gut. Allerdings bin ich kein Arzt«, erklärte die Schwester.
    Weather betrat den OP. »Gabriel?«
    Maret hob den Blick vom OP-Tisch. »Ah, Weather. Komm doch mal bitte her.«
    Sie ging vorsichtig um das Team herum, und Maret deutete auf die Schädel der Zwillinge. »Die Siebener-Vene«, sagte er. Sie nickte.
    Die Voruntersuchungen hatten keinen genauen Aufschluss über den Verlauf der Siebener-Vene geben können. Sie näherte sich der Stelle, an der die Zwillinge zusammengewachsen waren, schlängelte sich aus Saras Gehirn und weiter in eine Rille.
    »Jetzt wissen wir, dass sie sich darum herumwindet und auf Ellens Seite wieder herauskommt«, erklärte Maret. »Also können wir das Gefäß unterbinden und vergessen. Leider liegt eine andere Vene – wir nennen sie die Vierzehner –, von deren Existenz wir bisher nichts wussten, dahinter. Wenn es uns gelänge, die Siebener in die Vierzehner umzuleiten …«
    »Wie groß sind sie?«, erkundigte sich Weather.
    »Nicht groß. Aber auch nicht so klein wie die bei deiner Zehen-OP …«
    »Dabei habe ich das Mikroskop verwendet. Wenn wir das hier nehmen, brauche ich mehr Platz.«
    »Ich glaube, sie sind so groß, dass die Lupe genügt … Das hoffe ich zumindest.«
    »Ich zieh den OP-Mantel an«, sagte Weather.
    Zehn Minuten später stand sie in Operationskleidung wieder am OP-Tisch. Maret trat mit einer Schwester einen Schritt zurück. Die anderen Neurochirurgen arbeiteten an der anderen Seite der Zwillingsköpfe weiter.
    »Hier«, sagte Maret und zeigte mit der Spitze seines Skalpells auf die beiden Venen.
    Weathers Operationsbrille war mit LED-Licht ausgestattet, das den relevanten Teil der Dura mater erhellte. Die Venen waren klein und dunkel, der Durchmesser etwas geringer als bei einem Drahtbügel.
    Weather begutachtete sie.
    »Was hältst du davon?«, fragte Maret.
    »Wie dringend ist es?«
    »Schwer zu sagen. Bis jetzt schlagen sich die Mädchen gut, und wir sind schneller als der Zeitplan. Ich finde, wir sollten es gleich erledigen.«
    »Okay, aber es wird eine Weile dauern«, sagte Weather. »Möglicherweise muss Sandy hin und wieder unterbrechen. Ich darf nicht durch die geringste Bewegung gestört werden.«
    »Wie lange?«
    »Dreißig, vierzig Minuten. Sie liegen praktisch frei.«
    »Dreißig Minuten?«
    »Dreißig oder vierzig.«
    »Dreißig. Du schaffst das.«
    Obwohl die Venen nicht gerade klein waren, durfte man nicht allzu grob damit umgehen. Weather klemmte die kleinere Vierzehner ab und begann, sie in die Siebener umzuleiten. Es ging langsam voran.
    Ein Anästhesist bemerkte: »Blutdruck steigt in Saras Gehirn.«
    »Bin in zehn bis fünfzehn Minuten fertig«, murmelte Weather.
    »Bleib dran«, sagte Maret.
    »Wir müssen schnell machen«, erklärte der

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