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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schmitz
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Es war das Bowiemesser, das von der geschlossenen Tür abgeprallt war.
    Kreidebleich verließ Heiner den Raum und fantasierte, was als Nächstes kam.
    *
    Heiner hatte abends lange auf der Terrasse gesessen, trotz der kalten Temperaturen. Seine Arme und Hände, die Beine und Füße waren eiskalt geworden, sein Herz ein Eisklumpen.
    Die Straßenlaterne schien ihr diffuses Licht auf das Nachbargrundstück zu Hilla, alles ruhig, alle Fenster waren dunkel. Er war zu müde und enttäuscht, um darüber nachzudenken, wie alles angefangen hatte, wie er die Karre in den Dreck gefahren hatte. Ein Geräusch lenkte ihn ab. Er erkannte einen vorbeihuschenden, krummen Schatten und sprang auf. Jemand versuchte, sich am Zaun vorbeizuschleichen.
    »Lass dich nie wieder hier blicken. Ich erstatte Strafanzeige. Hörst du. Nimm all deine Sachen mit und verschwinde für immer.«
    Heiner ging ins Haus, schloss die Tür und ließ die Holzrollladen herunterkrachen.
    Er sah nicht, wie sich der Mann langsam aufrichtete und eine beträchtliche Größe von fast zwei Metern erreichte.

7
    Endlich war es wieder so weit: Trödelmarkttag in den Messehallen in Rheinberg. Mia war etwas müde, aber guter Dinge. Die kalte und neblige Luft belebte sie von Minute zu Minute. Heute hatte sie für ihren Wagen einen sehr günstigen Platz in der Nebenhalle erwischt. Fröhlich packte sie die Sachen aus und dachte dabei unwillkürlich an ihre seltsame Begegnung mit der alten Frau von gestern Nachmittag. Sie hatte Mia am Rathausmarkt vor der Buchhandlung Pappschachtel abgefangen und sie gefragt, ob sie Interesse an einem Album mit Autogrammkarten hätte. Die Frau musste in Geldnot sein und sich zu Fuß auf den Weg hierher gemacht haben, sie wirkte abgekämpft. Mia hatte sich zunächst einmal über ihren Bekanntheitsgrad gefreut. Jetzt kamen ihre Anbieter schon von nah und fern, um ihr, der berühmten Mia Magaloff, ihres Zeichens Trödelmarkthändlerin, Sachen anzubieten. Demnächst musste sie nicht mehr in die Zeitung schauen und durch die Gegend fahren, nein, sie würde sich donnerstags zur Annahme auf den Marktplatz stellen oder zu Hause bestimmte Anlieferungszeiten einrichten und sich nur die besten Trödelgegenstände aussuchen, bei denen die Gewinnspanne am höchsten war.
    Mias Euphorie verflog sehr schnell beim Anblick der erbarmungswürdigen Frau. Ihr Mantel schien ein Vorkriegsmodell zu sein, ihr Friseur ausgewandert und der Schuster Insolvenz angemeldet zu haben.
    Kein Wunder. Die Zeiten für Selbstständige wurden immer schlechter, die Renten knapper. Vermutlich begann sie allmählich ihren Hausstand und somit ihre Erinnerungen zu verkaufen, damit sie für einen neuen Zahn sparen konnte. Die Frau wollte bescheidene 30 Euro für ein komplettes Album haben, aber Mia gab freiwillig mehr, was selten vorkam. Sie hatte ihr verstohlen 40 Euro in die knöcherne Hand gedrückt und sich bei ihrem Deal umgesehen, als hätte sie Rauschgift gekauft.
    Die kleine, zierliche Frau mit dem ärmlichen Mantel dankte ihr mit einem zaghaften Kopfnicken. Mia blickte ihrem immer schneller werdenden Gang nach und sah, wie sie in einen Mercedes der S-Klasse einstieg und davonbrauste.

    Mia begrüßte ihre Trödelmarktfreunde mit dem üblichen Hallo und hörte wie immer dieselben Sprüche. Und ewig grüßt das Murmeltier. Alles wiederholte sich im Leben – und doch nicht alles, Gott sei Dank nicht alles. Warum fiel ihr jetzt der Tod ein?
    Da kamen Heiner und Gitti, vielmehr, zuerst kam Gitti mit hochrotem Kopf und schob eine Karre voller Kartons. Ein paar Meter dahinter latschte der missgelaunte Heiner. Den Gesichtsausdruck kannte sie zur Genüge.
    Mia hatte sich heute Morgen unter der Dusche geschworen, sich diesmal nicht von ihrem Streit herunterziehen zu lassen. Sie wollte Gitti ordentlich Bescheid sagen, wenn sie sich wieder einmal von Heiner vor allen Leuten fertigmachen ließ, nur weil es dem Herrn so beliebte. Warum blieb er nicht gleich zu Hause, mehr Arbeit hatte Gitti dadurch nicht, im Gegenteil. Mia dachte sich jetzt schon in Rage, obwohl die beiden noch nicht den Mund aufgemacht hatten. Dabei wollte sie sich ja nicht anstecken lassen. Nein, dies sollte ein schöner Trödeltag werden. Sie baute ihren Tisch auf und hoffte darauf, Sameja gleich begrüßen zu können.
    *
    »Ich will nicht, dass Romeo zu der alten Schlampe zieht. Hilla soll uns in Ruhe lassen, sag ihr das.« Am Montag wollte Heiner sich als Erstes erkundigen, ob er ihr nicht kündigen konnte. Sie war ja

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