Mordrausch
Skinhead wandte sich zu ihnen um, richtete seine Judge auf sie und schoss. Bei dem ohrenbetäubenden Knall sprangen Lucas und Virgil zurück. Verputz regnete von der Decke herab.
»Scheiße!«, fluchte Virgil. »Was ist denn das für ein Ding?« Er sprang auf den Korridor hinaus und feuerte einen Schuss auf den Skinhead ab, verfehlte ihn aber.
»Querschläger«, rief Lucas, als der Skinhead um die nächste Ecke bog. Sie liefen mit ausgestreckten Waffen weiter. »Lange kann das nicht mehr so weitergehen«, keuchte Lucas.
»Vorsicht, vielleicht lauert er uns hinter der Ecke auf …«, warnte ihn Virgil.
Sie schlichen sich an den nächsten Flur heran, der leer war. »Er ist im Treppenhaus«, sagte Lucas.
Sie stürzten zur Tür, zogen sie vorsichtig auf und hörten Schritte auf den Stufen unter ihnen. Lucas machte sich an die Verfolgung, während Virgil zurückblieb und mit ausgestreckter Pistole über das Geländer schaute. Zwei Stockwerke tiefer blieb der Skinhead stehen, um nach oben zu blicken. Virgil, der sein Gesicht, ein Bein und einen Fuß sehen konnte, gab einen weiteren Schuss ab.
Der Skinhead schrie auf.
Kurz darauf hörte Virgil Lucas rufen: »Bleib, wo du bist!«
Lucas rannte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, mit kreidebleichem Gesicht zu ihm zurück.
»Was ist?«, brüllte Virgil.
Da explodierte unter ihnen eine Granate. Es hörte sich an wie das Ende der Welt; im Treppenhaus erhob sich eine Staubwolke.
»Heilige Scheiße!«, rief Virgil.
»Alles in Ordnung?«, fragte Lucas.
»Ja. Und bei dir?«
»Fast wär ich direkt reingelaufen«, keuchte Lucas und spähte das Treppenhaus hinunter. »Ich glaube, du hast ihn getroffen.«
»Er hat was gebrüllt …«
Lucas war bereits wieder auf dem Weg nach unten, durch die Staubwolke. Als sie den untersten Treppenabsatz erreichten, sagte Lucas: »Blut.« Er warf einen Blick auf die Tür und ging hindurch, Virgil einen Schritt hinter ihm. An den gefliesten Wänden klebte tatsächlich Blut.
»Ich glaub, du hast ihn getroffen«, wiederholte Lucas.
»Noch ein Treppenhaus«, sagte Virgil.
Lucas zog die Tür auf. Sie hörten etwas Metallenes die Stufen hinunterklappern.
»Noch eine Granate«, rief Lucas und knallte die Tür zu.
Sie rannten den Flur die entgegengesetzte Richtung hinunter; wenig später erschütterte eine zweite Explosion das Treppenhaus.
»Der Typ ist völlig übergeschnappt«, sagte Virgil.
Als Lucas die Tür aufriss, blickte er in eine neue Staubwolke. Kein Geräusch aus dem Treppenhaus. Sie bewegten sich vorsichtig vorwärts.
Ein Blutfleck. Als sie das nächste Stockwerk erreichten, entdeckte Virgil einen weiteren Blutfleck an der Wand nach oben. Virgil ging hinauf, die Waffe in der ausgestreckten Hand, während Lucas auf seinem Handy 911 wählte.
»In den University Hospitals findet gerade eine Schießerei mit der Polizei statt. Ich bin Lucas Davenport vom SKA. Es hat zwei Explosionen gegeben. Wir verfolgen einen Mann mit Schusswaffe und Handgranaten. Wir brauchen Unterstützung …«
Als Cappy sich auf dem Flur umwandte, sah er sie kommen, den Cowboy und den groß gewachsenen Kerl, den er von Joe Mack kannte. Was sie vorhatten, war klar. Er hatte schreckliche Angst, erstarrte jedoch nicht. Sie folgten ihm durch die gefliesten Flure. Er zog die Judge aus dem Hosenbund.
Ein langer, zu langer Flurabschnitt, bis er sich umdrehen und schießen konnte. Er sah, wie der Cowboy die Pistole zog, und lief weiter. Der Cowboy feuerte auf ihn, doch er war schon durch die Tür zum Treppenhaus und rannte die Stufen hinunter. Die Tür über ihm ging krachend auf. Sie machten Boden gut. Als er unten ankam, blickte er nach oben, um die Lage zu sondieren. Sie waren im Treppenhaus. Ein Blitz und ein Knall, und plötzlich war sein Fuß hinüber. Er holte eine Handgranate aus der Tasche, entsicherte sie, schleuderte sie, als er durch die Tür am unteren Ende des Treppenhauses kam, hinter sich und humpelte mit schmerzendem Fuß weiter.
Er hinterließ eine Blutspur auf dem Weg zum nächsten Treppenhaus, diesmal nach oben, nicht weit von der Kammer entfernt. Er zog sich eine Treppe hinauf, schmierte etwas Blut an eine Stufe und warf die zweite Granate, als die Tür unter ihm aufging.
Die Granate klapperte die Betonstufen hinunter. Er hörte jemanden brüllen, dann war er im Flur, und die zweite Granate explodierte. Er hastete mit aufgerichtetem verletztem Fuß, nur auf der Ferse, um eine Ecke herum, suchte in der Tasche nach dem Schlüssel,
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