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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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auf Shaheen zu, der sich umdrehen wollte, und ließ den Aschenbecher auf seinen Kopf herabsausen, knapp hinter seinem Ohr.
    Shaheen ging zu Boden, als hätte er ihn erschossen. Barakat stemmte die Hände in die Hüften und sagte: »Schrecklicher Anblick.«
    »Der Gedanke kommt dir ein bisschen spät«, bemerkte Cappy.
    »Ja, wir können nicht aufhören.« Barakat kniete nieder und fühlte Shaheens Puls. »Er lebt noch.«
    Cappy kniete sich ebenfalls hin und hielt Shaheen Nase und Mund zu. Shaheen war bewusstlos und wehrte sich nicht. Schon bald begann er zu zittern und starb.
    Barakat fühlte noch einmal seinen Puls. »Tja, das war’s. Adieu, Addie.« Er drehte Shaheen herum, zog sein Portemonnaie aus der Tasche und holte das Geld heraus. »Er vertraute keiner Bank. Es könnte noch mehr Geld hier sein, vielleicht im Kühlschrank.«
    Sie entdeckten einen Umschlag mit 1.100 Dollar im Eisfach; Cappy durchsuchte das Schlafzimmer, ohne noch etwas zu finden. Barakat hatte ein Dutzend Viagra-Proben von Pharmareferenten, zwei Schachteln Tamiflu und drei Fläschchen Aufputschmittel dabei.
    Sie wischten ihre Fingerabdrücke ab, legten Shaheens Hände kurz um die Medikamente und steckten diese dann in eine Schuhschachtel unter Shaheens Bett. Auf der Verpackung der Aufputschmittel stand der Name des Krankenhauses.
    »Verschwinden wir«, sagte Barakat zu Cappy. Sie wischten den Aschenbecher ab, drehten den Türknauf vorsichtig mit einem Papiertaschentuch, damit er nicht wie sauber gemacht wirkte, und verließen das Apartment.
    »Das löst mehrere Probleme«, bemerkte Barakat auf dem Weg zum Wagen. »Ich konnte Addie nie leiden. Er hat sich immer zu Höherem berufen gefühlt. Außerdem hat er mir für meinen Vater nachspioniert.«
    »Hoffentlich hat er deinem Alten nicht von dem Überfall auf das Krankenhaus erzählt.«
    »Davon wusste er nicht wirklich etwas. Er hat vermutet, dass ich dabei war, konnte aber nicht sicher sein. Jetzt ist das kein Problem mehr. Hast du Hunger?«
    Cappy nickte. »Ich könnte einen Happen vertragen … Mann, die Frau war ganz rosafarben da unten.«
    Über Shaheen dachte er nicht nach, weil Shaheen nicht mehr wichtig war.

SIEBZEHN
    I rgendwann waren mir die Warterei und das Nichtstun zu viel«, sagte Virgil zu Lucas, »und ich habe angefangen, nach Arabern mit französischem Akzent oder Franzosen, die aussehen wie Araber, zu fragen, die sich in letzter Zeit auffällig verhalten haben.«
    Sie saßen mit einer Tasse Kaffee am Esstisch. Weather murmelte, den Kopf in die Hände gestützt, in unregelmäßigen Zeitabständen: »O mein Gott.«
    »Und, was hast du rausgefunden?«, erkundigte sich Lucas.
    »Bis jetzt nichts«, antwortete Virgil. »Die Frage ist, glaube ich, noch nicht bei allen angekommen. Ich erwarte aber, dass die politisch korrekten Aasgeier sich ziemlich schnell darauf stürzen und sie in der Klinik verbreiten. Bis morgen Mittag dürfte ich sechs förmliche Beschwerden und drei Antworten haben.«
    »O mein Gott«, murmelte Weather erneut.
    Lucas tätschelte ihren Oberschenkel. »Zerbrich dir nicht den Kopf. Wenn es funktioniert, kommt was für uns dabei raus. Und wenn es zu viele Klagen gibt, kriegt Virgil eine Rüge, und wir erzählen allen, dass er einen Sensibilisierungskurs besuchen muss. In zwei Wochen verschwindet er sowieso auf die Bahamas und ist aus dem Schussfeld.«
    »O mein Gott.«
    Lucas fragte Virgil: »Sind dir im Krankenhaus attraktive Ärztinnen über den Weg gelaufen?«
    »Ein paar schon«, antwortete Virgil.
    »Es heißt, Radiologinnen wären ziemlich heiß. Und Dermatologinnen. Sie scheinen intellektueller zu sein als zum Beispiel Chirurginnen«, sagte Lucas.
    »Gut zu wissen.«
    »Ihr findet euch wohl witzig, was?«, mischte sich Weather ein. »Ich arbeite mit vielen …«
    »Sie versucht, einen politisch korrekteren Ausdruck für ›Araber‹ zu finden. Zum Beispiel ›Personen mit nahöstlichem Hintergrund‹«, erklärte Lucas Virgil.
    »Arschloch«, zischte Weather.
    »Siehst du? Eine Dermatologin hätte so was nie gesagt. Die hat einfach mehr Stil«, verkündete Lucas.
    Als Lucas sich um ein Uhr nachts leise ins Bett legte, sagte Weather: »Ich schlafe noch nicht.«
    »Solltest du aber. Alles in Ordnung?«
    »Morgen packen wir’s an«, antwortete sie.
    »Ja. Hoffentlich hält die Sache mit Virgil dich nicht wach.«
    »Nein. Ich verstehe es, meine Prioritäten zu setzen«, versicherte ihm Weather. »Ich begreife sogar, was er macht, aber du wirst mich nicht

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