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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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Gästen besetzt, die dicke Jacken trugen. Die Temperaturen waren fast winterlich, obwohl es bereits Mitte Mai war. Gabriel strebte auf einen Tisch am Rand zu und stellte erleichtert fest, dass die Bänke zumindest mit Sitzkissen versehen waren.
    Ohne Sandra zu fragen, bestellte Gabriel bei der Bedienung zwei Bier und sagte: »Gehört zu einer guten Ermittlungsarbeit. Einfühlen in die Welt des Opfers. In diesem Fall Brauereitechnik.«
    Er blickte zu einem Mann auf der Nebenbank, der mit seiner Tracht, dem Hut und dem Gamsbart aussah, als wäre er aus einem Reiseführer geflohen. Plötzlich stand dieser auf, machte einen Schritt auf Gabriel zu und sagte: »Derf i Eana Bsteck …«
    Gabriel zuckte zusammen, dann erst bemerkte er die zum Tisch zeigende Hand.
    »Derf i?«
    »Sandra, gibt es einen Bayerisch-Übersetzer in deinem Smart…«
    Der Mann lächelte, tippte sich gegen die Hutkrempe und sagte: »Dürfte ich mir wohl ein Besteck nehmen, bitt’ schön?«
    Erst jetzt begriff Gabriel, dass er auf ein Glas mit Messern und Gabeln deutete. Er schob ihm das Gefäß hin, und der Mann griff mit einem »Dank’ schön, der Herr« zu.
    Sandra kullerten Lachtränen über die Wange. Gabriel versuchte sich wieder auf den Fall zu konzentrieren, während er aus dem Augenwinkel beobachtete, wie sich das personifizierte bayerische Urgestein über eine Haxe hermachte.
    Berkens war bei seinem Projekt äußerst verschwiegen vor gegangen, seine Frau war nicht einmal in die Übernahme der Namensrechte eingeweiht gewesen.
    »Wenn jemand zerstückelt wird, muss eine Menge Hass im Spiel sein«, stellte Sandra fest.
    Gabriel nippte an dem Bier, das ihm eindeutig zu wässrig schmeckte, und schüttelte den Kopf. »Das Zerstückeln? Kann auch an dem Entsorgungsproblem liegen, das ein Täter nun mal hat, wenn er eine Leiche loswerden will. Und wenn es der Penner tatsächlich nicht gewesen ist, dann frage ich mich, wie er an den Trolley gekommen ist und warum er damit durch die Gegend zuckelte.«
    »Der Mann war betrunken.«
    »Egal. Selbst wenn er schwer angeschlagen war – so was lässt man doch normalerweise stehen, schreit um Hilfe oder rennt weg. Es soll sogar Leute geben, die dann die Polizei rufen.«
    »Und wenn er es nicht …«
    »Angeblich war oben ein Fuß zu sehen.«
    Gabriel nahm erneut einen Schluck und dachte an die vier Flaschen Wein, die er als Reiseproviant aus Hamburg mitgebracht hatte. Und dass er während seiner Münchner Ermittlungen wohl keine Chance bekommen würde, selbst zu kochen.
    Er tippte gegen das Glas und sagte: »Ich dachte, Bier besteht immer aus Hopfen, Malz und Wasser. Es ist wässrig oder kräftig, was gibt es da noch zu entwickeln?«
    »Schließlich schmeckt jedes Bier anders«, sagte Sandra.
    »Findest du?«
    »Wir werden hier sicher Gelegenheit haben …«
    »Das bezweifle ich«, unterbrach sie Gabriel. »Sobald die se Mordkommission II übernimmt, lass ich mich krank schreiben. Hier gibt’s doch diesen Föhn, der Migräne verursacht, oder?«
    »Ja, aber zurzeit ist gar kein Föhn.«
    »Dann habe ich mir an einer schimmeligen Weißwurst den …«
    Gabriels Telefon klingelte. Veitlinger teilte ihm mit, sie hätten Spuren von Motorenöl an dem Trolley gefunden.
    »Öl«, sagte Gabriel und noch einmal: »Öl!«
    Er zerrte einen Geldschein aus der Tasche, warf ihn auf den Tisch und sprang auf.
    »Spuren findet man nicht am Schreibtisch! Schreib dir das in dein Notizbuch und komm.«
    »Nach sofortiger Krankschreibung sieht das jedenfalls nicht aus«, sagte Sandra zu Mutter. »Manchmal weiß ich nicht, wie du das aushältst, du armer Hund.«
    6.
    Vielleicht würde er doch eher aus Bayern verschwinden können als befürchtet. Er musste den Münchner Kollegen nur gehörig auf die Nerven gehen. Wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft konnte ihm niemand seine Pension streitig machen. Das Beste war wohl, er ließ die Münchner zunächst einmal völlig im Unklaren und präsentierte ihnen dann, wie Kai aus der Kiste, den Täter und die dazugehörigen Beweise. Das würde den verantwortlichen Herren in den diversen Landeskriminalämtern natürlich gar nicht schmecken, wenn er hier seine üblichen Alleingänge unternahm und die bayerischen Kollegen vorführte. Also Schluss mit freundlicher Abstimmung und Teamarbeit. Gut, Sandra musste er einweihen, doch schließlich war sie ihm als Assistentin zugeteilt und hatte gefälligst den Mund zu halten.
    »Vielleicht darf ich erfahren, wohin wir jetzt fahren?«, fragte sie,

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