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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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nickte. »Ich setze einen Mann darauf an.«
    »Ike ist da«, teilte ihnen ein Deputy mit.
    Ike war ein korpulenter Mann mit speckiger Glatze, schwarzer Plastikbrille auf der breiten Nase, kleinen gelben Haifischzähnen und wassergrünen Haifischaugen. Er trug einen Sechziger-Jahre-Army-Parka über seinem T-Shirt und war wütend, unterdrückte seinen Zorn jedoch, weil er nicht das erste Mal mit der Polizei zu tun hatte.
    Marcy hielt ihm ihre Dienstmarke hin. »Wir sind gerade dabei, Beweise dafür zu sammeln, dass Ihre Söhne mit den Medikamenten hier waren. Es geht um Mord, Ike. Wie alt sind Sie? Fünfundsechzig? Wir sorgen dafür, dass Sie dreißig Jahre in Stillwater landen, wenn Sie etwas damit zu tun haben. Also: Wo steckt Joe?«
    »Ich hab ihn nicht gesehen.« Ike setzte auf die Mitleidstour. »Wirklich nicht. Er war nicht da. So dumm ist er nicht, seinen alten Herrn reinzureiten.«
    »Wir kriegen ihn, Ike«, versprach Lucas. »Er hat drei oder vier Menschen auf dem Gewissen. Wir werden jeden Stein umdrehen bei der Suche nach ihm. Und sobald wir aus dem Labor die Untersuchungsergebnisse zu den Riemen haben, sitzen Sie echt in der Scheiße.«
    »Haben Sie hier irgendwo Stoff entdeckt? Sie werden nichts finden, keine Chance. Ein paar Dosen Miller’s vielleicht, aber kein Dope. Das lasse ich nicht zu.«
    »Ike, Sie haben zehn Jahre lang Meth hergestellt«, sagte einer der Deputies. »Das weiß jeder im County, weil man es bis runter nach Barronett riechen konnte.«
    »Keine Ahnung, wovon Sie reden …«
    »Ike, Sie stehlen uns die Zeit«, erklärte Stephaniak. »Wenn Sie nur fünfzehn Sekunden lang mit uns kooperieren, halten wir Sie aus der Mordsache raus.«
    »Vielleicht …«, schränkte Marcy ein.
    »Vielleicht«, pflichtete Stephaniak ihr bei. »Aber wenn Sie den Mund nicht aufmachen und wir rausfinden, dass Sie Ihren Sohn versteckt halten oder wissen, wo er ist …«
    »Sie haben versucht, die Taschen draußen im Verbrennungsofen zu vernichten, waren aber leider nicht gründlich genug«, bemerkte Lucas. »Wir lassen sie von unserer Zeugin identifizieren, und dann ist die Kacke am Dampfen.«
    Ike fragte nicht: »Was für Taschen?«, sondern sagte: »Ich arbeite den ganzen Tag und weiß nicht über alles Bescheid, was in diesen Verbrennungsofen wandert. Falls Joe tatsächlich hier war, hat er mich nicht informiert.« Er wischte sich die laufende Nase mit dem Handrücken ab. »Ich bin alt; ich muss mich jetzt ausruhen. Wenn Sie mich entschuldigen würden.«
    »Legen Sie sich ein kühles Tuch auf die Stirn und denken Sie über unseren Vorschlag nach«, sagte Marcy. »Wenn Sie mit uns reden, bevor wir hier verschwinden, können wir uns auf einen Deal einigen. Sobald wir weg sind, ist’s mit Ihnen vorbei. Eine zweite Chance bekommen Sie nicht.«
    Ike ließ den Blick über die anwesenden Polizisten schweifen, schüttelte den Kopf, murmelte: »Verdammte Scheiße …«, und marschierte durchs Haus ins Schlafzimmer.
    Als er außer Hörweite war, sagte Stephaniak zu Lucas: »Sie hatten recht mit den Taschen. Das sind sie, und das weiß er.«
    Ike verbrachte eine Viertelstunde im Schlafzimmer, dann holte er sich ein Bier und setzte sich in einen Schaukelstuhl vor den Fernseher, um zu beobachten, wie die Polizisten das Haus durchsuchten. Keine Drogen oder Medikamente. Nichts, nur die Riemen aus dem Verbrennungsofen.
    Als Marcy in ihre Jacke schlüpfte, sagte sie zu Ike: »Wir gehen jetzt. Gleich ist Ihre letzte Chance dahin.«
    »Passen Sie auf, dass die Tür Ihnen nicht auf den Arsch knallt«, entgegnete Ike.
    Weather und Virgil besorgten sich die Namen von Angestellten mit französischem Pass. Anschließend rief Virgil Jenkins in der Cafeteria an, damit er den Schutz Weathers übernahm, während Virgil mit einigen der Angestellten redete. Weather steckte eine Kopie der Liste in ihre Aktentasche und ging, Jenkins im Schlepptau, zu den Eltern der Zwillinge in den Warteraum, die nicht in der allerbesten Verfassung waren.
    »Die armen Mädchen«, sagte Lucy Raynes. »Sie haben Schmerzen, das sehe ich in ihren Augen. Sara weiß, dass ihr Herz nicht in Ordnung ist, da bin ich sicher. Sie hat schreckliche Angst.«
    Weather erklärte ihr wie zuvor schon Maret, dass die Zwillinge Schmerzmittel erhielten, doch sonderlich überzeugend klang sie nicht, weil sie nicht wusste, was die Zwillinge tatsächlich empfanden. Es konnte gut sein, dass sie unsägliche Schmerzen litten, obwohl der Kardiologe behauptete, sie spürten

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