Mordsdeal
Angehörigen verlieren.«
»Du verstehst nicht. Mein Vater ist umgebracht worden. Er hat es mir selbst gesagt, wie gefährlich sein Handel sei und dass man ihn bedroht.«
»Wann hat er … äh, ich meine … wie, umgebracht worden?«
»Wie, weiß ich auch nicht. Aber wir müssen Beweise dafür finden. Es gibt einen Mörder, da bin ich mir ganz sicher, auch wenn der Krankenhausarzt behauptet, Vater sei an Herzversagen gestorben. Das kann nicht sein.«
Er nahm Mias Hände, die ratlos in der Luft hingen, und drückte sie. »Ich möchte Mama vorerst damit verschonen. Mia, hilfst du mir? Ich weiß sonst nicht weiter.«
Romeo sagte Mia alles, was er wusste, was sein Vater ihm erzählt, die Mutter zuerst verschwiegen hatte, und packte seine Vermutungen obendrauf. Mia rauschte der Kopf.
Romeo sprach ohne Pause: »Erst jetzt weiß ich, wie gefährdet er wirklich war. Ich dachte bisher immer, er würde sich wichtig damit machen. Aber anscheinend hatte er doch eine Marktlücke entdeckt, die andere für sich haben wollten. Vielleicht waren sogar irgendwelche Firmen oder Konzerne hinter ihm her, und die sind ja bekanntermaßen skrupellos.«
Doch ganz der Vater, dachte Mia und überlegte, wie sie ihn da wieder runterholen konnte. Sein Handy riss ihn aus dem Wahn von Verschwörung und Korruption.
»Nein, weiß ich nicht. Habe ich nicht. Nein. Wieso? Quatsch. Weiß ich noch nicht. Warum nicht? Nein, brauchst du nicht.« Er trennte die Verbindung und warf das Handy auf den Tisch.
»Lass mich raten«, sagte Mia, »es war deine Mutter?«
»Woher weißt du das?«
»Ach, viele Söhne telefonieren so mit ihrer Mutter, später dann mit der Freundin – oder war es deine Freundin? Es geht mich ja nichts an, aber interessieren tut es mich schon.«
»Nö, hab keine mehr«, sagte er knapp, damit sie nicht weiterbohrte. »Es war tatsächlich Mama, sie hat nach Vaters Laptop gefragt und ist nicht damit einverstanden, dass ich hier bin.«
Mia wurde hellhörig. »Weißt du, wo sein Laptop ist? Darauf könnten wichtige Informationen sein.«
Romeo nickte: »Habe ich mir auch gedacht. Er liegt im Auto. Ich habe zwar selbst einen PC, aber ich kann nur Mails schreiben und ins Internet gehen. Mit dem anderen Schnickschnack kenne ich mich nicht aus. Dateiwiederherstellung oder Datensicherung kenne ich nur vom Namen her. Ich wollte das Ding zu einem Computerspezialisten geben.«
Mia sah ihn von der Seite an: »Also, da könnte ich dir weiterhelfen. Ich habe mal einen Kurs belegt: »Wie trickse ich meinen Computer aus.«
Romeo war für kurze Zeit begeistert.
«Die Sache hat nur einen Haken. Wenn man ihn startet kommt: Geben Sie Ihr Kennwort ein …«
Mia schockte es nicht. Es war für sie wie Kreuzworträtsel oder Sudoku lösen. Je kniffliger, desto besser. Nur Gitti machte ihr Sorgen, was war, wenn sie etwas dagegen hatte?
Romeo schien es zu ahnen und beruhigte sie. »Das bleibt natürlich alles unter uns.«
Mia begleitete Romeo zum Wagen. Er tauchte darin ab und kam nach wenigen Sekunden mit einer schwarzen Kunstledertasche rückwärts wieder herausgekrochen.
Mia nahm den Laptop in Empfang. Natürlich half sie gerne, aber es gab da eine direktere Lösung, herauszubekommen, ob Heiner umgebracht wurde oder nicht. So ein Herz versagte aus unterschiedlichen Gründen. Zum Beispiel auch durch Aufregung (sie dachte da an Pfarrer Furchtesam), durch einen anaphylaktischen Schock oder durch Gift, sei es nun nachweisbar oder nicht. Sie konnte nur bedingt helfen, war keine Kommissarin und durfte es mit den Ermittlungen nicht übertreiben. Außerdem wollte sie sich keinesfalls noch einmal in Lebensgefahr bringen.
»Weißt du, Romeo, es gibt da eine Möglichkeit, wie du es schneller herausfinden kannst, ob dein Vater … du weißt schon. Auch als Privatmann kann man eine Obduktion veranlassen. Ich weiß nur nicht, welche Bedingungen eingehalten werden müssen. Außerdem kostet es eine Kleinigkeit. Kleinigkeit ist untertrieben. Ich meine, es liegt so um die 500 Euro. Da müsstest du dich aber am besten vorher erkundigen, ob weitere Kosten hinzukommen.«
Trotz der Kosten strahlte Romeo über die ungeahnte Möglichkeit.
»Du kannst deiner Mutter sagen, sie soll sich an das Klinikum wenden und dort durchfragen. Die sagen ihr schon, ob sie richtig bei ihnen ist. Die Polizei … Romeo? Meine Güte, du bist ja ganz blass. Komm noch mal mit ins Haus. So fährst du mir nicht.«
*
Gitti hatte Hilla besucht und wollte ein wenig Trost von ihr.
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