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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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aufsässigste …«
    »Was sollte er denn machen? Sagen, dass er nach einem dunkelhäutigen Arzt sucht?«, fragte Lucas.
    »Ach, halt den Mund.«
    »Dann haben wir also den Doc …«
    »Und ein weiteres Problem«, sagte Marcy.
    Lucas nickte. »Wer hat den Arzt umgebracht?«
    »Das ist mit ziemlicher Sicherheit eine Gang-Sache. Jemand von den Seed hat Wind von dem Überfall bekommen und will sich die Beute unter den Nagel reißen.«
    Wieder nickte Lucas. »Ich sehe mir die Leiche an.«
    Viel zu sehen gab es nicht: einen Toten mit eingeschlagenem Schädel und kleiner Blutlache darunter, der auf dem Rücken lag, die Arme neben dem Körper, die Handflächen nach oben, in der Haltung, die man beim Yoga passenderweise »Totenstellung« nennt. Lucas beobachtete das Tun der Kollegen eine Weile, bevor er fragte: »Wer hat ihn gefunden?«
    »Ein Nachbar. Sie fahren immer gemeinsam zur Arbeit. Er hat ein paar Mal geklopft, ohne dass Shaheen geöffnet hätte, und Shaheens Wagen stand auf dem Parkplatz. Der Mann hat durch einen Spalt in der Jalousie ins Zimmer geschaut und Shaheen auf dem Boden liegen sehen. Wie wir bei Lyle Mack.«
    »Mann, ich krieg Kopfweh«, sagte Lucas. »Ich muss mir ein kühles Tuch auf die Stirn legen.«
    »Tu das«, meinte Marcy. »Lass es mich wissen, wenn dir etwas Interessantes einfallen sollte.«
    »Ein Gedanke ist mir schon gekommen. Der Arzt muss den Killer gut gekannt haben. Sonst hätte er sich von ihm nicht von hinten eins über den Schädel ziehen lassen.«
    Lucas ging hinaus und setzte sich in seinen Truck. Nach einer Weile legte er den Gang ein und fuhr zum Krankenhaus.
    Virgil saß in der Cafeteria. »Kriege ich jetzt Schwierigkeiten?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Lucas. »Wir haben nach einem Araber gesucht. Na und? Offenbar zu Recht.«
    Lucas holte sich einen Donut und eine Cola Light und setzte sich zu Virgil an den Tisch. »Unter einer Bande, die eine Krankenhausapotheke überfällt, stelle ich mir eine kleine Gruppe vor: Joe Mack, den Weather gesehen hat, dazu Chapman und Haines, wobei Haines’ Beteiligung durch die DNS-Spuren bestätigt wird. Lyle Mack hatte ebenfalls mit der Aktion zu tun, vielleicht als Organisator des Ganzen. Ike Mack war vermutlich dafür zuständig, die Medikamente weiterzuverkaufen. Und dann noch der Arzt, vermutlich der geistige Vater des Überfalls, der ihnen Zugang zu dem Gebäude verschaffte.«
    Sonst brauche man zu so einem Coup niemanden, argumentierte Lucas, und es gebe auch keinen Grund, noch jemanden einzuweihen. Das erhöhe nur das Risiko.
    »Zuerst dachte ich, es wäre jemand aus der Gruppe gewesen«, sagte Lucas. »Sie hatten unbeabsichtigt einen Mord begangen, und der Mörder löschte einfach jeden Zeugen aus. Alle, von denen wir wissen, waren mit der Gruppe befreundet und kannten sich seit ewigen Zeiten. Jetzt sind sie tot. Also muss der Arzt sie umgebracht haben … Doch dann wird der Doc ermordet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein alter Kumpel von den Macks war. Die haben bestimmt keine Mediziner im Freundeskreis.«
    »Du versuchst gerade logisch herzuleiten, dass noch ein Mann existiert«, sagte Virgil. »Das wissen wir bereits, denn wenn nicht, hätte der Doc sich selber den Schädel einschlagen müssen.«
    »Aber dieser weitere Mann hätte keinerlei Funktion bei dem Überfall gehabt. Offenbar wusste er auch nichts über den Verbleib der Medikamente, weil er sonst Lyle Mack nicht hätte foltern müssen, um an die Information zu gelangen. Folglich kommt er von außen. So, wie Lyle Macks Leiche zugerichtet war, müssen es zwei Männer gewesen sein. Einer saß auf dem Stuhl und hat mit seinem Gewicht Mack auf dem Boden festgehalten, während der andere das Gemetzel anrichtete. Und dieses Pulver weist auf den Arzt hin.«
    »Wenn man das weiterspinnt, kann es genauso gut zehn Leute von außen geben«, bemerkte Virgil. »Die Macks reden mit einem Mann darüber, und der trommelt seine Gang zusammen und reißt die Sache mit dem Überfall an sich. Dazu braucht man den Arzt nicht, und …« Virgil schwieg kurz. »Nein, das stimmt nicht, oder?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Lucas. »Haben die Macks denn allen, die sie kannten, von der Aktion erzählt? Warum sollten sie das? Und warum sollten die Außenstehenden sämtliche Mitglieder der Bande umbringen, wenn sie nichts mit dem Mord in der Krankenhausapotheke zu tun hatten? Wenn die Außenstehenden nur die Medikamente wollten, hätte es genügt, Lyle Mack zu foltern und Ike zu ermorden.

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